Review: Evil Dead

Kalte Entzüge und Dämonenaustreibungen sind beides dermaßen ätzende Angelegenheiten, dass man sie doch auch gleich miteinander verbinden könnte?! Nun geschehen im vierten Teil bzw. Remake der „Evil Dead“-Reihe, die einst von Spider-Man-Regisseur Sam Raimi erdacht wurde.

 

An sich gehört der Horrorfilm nicht zu meinem präferierten Genre, aber an einer ordentlichen Gänsehaut, einem Kloß im Hals oder einer gehörigen Portion Anspannung habe ich im Kinosessel trotzdem nichts auszusetzen. Sam Riamis „Tanz der Teufel“-Trilogie (siehe Anhang), die in den 80er und Anfang der 90er Jahren Kultstatus erlangte, ist also die beste Vorlage für ein Reboot mit hohem Schock- und Unterhaltungswert. Möchte man meinen. Denn Fans des Originals wissen, was bei „The Evil Dead“ im Vordergrund steht: Badewannenladungen von Blut statt subtilem Grusel.

 

Fünf Freunde treffen sich in einer abgelegenen Waldhütte, um dem Gruppenküken ungestört einen kalten Drogenentzug zu spendieren. Was die Torfnasen nicht merken, sie wecken dabei eine dämonische Kraft, die stinksauer ist und nun ordentlich Ärsche treten möchte. Klingt wie schon tausend Mal gehört? Yep, finde ich auch, orientiert sich aber recht nah an der Vorlage. Wenn die Geschichte spannend inszeniert und die Figuren fesselnd dargestellt werden, geht das völlig in Ordnung. Schade nur, dass der Nachwuchs-Cast rund um Jane Levy und Shiloh Fernandez bleicher als die im Film anfallenden Leichen ist. Da verleiht auch eine wirr konstruierte Familiengeschichte rund um Junkie Mia und ihrem Bruder David der Story wenig Tiefgang. Die restlichen Darsteller, die ihre Gesichter auch einmal in die Kamera halten dürfen, sind obendrein nicht mehr als unsympathisches Kanonenfutter.

 

Statt der erhofften Gruselmomente, die einem Pipi in die Augen und Hose schießen lassen, gibt es in „Evil Dead“ explizite Splatterszenen mit der Lizenz zum Ekelerregen. Okay, man hätte es schon vorher ahnen können, denn die „Tanz der Teufel“-Vorlagen sind ähnlich brutal in ihrer Darstellung und in Deutschland zum Teil noch bis heute indiziert. Doch wenn man das Blutbad einmal ausblendet, kommt im Finale sogar ein Fünkchen von Spannung auf. Die gregorianische Chormusik macht ordentlich apokalyptische Stimmung und ein „Hölle auf Erden“-Gefühl wird erzeugt. Trotzdem ist es irgendwie erlösend, wenn nach gut 92 Minuten endlich Schluss ist.

 

Statt heute üblicher CGI-Effekte setzt Regisseur Fede Alvarez in seinem Kinodebüt auf handgemachte Spezialeffekte. Das bekommt „Evil Dead“ gut und verleiht ihm einen gewissen Old-School-Charme. Fans des Franchises – und davon gibt es mehr als genug – werden mit dieser in Deutschland ungeschnittenen Neuauflage sicherlich befriedigt werden. Die Macher können den Film – mit einem Budget von rund 17 Millionen Dollar bei einer Box Office von mehr als 92 Million Dollar – ebenfalls als Erfolg verbuchen. Nach den unzähligen Horrorfilmneuauflagen der letzten Jahre ist „Evil Dead“ zumindest bezogen auf das Franchise kein Griff ins Klo. Und mehr Blut bekommt man im Mainstreamkino derzeit nirgendwo anders zu sehen. Ob das gute Unterhaltung ist, sei einmal dahingestellt.

 

Nach dem Genuss dieses Films konnte ich ohne weiteres Sprudel aus dem Keller holen. Schiss geht anders. An „Evil Dead“ wird sich am Ende des Jahres – außer ein paar zartbesaiteten Menschen, die sich hier den Ekel ihres Lebens abholen – wohl niemand mehr erinnern. Für einen Abend haben Freunde des Splatterhorrors trotzdem Spaß.

 

 

Anhang: Tanz der Teufel

1981 erschien der erste Teil von Sam Raimis Horrorfilmtrilogie „Tanz der Teufel“ („The Evil Dead“) und wurde wegen zu krasser Gewaltszenen bis heute in der BRD indiziert und beschlagnahmt. Sechs Jahre später erschien die Fortsetzung „Tanz der Teufel 2 – Jetzt wird noch mehr getanzt“, die für den Mainstream deutlich ansprechender war. Der Splatterfaktor wurde zurückgeschraubt und durch komödiantische Einlagen ergänzt. Das Finale der Trilogie folgte 1991 mit „Armee der Finsternis“. Der Film erhielt in Deutschland eine FSK-Kennzeichnung ab 16 Jahren und ist in der Darstellung noch einmal softer und humorvoller. Kritiker bezeichnen „The Evil Dead“ als überbewertetes Werk, das auf Effekte und Ekel setzt, statt auf Geschichten und Charakterentwicklungen. Fans kontern mit einem Verweis auf die Art der Aufnahmen und die Sounduntermalung, welche den Streifen zu einem künstlerischen Meisterwerk machen würden.

 

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