LucasArts: Point-and-Click-Adventures (Teil 1 von 3)

Mit der Maus kommandiert man per Klick eine Spielfigur durch aufwändig gestaltete Landschaften und Räume, vollgepackt mit Rätseln und Puzzles. Dialoge mit anderen Figuren führt man, indem man sich eine Antwortmöglichkeit aus einer Liste von Vorschlägen aussucht. Nach und nach wird man so mit etwas Durchhaltevermögen und ein bisschen Grips durch eine hoffentlich spannende Geschichte geführt. Dieses Spielprinzip kennt jeder, der seine Kindheit nicht ausschließlich mit Holzspielzeug verbrachte: Point-and-Click-Adventures.

 

Über meinen Bruder kam ich Anfang der 90er Jahre zum ersten Mal in den Kontakt mit Games dieser Gattung. Vor allem „Indiana Jones And The Last Crusade“, „Indiana Jones And The Fate Of Atlantis“ und „The Secret Of Monkey Island“ brannten sich in mein noch junges Grundschulhirn ein. Mitte der 90er bekam ich dann – mit dem Beginn der fünften Klasse – meinen ersten eigenen PC (ein 486er mit stolzen 33 MHz) geschenkt und legte mir folglich eine ganze Latte weiterer Point-and-Click-Adventures zu.

 

Die Geburt von Lucasfilm Games

 

Doch beginnen wir am Anfang: Ende der 80er bis Mitte der 90er trieben es Entwicklerstudios wie Sierra On-line (heute Sierra Entertainment) mit Spielen wie „Time Zone“ oder „Mystery House“ und die Telarium Corporation mit einer Handvoll Games zu Science-Fiction-Romanen auf die Spitze. Der Weg von textbasierten Adventures hin zu grafikbasierten Point-and-Click-Adventures war kurz und fließend. Das Genre wurde relativ schnell perfektioniert. Neben den gerade genannten war jedoch vor allem ein Studio maßgeblich an der zügigen Vollendung des Point-and-Click-Adventure-Genres beteiligt: LucasArts.

 

1982 gründete Star-Wars- und Indiana-Jones-Erfinder George Lucas in Marin County, Kalifornien den Computerspielehersteller Lucasfilm Games. In Zusammenarbeit mit Atari, Epyx und Activision veröffentlichte das noch junge Unternehmen im März 1984 seine ersten zwei Spiele: „Rescue On Fractalus!“ und „Ballblazer“. Ersteres war ein Weltraum-Shooter, dessen Cover vier Jahre später als Poster noch einmal in „Zak McKracken And The Alien Mindbenders“ Erwähnung fand. Letzteres ein futuristisches Fußballspiel, das jeweils 1990 und 1997 neu aufgelegt wurde. Bis 1987 dann letztendlich das erste Spiel der Point-and-Click-/SCUMM-Ära erschien, probierte sich Lucasfilm Games an vielen weiteren Videospielen der unterschiedlichsten Genres aus. So erschien 1984 das Action-Game „The Eidolon“, 1985 das Science-Fiction-Spiel „Koronis Rift“ und jeweils 1987 die Marinesimulationen „P.H.M. Pegasus“ und „Strike Fleet“.

„Labyrinth“: Ein Hauch von SCUMM

 

1986 veröffentlichte Activision mit „Murder On The Mississippi: The Adventures Of Sir Charles Foxworth“ das erste Point-and-Click-Adventure, das komplett ohne die Tastatur auskam. Lucasfilm Games legten noch im selben Jahr mit dem Spiel zum Fantasy-Film „Labyrinth“ (David Bowie in der Hauptrolle) nach. „Labyrinth“ ist ein Abenteuerspiel, das mit einem Grafikmodus aufwarten konnte, der schon stark an die SCUMM-Software erinnerte, welche in den folgenden Jahren das Markenzeichen aller Lucasfilm-Adventures sein sollte.

 

SCUMM wurde 1987 von Ron Gilbert und Aric Wilmunder programmiert und steht für „Script Creation Utility For Maniac Mansion“. Wie der Name schon verrät, wurde die Software speziell für das später im Jahr veröffentlichte Point-and-Click-Adventure „Maniac Mansion“ entwickelt. Doch die Game-Engine sollte nicht ohne Grund noch für viele weitere Grafik-Adventures aus dem Hause Lucasfilm Games herhalten. Die SCUMM-Technologie wurde über die Jahre immer weiter entwickelt und ermöglichte es den Spieleherstellern von Lucasfilm Games, sich komplett auf die Story, die Musik und die Grafiken ihrer jeweiligen Projekte zu konzentrieren.

 

Maniac Mansion erobert die Welt

 

Spiele, die 25 Jahre nach dem Erscheinen als Meilenstein gelten und noch heute weltweit angezockt werden, müssen schon etwas ganz besonderes sein. „Maniac Mansion“ erschien 1987 und war das erste Point-and-Click-Adventure von Lucasfilm Games, das – wie im vorangegangenen Abschnitt schon erwähnt – auf der eigens hierfür programmierten SCUMM-Sprache basierte. Der Bildschirm wurde in drei Bereiche geteilt. Der größte Bereich zeigt, in einer für damalige Verhältnisse schicken Comicgrafik, was gerade im Spiel passiert. Ein kleinerer Bereich darunter ist mit Verben wie „Nimm“, „Zieh“ oder „Öffne“ gefüllt, die man anklicken und somit der Spielfigur Befehle geben kann. Und ein weiterer Bereich daneben zeigt an, was für Gegenstände man momentan besitzt, mit denen mögliche Rätsel gelöst werden können.

 

Ausgestattet mit diesem neuartigen Spielsystem macht man sich als Dave mit einem kleinen Team, das am Anfang des Spieles selbst zusammengestellt werden kann, auf, um die Freundin des Protagonisten aus den Fängen des – von einem bösen Meteor beeinflussten – Dr. Fred Edison zu befreien. Dank der vielen freiwählbaren Spielfiguren gab es schon damals unterschiedliche Lösungswege, was die Motivation für ein häufigeres Durchspielen deutlich steigerte. Auch die gut inszenierte Geschichte, die durch eine herrliche Mischung aus Humor, Grusel und Irrsinn überzeugte, war für damalige Verhältnisse eine wahre Offenbarung. Die Fachleute von Power Play gaben der DOS-Version des Spieles im März 1990 nicht ohne Grund 88 von 100 möglichen Punkten. ScummVM Games schrieben noch Jahre nach der Veröffentlichung: „Maniac Mansion ist sicher eines der ganz großen Spiele aus den 80er Jahren und der Grundstein für noch viele weitere SCUMM Spiele.“

 

 

Zak McKracken And The Alien Mindbenders

 

Die SCUMM-Engine trat Ärsche und die Spielergemeinde ging Nüsse. Nach dem Erfolg von “Maniac Mansion” mussten Lucasfilm Games schnell nachlegen. Ein Jahr nach Daves grandioser Rettungsaktion durfte der Schmierenreporter Zak McKracken in „Zak McKracken And The Alien Mindbenders“ ran. Ein Point-and-Click-Adventure, das von der Optik und dem Spielprinzip eins zu eins seinem Vorgänger glich. Ein Umstand, der in keinster Weise störte und eher unter dem Aspekt von „Look and Feel“ gesehen wurde. Moby Games beschrieben es recht treffend mit: „Zak has all the aspects that were found in ‘Maniac Mansion’: multiple characters and a good amount of humor.“

 

Zak McKracken findet heraus, dass Aliens unter ihm eingezogen sind. Per se nichts Schlechtes, möchte man nun meinen. Aber leider wollen diese miesgelaunten Außerirdischen per Telefon die Menschheit verdummen und den Planeten Erde übernehmen. So geht das natürlich nicht! Presseheini Zak McKracken reist einmal komplett um die Welt, um die Einzelteile für das Skolarische Gerät zu finden, mit dem er die Touristen aus dem All aufhalten kann. Eine herrlich dumme Geschichte, die nur so vor lustigen Ideen strotzt.

 

 

Drehscheiben und Codetabellen

 

Schon alleine diese ersten beiden Spiele aus Lucasfilms Point-and-Click-Adventure-Reihe zeigen, was für großartige Einfälle dieses Entwicklerstudio hatte. Ein ganzer Blog würde nicht reichen, um die vielen kleinen Gags und Insider aufzuzählen, die in all den Jahren der Programmierung zusammengekommen sind. Alleine die Kopierschutze in Form von Drehscheiben oder Codetabellen, die direkt in das jeweilige Spiel integriert wurden, sprechen eine eindeutige Sprache. Lucasfilm produzierten Spiele nicht einfach nur herzlos runter, sondern nahmen sich für jedes Detail von der Verpackung bis hin zu den In-Game-Texten Zeit und feilten daran mit dem entscheidenden Quäntchen an Liebe und Leidenschaft.

 

Im zweiten von drei Teilen meiner „LucasArts und die Point-and-Click-Adventures“-Blogreihe werde ich auf „Loom“, die ersten beiden Teile von „Indiana Jones“ und „Monkey Island“ sowie die Namensänderung von Lucasfilm Games in LucasArt eingehen. „Indiana Jones“ und „Monkey Island“ waren – wie zu Beginn dieses Textes schon angedeutet – die ersten Spiele des Genres, die ich relativ zeitnah zur Veröffentlichung spielen durfte. Seid also wieder mit dabei und schwelgt gemeinsam mit mir in wunderbaren Erinnerungen!

 

weiter zu Teil 2

weiter zu Teil 3

1 Comments

  1. GEIL!!!!!

    Ach, mein lieblings point-and-click ist übrigens die Baphomets fluch bzw. broken sword reihe (ausgenommen der 3D titel!) und dieses jahr kommt soger noch ein neues und das wieder in 2D!!!

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