Ingress – Das Sandbox-Game in echt

Die Schnauze voll von Open-World-Games? Das interne Google-Start-Up Niantic Labs bringt mit “Ingress” das Gaming in die echten Straßen der Stadt. Stubenhocker bekommen endlich einen Grund, vor die Tür zu gehen.

 

Auf der Erde wird eine neue Art von Energie – die sogenannte exotische Materie – entdeckt, welche sich ausbreitet, über deren Nutzen sich jedoch noch niemand wirklich im Klaren ist. Zwei Fraktionen kämpfen um diese Energie und den richtigen Umgang mit ihr. Die Erleuchteten möchten sie zum Vorteil der Menschen einsetzen, der Widerstand dagegen aus Angst vor Schaden für das Volk verbannen. Der Spieler muss sich für eine der Gruppierungen entscheiden und sich bewaffnet mit seinem Smartphone auf die Straßen wagen, um Portale zu erobern. Die Partei, die weltweit die meisten Portale unter Kontrolle hat, befindet sich dabei auf der Gewinnerspur.

 

Nichts weniger als die Weltherrschaft

 

Nach dem Herunterladen der Applikation auf ein androidfähiges Smartphone wird das Game auf dem Display wie eine Art Google Maps dargestellt. Der Spieler erkennt auf der virtuellen Karte dank GPS nicht nur, wo er sich momentan befindet, sondern auch, ob in seinem Aktionsradius Gebäude oder Sehenswürdigkeiten von Niantic Labs als Portale freigeschaltet wurden. Portale beherbergen die Energie, die unter Kontrolle gebracht werden muss. Dies geschieht, indem per Ingress-App Objekte – sogenannte Resonatoren – um das Portal herum platziert, verteidigt und zerstört werden. Wurde ein Portal unter Kontrolle gebracht, färbt es sich auf der Karte im Display entweder grün (die Erleuchteten) oder blau (der Widerstand).

 

Das Spiel bietet noch viele weitere Features wie einsetzbare Gegenstände, Passcodes, ein Rangsystem, das die nötige Langzeitmotivation garantieren soll, und eine Hintergrundgeschichte, die sich im Laufe des Spiels entwickelt. Doch Kritiker sehen in dem Augmented-Reality-Spiel nur eine nett verpackte Möglichkeit für Google, an immense Mengen privater Informationen ihrer Nutzer zu gelangen. Sascha Lobo schrieb in seiner S.P.O.N.-Kolumne beispielsweise: „Weil ihnen Googles Handy-Spiel Spaß macht, merken sie kaum, dass sie dem Konzern nebenbei wertvolle Daten liefern. Ein Beispiel für die Haltung des Unternehmens, denn es geht um nichts weniger als die Weltherrschaft.“

 

Freundschaftsbier statt echtem Streit

 

Das “Ingress”-Fieber breitet sich trotz aller Kritik rasant aus. Momentan befindet sich das Spiel zwar noch in der geschlossenen Beta-Phase, über www.ingress.com kann man sich aber als Interessent kostenlos registrieren lassen. Seit dem Release im November 2012 nutzten bereits über 500.000 Menschen die App. Vodafone hat vor ein paar Tagen sogar einen speziellen Prepaid-Tarif für Ingress-Spieler in ihr Angebot aufgenommen. Zeit.de-User technokrat wies in der Kommentarfunktion unter einem Artikel über das Game derweil auf weitere Risiken hin: „Gerade Spiele, die einen virtuellen Konflikt beschwören, sollte man nicht zu sehr mit der Realität verschmelzen.“ In landesweiten Stammtischen setzen sich die Frösche und Schlümpfe – wie sich die Fraktionen untereinander scherzhaft nennen – jedoch gemeinsam an den Tisch und trinken nach einer harten Schlacht auf den Straßen ein Freundschaftsbier.

 

“Ingress” zu spielen, bedeutet auch, die eigene Stadt kennenzulernen. Routen abzulaufen, um immer wieder neue Portale zu entdecken. Engagierte Spieler haben nicht umsonst stets einen zusätzlichen Akku für ihr Smartphone dabei. Denn wer einmal mit Google Maps auf der Suche nach einem Geldautomaten durch eine fremde Stadt navigierte, weiß, das Ding kann sehr viel Strom schlucken. Und das Handy darf natürlich nicht versagen, wenn man bei dem anspruchsvollen Geocaching gerade den derzeit höchstmöglichen Level 8 anstrebt. Einen derartig hohen Rang bekommt man hingegen nicht verliehen, wenn man im Alleingang den Zorro des Internets spielt. Teamwork und Absprachen mit anderen Usern sind gefragt, um Portale möglichst effektiv einzunehmen.

 

Ob sich „Ingress“ nach Ablauf der 18monatigen Beta-Phase durchsetzen wird, wird sich zeigen. Spaß- und Suchtpotential lassen sich wie bei herkömmlichen Konsolen- und PC-Spielen erkennen. Doch was ist jetzt der Unterschied zur „Battlefield“-Session? Man muss sich eine Hose anziehen!

 

2 Comments

  1. Hab zwar noch nicht ganz verstanden wie das nun funktioniert, sieht aber interessant aus. Schön wäre halt wenn da nicht Google dahinterstehen würde sondern n paar kritische nerds.

    • Das mit Google ist tatsächlich etwas, was von vielen Leuten kritisiert wird. Wobei ich schon bezweifel, dass die Umsetzung eines solchen Spiels mit 3 bis 4 unabhängigen Leuten möglich wäre. Da braucht es leider einen Konzern wie Google und dessen Infrastrukturen und Möglichkeiten.

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