Review: Der Hobbit – Die Schlacht der Fünf Heere

Bilbo Beutlin watschelt mit seinen putzigen Hobbit-Füßen in die finale Runde der „Hobbit“-Trilogie und zwingt erneut zum häufig bemühten Fazit: Eine Kinderbuchvorlage bietet zu wenig Stoff für drei Spielfilme in Überlänge.

 

Bereits drei Jahre in Folge strömen die Menschen rund um die Weihnachtszeit in die Lichtspielhäuser, um sich von der Vorgeschichte der „Herr der Ringe“-Filme begeistern zu lassen. Im Anschluss wird stets fleißig darüber diskutiert, ob ein Kinderbuch vielleicht doch zu wenig Fleisch für eine Trilogie in Überlänge hat und das alles im Grunde nur ein Melken der Franchise-Kuh ist. Verpassen will man das Fantasy-Spektakel in J.R.R. Tolkiens Mittelerde-Universum trotzdem nicht, dafür hat Frodo mit seinem Abenteuer, das zwischen 2001 und 2003 Begeisterungsstürme der Stufe 10 erzeugte, zu viele schöne Erinnerungen hinterlassen. Das möchte der Zuschauer wieder erleben. Regisseur Peter Jackson tut auch alles, um das hinzubekommen, scheitert jedoch am technischen Zeitgeist und mangelnder Substanz.

 

Zu viel CGI, zu wenig Geschichte

 

Nachdem sich Bilbo in „Eine unerwartete Reise“ zusammen mit seinem von Thorin Eichenschild angeführten Zwergen-Wandertagsverein aufgemacht hat, den Drachen Smaug vom Berg Erebor zu vertreiben und im Nachfolger „Smaugs Einöde“ gegen diesen zu kämpfen, erzählt „Die Schlacht der Fünf Heere“ vom titelgebenden Kampf vor den Toren Erebors. Alles in allem lässt sich die Trilogie in einem Satz zusammenfassen, was aber nicht schlimm ist, denn mit „Der Herr der Ringe“ war es nicht anders. Trotzdem fühlt sich gerade der dritte Teil der „Hobbit“-Reihe inhaltlich leer an. Statt einer Geschichte mit Wendungen und Tiefgang gibt es eine dermaßen brutale und vor CGI nur so sprudelnde Schlacht, dass man meinen könnte, man schaue einen Animationsfilm mit einer Altersfreigabe ab 18 Jahren. Wo Orks in der „Herr der Ringe“-Trilogie noch finster geschminkte und kostümierte Muskelpakete waren, stammen die Anführer Bolg und Azog aus dem „Hobbit“-Ableger wohl komplett aus Peter Jacksons Laptop. Das macht beim Zusehen weder Spaß noch Eindruck.

 

Was schon in den beiden Vorgängern zu bemängeln war, greift auch im dritten Teil wieder voll: Die dreizehn Zwerge, die als großer Sympathietrupp inszeniert wird, aus dem sich jeder Zuschauer seinen Favoriten herauspicken kann, gehen bei all dem Computergeschnetzel völlig unter. Abgesehen vom Anführer Thorin kann man sich möglicherweise nur an den Einen cleveren mit dem weißen Bart und den Anderen, der geil auf die Vulkanierin ist, erinnern. Wie hießen die noch gleich? Ach, ich komme nicht auf die Namen! Unfair möchte ich auch nicht werden, denn was die Figuren angeht, hat „Die Schlacht der Fünf Heere“ selbstverständlich auch Höhepunkte. Martin Freeman spielt den Bilbo mit jeder Mundwinkelbewegung unterhaltsam, Richard Armitage in der Rolle des Thorin Eichenschilds nehme ich seine Drachenkrankheit ohne weiteres ab und selbst die deutsche Synchronstimme von Smaug bläst einem die Popcorntüte aus den Händen. Der Stab rund um den Film besteht definitiv aus Könnern.

 

Gleich in die Action geworfen

 

Der Zuschauer wird von der ersten Minute an in die Action geworfen. Zeit, um sich zu orientieren, bleibt nicht. Der Fehler ist es, überhaupt zu versuchen, wieder in die Geschichte hineinzukommen. Denn bevor man die Charaktere und Beweggründe wieder den alten Erinnerungen zugeordnet hat, liegt Esgaroth schon in Schutt und Asche und ein Haufen toter Orks auf der Mittelerde. Und dort, wo Orkköpfe im Sekundentakt über die Leinwand rollen, gibt es auch weniger Humor als noch in den beiden vorangegangenen Teilen. Bierkrugschwenkende, singende und kalauernde Zwerge sind hier ebenso Mangelware wie bei Schneewittchen. Ordentlich Fan-Service wird dank zahlreichen teils überraschenden Gastauftritten, atemberaubenden Neuseelandaufnahmen und vertrauter Orchestrierung trotzdem betrieben. Schlecht ist das alles nicht und für jemanden, der auch nur ansatzweise Spaß an der von Tolkien erschaffenen Welt hat, ein leichtes Vergnügen.

 

Auf den Punkt gebracht, war die finale Episode der „Hobbit“-Trilogie keine Enttäuschung und trotz des vielen Füllmaterials eine recht fesselnde Sache. Bereut habe ich den Kinobesuch daher nicht, recht egal war mir die Angelegenheit dennoch. Wie ein emotionales Ende, das einen voller Freude und Wehmut auf die zurückliegende Reise mit Bilbo blicken lässt, fühlte sich „Die Schlacht der Fünf Heere“ nicht an. Eher wie ein Pflichtprogramm, das nun abgehakt wurde. Lust auf „Der Herr der Ringe“ hat der Film trotz allem gemacht und das ist ja eigentlich der Sinn eines Prequels. Und wer weiß, vielleicht kommt irgendein raffgieriger Studioboss auf die Idee, 2021 – nachdem die dritte „Star Wars“-Trilogie die finanziell erfolgreichste Filmreihe aller Zeiten wurde – auch noch Tolkiens Kurzgeschichtensammlung „Das Silmarillion“ in Bewegtbilder zu pressen.

 

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