Review: Deez Nuts – Word Is Bond

Mit “Word Is Bond” reißt die australische Hardcore-Band Deez Nuts wieder Köpfe ab. Doch Frontmann JJ Peters stellt diesmal klar, dass es mehr als das Durchfeiern von 5 bis 9 gibt.

 

Da hatte Deez-Nuts-Frontmann JJ Peters 2007 mit der EP „Rep Your Hood“ neben etwas Glück vor allem den richtigen Riecher. Aus dem Solo-Spaßprojekt des ehemaligen Vollzeitschlagzeugers von I Killed The Prom Queen ist mittlerweile eine ernstzunehmende international agierende Band geworden, die beinahe alle zwei Jahre zuverlässig Alben veröffentlicht und eine gutbesuchte Tour nach der anderen spielt. Album Nummer Vier hört auf den Titel „Word Is Bond“ und ist schon wie seine Vorgänger kompromisslose Hau-drauf-Mucke, die man erneut mit Bierflasche in der Hand genießen kann, über die sich diesmal aber auch der eine oder andere tiefergehende Gedanke lohnt. Denn jeder Gesichtstätowierte wird älter und erkennt, dass dieses permanente Duracellhäschendasein nicht alles ist. Die inneren Energiebatterien lassen nach und ernsthaftere Gedankengänge breiten sich aus.

 

Keine Sorge, Deez Nuts mutieren in ihrem achten Bandjahr nicht zu einer sozialkritisch angehauchten Weichspülerband, die die Lautstärke gegen Balladen eintauscht. Wer hofft, dass er von Peters einen weiteren Soundtrack zum alkoholisierten Durchdrehen bekommt, wird nicht enttäuscht, kann sich dennoch auf ein paar ernstere Wort freuen. „Pick myself up, dust myself off, never let nothing get the better of me“, heißt es beispielsweise in “The Message” und zeigt den simplen aber vorhandenen Anspruch Peters, seinen Hörern nicht nur Schnapsanimation zu liefern, sondern auch Lebensweisheit mit auf den Weg zu geben. Das ist schön, denn irgendwann ist auch wieder Montagmorgen und während Peters seinen Kater ausschläft, quälen sich seine Hörer in den 9-to-5-Job.

 

Wie auch schon auf dem Vorgänger „Bout It!“ dauert es ein paar Hördurchgänge, bis sich die großen Hits der Platte herauskristallisieren. Haben sich die 34 Minuten erst einmal im Hirn festgesetzt, kann aber so ziemlich jedes der 14 Stücke als kleine Hymne an das gepflegte „I Don’t Give A Fuck“ gefeiert werden. „Everything you did you did for yourself and nobody else“, grölt die komplette Gang in „What I Gotta Do”, um anschließend in “Face This On My Own” zu revidieren “You never on your own, no matter where you’re at you got fam”. Das Gesagte ist eben nicht allzu ernst zu nehmen. Wer über den Tag verteilt klar denken möchte, kippt sich besser keinen Whiskey ins Frühstücksmüsli. Deez Nuts als die ewige Partykapelle abzutun, wird dem Album nicht gerecht. Wenn Peters in „Yesterday“ seine frühere geistige Blindheit anprangert, ist das auf seine Art und Weise durchaus als Glanzstück in Sachen Reflexion anzusehen.

 

Neben dem ansteckenden Abrissbefehl ist vor allem die HipHop-Affinität ein großer Reiz der Band. Wir erinnern uns noch alle an die Wu-Tang-Zitate in „I Hustle Everyday“, erkennen es am Kleidungsstil des Frontmanns und bekamen spätestens mit dem Soloprojekt des Soloprojekts Grips & Tonic Gewissheit – JJ Peters ist tief im Herzen ein Rapper. Auf „Word Is Bond“ zeigt sich dies erneut mit dem berühmten „Don’t push me, cause I’m close to the edge“-Zitat aus dem Grandmaster-Flash-Welthit „The Message“. Deez Nuts ist eine Band, die musikalisch auf der Stelle tritt, nicht immer die cleversten Sachen sagt, aber dafür jede Menge Ecken und Kanten besitzt. Trotz allem was Peters auf „Word Is Bond“ schreit, ist die Platte nichts anderes als ein weiteres Album, das genau das bedient, was sich die Shorts tragenden Kids jedes Mal aufs Neue wünschen: Futter zum Durchdrehen.

 

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