Review: Swiss – Es kann nur einer befehlen

Swiss zeigt auf seinem dritten Album „Es kann nur einer befehlen“, warum er der „Popfather of Rap“ ist. Und das trotz des einen oder anderen herberen Tracks.

 

Den Namen Swiss hat jeder, der sich in den letzten Jahren auch nur ansatzweise mit deutschsprachigem Rap auseinandergesetzt hat, schon einmal gehört. Swiss ist der, der 2006 das Free-Download-Album „Jeder Track ein Hit“ mit dem dazugehörigen Tine-Wittler-Mini-Skandal in Umlauf gebracht hat. Nun ist der Wahlhamburger zurück! Diesmal müsst ihr für sein Zeug zwar bezahlen, doch deswegen fällt die Musik nicht weniger provokant aus. Die Inhalte auf „Es kann nur einer befehlen“ schwanken zwischen genialem Humor, Geschmacklosigkeit hoch 10 und sehr viel bitterem Ernst.

 

Dass der selbsternannte „Popfather of Rap“ nix für empfindliche Seelen macht, beweisen Tracks wie „Lied für dich“, in dem er seiner Ex-Freundin mit deutlichen Worten droht, „Oh nein“, das von dem dicken Mädel an deiner Seite handelt oder die Single „Missglückt“, welche all das, was Swiss’ Stil ausmacht, noch einmal zusammenfasst. Wie gesagt: Die Grenzen zwischen aggressivem Humor und purer Geschmacklosigkeit verschwimmen dermaßen oft, dass man gar nicht weiß, wie man mit dem Dargebotenen umzugehen hat. Swiss ist ein cleverer Kerl, der sich 100%ig darüber im Klaren ist, wie sehr er mit seiner Musik provoziert. Und ich bin davon überzeugt, dass ihm genau das gefällt.

 

Swiss teilt kräftig gegen seine Musikerkollegen aus (u.a. Eko, Separate, Kollegah, sido, Bushido, Nevada Tan und DJ Static), rappt stellenweise etwas abgehackt und füllt gegen Ende der Platte etwas zu viele Hooks mit schmalzigem Gesang. Weitere Abzüge könnte man ihm für den schlecht abgemischten Patrick-mit-Absicht-Part auf „Hamburg Reloaded“ geben. Doch in Anbetracht der noch hinzukommenden Kritik über Swiss’ Inhalte, ist das alles am Ende NUR Musik. Und das Swiss (mittlerweile) zwischen seinen Texten und der Realität unterscheiden kann, zeigen Songs wie „Weg in die Hölle“. Kein Mensch auf dieser Welt hat eben Narrenfreiheit. Trotzdem wird man oftmals von der politischen Unkorrektheit auf diesem Tonträger so abgeschreckt, dass man die Platte am liebsten ausschalten würde. Doch irgendwie fesselt einen das Ganze trotzdem. Ein ähnliches Prinzip wie bei Autounfällen mit dem Gaffen.

 

Fazit: „Es kann nur einer befehlen“ hat mich trotzdem sehr überrascht. Vor diesem Album kannte ich wenig bis gar nichts von Swiss. Nun muss ich sagen, dass das auf dieser Langspielplatte gezeigte wirklich Qualität hat. Kann man sich ruhigen Gewissens in den Schrank stellen und kräftig im Freundeskreis darüber diskutieren.

 

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