Deez Nuts & Comeback Kid auf Tour: You Are Part Of This

10.2.2017 - Karlsruhe, NCO Club

Deez Nuts luden am 10. Februar in den Karlsruher NCO Club. „You Are Part Of This“ lautete der von JJ Peters angestimmte Schlachtruf, dem Comeback Kid, First Blood, Hellions, Get The Shot und Reality Slap folgten.

 

 

Es fühlte sich wie ein kleines Festival an: Merchandise- und Vinylverkäufer, Infostände von der Hardcore Help Foundation und sechs Bands auf dem proppenvollen Zeitplan. Deez Nuts‘ JJ Peters organisierte die „You Are Part Of This“-Tour, die vom 3. bis zum 18. Februar einmal quer durch Europa zog und zum Bergfest in Karlsruhe hielt. Das schien nicht nur eine altersgemischte Schar an Mädchen und Jungs zum Ticketkauf motiviert, sondern auch die Türsteher des NCO Clubs beflügelt zu haben. Gutgelaunt drückten sie ihren Gästen einen neckischen Spruch nach dem anderen: „Dein Handy hat eine Kamera, oder? Das musst du mir geben, filmen ist heute nicht erlaubt.“ Schlimm wäre es nicht gewesen, denn filmende Smartphones wurden während der Veranstaltung kaum Richtung Hallendecke gestreckt.

 

Mauern sind dafür da, zerstört zu werden

 

Wer etwas später aus dem Büro kam, verpasste Reality Slap aus Portugal. Pünktlich um 18:45 Uhr standen diese auf der Bühne, um ihre kürzlich erschienene EP „Limitless“ in voller Länge zu präsentieren. Immer wieder betonte Sänger Johnny, wie froh er sei, in Karlsruhe spielen zu dürfen. Daraufhin folgte die Bitte an das noch verhaltene Publikum, einen Schritt nach vorne zu kommen. Get The Shot aus Kanada übernahmen anschließend und ließen 30 Minuten Geknüppel auf die mittlerweile warmgelaufenen Konzertbesucher niederprasseln. Der durchtrainierte Frontmann J-P ging bei Ansprachen auf die Knie, um seiner Zuhörerschafft auf Augenhöhe zu begegnen. „Mauern sind dafür da, zerstört zu werden“, gab er unter tosendem Applaus das wohl eindeutigste Statement zur aktuellen politischen Lage ab.

 

 

Zwischen den Shows sprang die Deckenbeleuchtung des Clubs an. Gut für die Stage-Hands, die die Gitarren einstöpselten und Mikrofone mit Desinfektionsmittel besprühten. Schlecht für die Stimmung, da die Besucher immer wieder aus der Konzertatmosphäre gerissen wurden. Daran lag das verhaltene Echo auf Hellions vermutlich nicht. Der melodische Einschlag der australischen Post-Hardcore-Band schien das Publikum nicht abzuholen. First Blood aus San Francisco trafen mit ihrem brachialen Hardcore-Punk eher den Geschmack der Karlsruher. „If you feel good, say yeah!“, grölte der feierwütige Carl Schwartz ins Mikro. Und zu feiern hatten die Jungs mehr als genug. An diesem Freitag erschien ihr drittes Studioalbum „Rules“.

 

Stage-Dives, High-Fives und Godfather Waltz

 

Wer im Vorfeld nicht für ausreichend Ohrenschutz gesorgt hatte, hörte Nino Rotas ikonischen „Godfather Waltz“, zu dem Deez Nuts die Bühne betraten, gar nicht mehr. Ein Wunder, dass der Mischer an diesem Abend das erste Mal beim Opener „Band of Brothers“ mit Übersteuerungen zu kämpfen hatte. Auf der Bühne brach Chaos aus. Stage-Dives und High-Fives eben. Mehrmals landete das Mikrofon auf dem Boden, weil sich völlig aufgeheizte Besucher im Kabel verhedderten. JJ Peters war angetan von so viel Liebe, lächelte und streckte den Daumen in die Höhe. „Deez Nuts, Deez Nuts, Deez Nuts“, kamen die Sprechchöre zurück. Im April erscheint das neue Album „Binge & Purgatory“. Mit „Discord“ wurde ein Song daraus gespielt. Hören wollte Karlsruhe lieber die alten Hymnen: „Stay True“, „Damn Right“ und als großes Finale natürlich „Your Mother Should’ve Swallowed You“.

 

 

Als die Kanadier von Comeback Kid zu ihren Instrumenten griffen, waren die Scheiben immer noch beschlagen und die Kehlen heißer. Ein großer Teil der Anwesenden kam, um mit Deez Nuts Party zu machen. Entsprechend lasch war die Stimmung bei Comeback Kid. Irgendwann reichte es Sänger Andrew Neufeld, der das Publikum energisch zum Mitmachen aufforderte: „Do youself a fucking favour!“ Der nicht ganz uneigennützige Ratschlag wirkte und brachte die müden Knochen noch ein letztes Mal in Bewegung. Das komplette Abendprogramm bot einen fünfstündigen Hardcore-Marathon, der an die Substanz ging. Neufeld und seine Band bekamen das zu spüren. Das ist schade, aber besser so als eine Veranstaltung, die überhaupt nicht zündet.

 

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.




Facebook
Instagram
Twitter
YouTube