Review: PG – Anderer Wind
PG steht für „Parallelgesellschaft“ und setzt sich – laut Facebook-Seite – aus Maximum Risky, Timouthy Lord Leary, Sime One und Smil zusammen. Vor einigen Wochen erschien ihr Album „Anderer Wind“ kostenlos und in virtueller Form. Und so lahm wie die ersten zwei Sätze dieses Textes ist streckenweise auch „Anderer Wind“ geraten. Jammerschade, denn die PG könnte etwas Großes auf die Beine stellen, wenn sie nicht versuchen würde, das Abziehbild einer klassischen Rap-Crew zu sein.
„Anderer Wind“ hat das gleiche Problem, das so viele andere HipHop-Veröffentlichungen mit ähnlichem Status haben. Es fehlt das Quäntchen Innovation. Die entscheidende Idee, die der ganzen Sache eine Eigenheit verleiht. Stattdessen wird sich immer wieder auf die Essenz von HipHop-Musik berufen („Geben und nehmen“), das schöne Wetter besungen („Frühling“), auf bessere Zeiten gehofft („Alles nicht so easy“) oder ordentlich die Representer-Keule geschwungen („Wer?!“). Nach den 14 Stücken ist der Hörer keinen Deut schlauer.
Und das ist extrem schade, denn die PG könnte durchaus mehr. In „Schöner Morgen“ wird Humor mit Ernsthaftigkeit gepaart, wodurch der Song auf zwei Ebenen funktioniert und tatsächlich so etwas wie tiefschürfend ist. Auch „Deep mit Musik“ plätschert nicht nur vor sich hin, sondern bleibt dank einer wirklich intensiven Hook im Ohr hängen. Instrumentale wie die von „Gut drauf“ oder dem Outro sind gelungene Sample-Beats, die aus mehreren Schichten bestehen und zur gepflegten Kopfnick-Orgie einladen. Und das poppigste Stück der Platte „Blick nach vorn“ wird die weniger HipHop-affine Hörerschaft definitiv in seinen Bann ziehen. Alles in allem starke Ansätze, die für sich genommen eine gelungene EP ergeben hätten.
Doch all das täuscht leider nicht darüber hinweg, dass „Anderer Wind“ ein Album ist, das viel sein möchte, aber nur einen Bruchteil davon einlöst. Die PG wäre gern deep, hält sich aber größtenteils mit oberflächlichen Phrasen auf: „Du kannst nicht viel tun gegen das Böse in der Welt, aber du kannst was tun mit dem Guten in dir“. Und wenn es im Chorus von „Superkrass“ auch noch „Alles ist krass, wenn du Supergras hast“ heißt, schalten die Ohren völlig auf Durchzug.
„Anderer Wind“ hält nicht das, was der Titel verspricht. Stattdessen haben wir es mit dieser Art von Band zu tun, die ihren MyOwnMusic-Account auch heutzutage noch fleißig pflegt und sicherlich so schnell nicht kündigen wird. Das ist Rap, der auch 2007 schon langweilig war. Die Frage ist nur, warum die PG es nicht besser macht? Sie könnte es. Hoffentlich kommt bald der nächste Release. Der wird nämlich richtig geil.
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