Review: Marz – Hoes. Flows. Tomatoes.

Und noch einmal geht es raus an den Neckar, auf den Schlossplatz oder in den Rosensteinpark. Marz verlängert den Sommer mit seinem neuen Mixtape „Hoes. Flows. Tomatoes.“!

 

Diese Veröffentlichung fühlt sich an wie damals nach der Schule auf der Wiese hinter dem McDonald’s: Zu dritt eine Tüte rauchen, Wu-Tang Clan hören und sich vorkommen wie der Mittelpunkt der Welt. Und alle stimmen ein: „Komm wir rappen!“ Rap des Raps wegen. Keine Gimmicks, nur Styles. Da wundert es auch nicht, dass der Opener „Ich liebe meinen Flow“ eher nach New York 1994 als nach Stuttgart 2013 klingt. Lord Finesse macht’s möglich. Der restliche Sound reiht sich da mit ein paar kleinen Abstrichen perfekt ein. Allen voran Kollege Schnürschuh hat die staubtrockenen Boombap-Unterlagen nur so rausgehauen. Und wenn Betty Ford Boy Dexter für „Linke Seite / Rechte Seite“ obendrein ein atmosphärisches Instrumental zum Nachtwandern auspackt, kann Marz sowieso nur gewinnen.

 

Inhaltlich verfolgt der Black’n’Proud-Rapper eine klare, leicht nachvollziehbare Linie. Böse Zungen könnten gar behaupten, Marz wirkt auf diesem Mixtape eindimensional und platt. Der bekennende VfB-Fan erzählt von den einfachen Dingen, welche wohl jeder Jugendliche und Junggebliebene kennt. Musik für Menschen, die sich jeden Tag zu ihrem 0815-Job quälen, sich das alles aber irgendwie anders vorgestellt hatten. Ein vermeintlich schlichtes Leben,  dessen Simplizität aber spätestens dann verloren geht, wenn man sich über den Kontostand am Endes des Monats, über die eigene Situation in den nächsten fünf Jahren oder über den Status mancher Freunde, bei dem man einfach nicht mehr mithalten kann, Gedanken macht. Für all diese getriebenen Alltagsversager liefert Marz den Soundtrack.

 

„Hoes. Flows. Tomatoes.“ ist im Endeffekt eine Aneinanderreihung von Themensongs. Es geht um Jogginghosen („Ich und meine Jogger“), die schönste Nebensache der Welt („Samstag halb 4“) oder um das tägliche Geldverdienen („Schicht don’t kill my vibe“). Das verpackt Marz in einen bodenständigen Flow mit durchschnittlichen Reimen und eine Delivery, die nach all den Jahren mit PopBizEnemy immer noch den Hunger eines 15jährigen RBA-Rappers versprüht. Die Komponenten für sich einzeln genommen keine Bomben, in der Mischung aber durchaus explosiv. Da braucht es bis auf einen Gastbeitrag von Nomis-Partner Döll auch keine Features.

 

Marz macht Rap für Rapper bzw. Rap für Menschen mit ausgeprägter Rap-Leidenschaft. Verweise, Zitate und Hommagen plätschern in den 28 Minuten Spielzeit verteilt auf 11 Tracks nur so runter. Damit wird er es nicht schwer haben, seine Zielgruppe zu finden. Und mit einer umfangreichen Auswahl an beiliegenden Alternativcovern kann sich jeder sein „Hoes. Flows. Tomatoes“ beispielsweise zu „Hoes. Flows. Bananas.“ ummodeln. Wer sich jetzt nicht zum kostenlosen Download klickt, verpasst eine der wichtigsten Veröffentlichungen der lokalen Szene dieses Jahres.

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