Review: Deez Nuts – Binge & Purgatory
Deez Nuts haben Anfang April ihre neue Platte “Binge & Purgatory” veröffentlicht und gehen darauf ungewohnt reflektierte Wege. Denn irgendwann ist auch der letzte Shot gekippt und der letzte Blunt geraucht.
“Binge & Purgatory” nennt sich das fünfte Album von Deez Nuts und es überrascht. „How many ways can you tell the same tired story?“, fragt sich Sänger JJ Peters auf “Commas & Zeros”. Das haben sich sicherlich auch die Hörer gefragt, die vor zehn Jahren mit der EP „Rep Your Hood“ eingestiegen sind. Zwar gab es schon auf „Word Is Bond“ aus dem Jahre 2015 Ausflüge in inhaltsschwerere Themen, doch im Grunde standen Exzess und dicke Hose stets auf dem Spielplan der Hardcore-Band aus Melbourne.
Natürlich ist von Peters (noch) keine durchdachte Sozialkritik zu erwarten. Nach wie vor drehen sich die Texte um seine Welt: „Just because I don’t speak on them / doesn’t mean I don’t have problems / just means I’m man enough to handle shit on my own“. Starke-Männer-Attitüde ist und bleibt der Stoff, aus dem die Deez-Nuts-Songs sind. Mehr Spaß macht es vermutlich trotzdem, „Your Mother Should’ve Swallowed You“ mitzugrölen.
Schon das deutlich farbenfrohere Cover zeigt, dass sich Deez Nuts mit dieser Platte öffnen möchten. Und das nicht nur inhaltlich. Im Vergleich zu den Vorgängern haben die Australier musikalisch eine stärkere Mischung von HipHop, Crossover, Punk und Metal gewagt. Durch häufige Rhythmuswechsel bauen die Songs eine noch heftigere Dringlichkeit auf. Kaum zu glauben bei einer Band, deren Markenzeichen mit „auf die Fresse“ schon immer perfekt beschrieben werden konnte.
Nicht jedem wird diese Entwicklung schmecken. Beispielsweise hätte die Videoauskopplung „Discord“ so auch eine „Crossing All Over“-Compilation aus dem Jahre 1999 eröffnen können. Oder anders gesagt: Deez Nuts beweisen nicht auf jedem Song die Kante, die man von ihnen gewohnt ist. Eines haben Deez Nuts mit „Binge & Purgatory“ trotzdem geschafft: Ihr demonstrierter Wille zur Weiterentwicklung macht Lust auf das sechste Album. Nach „Word Is Bond“ war das nicht der Fall.
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