Review: Fränk da Tänk – Im Ernst, ich mach nur…

Wer ausschließlich mit dem Hip-Hop der letzten fünf Jahre aufgewachsen ist, wird sich fragen, ob Fränk da Tänk das ernst meint. Fränk gibt die Antwort bereits im Titel seines neuen Albums: „Im Ernst, ich mach nur…“!

 

Fränk da Tänk hat mit Rap, wie er die Spotify-Charts dominiert, nix am Hut. Statt die neusten Anglizismen der Lil-Rapper ins Deutsche zu transferieren, trägt er seine Texte mit einem breiten schwäbischen Akzent vor. Denn Fränk fragt, nein, er frägt sich nicht, ob sowas heutzutage funktioniert. Er macht einfach nur. Diese von Dogmen losgelöste Haltung versinnbildlicht sich bereits auf dem Cover. Darauf setzt er zum Hammerschlag auf einen für Hip-Hop so ikonischen Akai-Sampler an.

 

„Ich hab meinen Style gefunden, ihr findet ihn auch nice / das ist doch keine Schande, hey, es ist halt geiler Scheiß“, stellt Fränk seine Einzigartigkeit auf „Kirchheim unter Tänk“ selbst heraus. Dieser Style besticht nicht durch komplexe Reime und einen wandelbaren Flow, sondern durch eine musikalische Vision, die dem Schaffen des Kirchheimers erstmals durchgängig auf einem Album anzuhören ist. Und das ist auf das Gesamtkunstwerk bezogen mehr wert als der perfekte Sechzehner.

 

Denn einerseits reimt Fränk zwar „Dreck“ auf „weg“, schafft es anderseits aber eingängige Refrains und – was viel wichtiger ist – richtige Songs zu produzieren. Bestes Beispiel hierfür ist „Gruibinger“, das der gleichnamigen Familienbrauerei im Landkreis Göppingen gewidmet ist. Hierfür wird die Snare in der Hook vom Ploppen einer Bügelflasche unterlegt. Überraschungsmomente wie diese gibt es auf der Platte zuhauf.

 

Dabei fallen die Beats nicht nur durch witzige Gimmicks auf, sondern entwickeln durch live eingespielte Instrumente wie Trompete, Posaune, Bass und Gitarre auch einen lebendigen Sound. Langweilig gesetzte Drum-Patterns, die selten aus bekannten Bumm-Tschack-Mustern ausbrechen, bremsen den für Hip-Hop fast schon untypisch musikalischen Ansatz ein wenig. Etwas mehr Experimentierfreude hätte an dieser Stelle nicht geschadet.

 

Auf der Bühne werden Fränks Konzeptsongs auf jeden Fall funktionieren, denn sie treffen direkt ins Herz. „Gelber Schein“ ist die Blaumachhymne für schwäbische Fließbandarbeiter, „Geburtstag“ die Auseinandersetzung mit dem Älterwerden, „WhatsApp“ das Schlussmachlied für 21st Century Digital Kids und „Schmetterling“ die überraschend ernste Gesellschaftskritik. Dass er bei alledem inhaltlich trotzdem nur an der Oberfläche kratzt, passt sogar zum leichtfüßigen Style der Platte.

 

„Im Ernst, ich mach nur…“ wird seine Fans finden. Denn das Album macht mit all seinen herrlich unmodernen Ideen tatsächlich Spaß. Ob Fränk über seine Kirchheim-unter-Teck-Blase hinaus auf Resonanz stoßen wird, ist hingegen fraglich. Dafür leben die Musik und ihr Humor zu sehr von einem Lokalkolorit, der fernab des Schwabenländle vermutlich nicht verstanden wird. Stolz auf sein Album kann der sympathische Fränk trotzdem sein.

 

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