Separate im Interview: „Ich habe keinen Bock als Penner zu enden!“

Vor einigen Monaten hat Separate sein eigenes Label Buckwheats Music gegründet. Wir haben ihn in Mainz getroffen, um über das Leben als Label-Chef und Rapper zu sprechen.

 

Wie sind die Zukunft von Buckwheats Music aus? Habt ihr einen Art Drei-Jahres-Plan oder so etwas?
Wir haben keinen Drei-Jahres-Plan, aber es steht schon mehrere Monate vorher fest, was rauskommt. Aber es ist nicht so, dass Ende 2007 dieses oder jenes Album geplant ist. Als nächstes kommt das Prinz-Porno-Album, der Buckwheats-Sampler ist gerade herausgekommen, das Abroo-Mixtape ist gerade herausgekommen, mein Soloalbum kommt und dann wahrscheinlich die Alben von Abroo und Charon. Dazwischen immer wieder Street-CDs, Mixtapes und solche Sachen. Ich sag den Leuten schon, dass sie jetzt dran sind und ihr Zeug machen sollen. Abroo wird zurzeit zum Beispiel mit Beats zugeschüttet, damit der sein Album fertigmacht. Bei ihm wissen wir aber auch noch nicht genau, wann es rauskommt. Wir versuchen aber schon regelmäßig Releases zu haben, denn ich denke, dass das sehr wichtig ist.

 

Stell dir vor Buckwheats wäre eine Fußballmannschaft. Welche Positionen hätten dann die jeweiligen Künstler des Labels?
Charon wäre auf jeden Fall in der Defensive, weil er sehr viel aus dem Herzen macht und ein sehr krasser Rückhalt ist. Er ist ein Rapper, bei dem du weißt, da kommt etwas mit Bestand. Direkt davor als Vorstopper ist auf jeden Fall Abroo, weil er einfach der Sprüche-King ist. Der hat die krassesten Sprüche, die ich immer wieder höre und damit blockt der erstmal alle ab, die denken, sie können mit irgendwelchen Dissereien ankommen. Ein sehr guter Mittelfeldspieler wäre zum Beispiel Geeno, denn er ist so ein Rapper, der im Endeffekt alles abdeckt. Ich bin im Sturm und Porno wartet auf der Bank, um dann noch reinzukommen, um zwei Kopfballtore zu schießen. Und Trainer bin ich nebenbei auch noch. (lacht)

 

Wie sehen die Strukturen des Labels aus? Wer macht was?
Das Label gehört mir und Emil. Emil ist übrigens schon immer mein bester Freund gewesen. Das ist der, der hinten auf dem Buckwheats Sampler mit seinem Hund Hannibal abgebildet ist. Emil und ich sind die gemeinsamen Inhaber, aber er ist halt noch in Russland unterwegs und muss dort sehr viele Sachen machen. Im Endeffekt bin ich aber der Kopf. Wenn es ein Problem gibt, dann kommen die Leute zu mir. Ich kümmere mich eigentlich um fast alles und gucke dann, dass mir ab und an jemand hilft.

 

Mal gesponnen: Wenn du mit dem Label große Erfolge feierst und auf Major-Niveau aufsteigt, welche bekannte Künstler würdest du signen? Müssten es unbedingt Hip-Hop-Acts sein?
Ich würde auf gar keinen Fall jemanden aus Freundschaft signen. Da geht es um Geld und das muss man trennen. Buckwheats ist im Moment ein reines Hip-Hop-Label, aber ich bin auch auf der Suche nach Leuten, die gut singen können. Nicht weil ich viel verkaufen will, sondern weil ich die Musik einfach mag. Leute wie Cassandra Steen oder Xavier Naidoo machen solche krassen Sachen. Und auch sonst ist nirgendwo eine Grenze gesetzt. Wenn ich hinter der Musik stehen kann, dann verkaufe ich das. Und dann ist es mir auch egal, ob das Hip-Hop oder sonst irgendwas ist. Ich muss mehrere Mieten und Telefonrechnungen bezahlen und das geht nicht, wenn man meint, man müsse immer nur deutschen Hip-Hop verkaufen. Ich gucke, dass ich Musik, die mir gefällt, releasen kann.

 

Wie bist du eigentlich mit dem Diss von Afro-Hesse umgegangen?
Ganz ehrlich, in dem Moment dachte ich, jetzt versuchen sich sogar schon Leute an meinem Namen hochzuziehen. Ich bin Underground-Rapper und verkauf zwar ein paar tausend Alben, aber trotzdem laufe ich nicht auf Viva oder gebe Interviews bei „Interaktiv“. Ich hatte ja viel mit ihm zu tun. Er wollte damals eine Jam in Frankreich machen und er wollte, dass ich ihm ein paar hundert Euro Fahrgeld vorlege. Ich meinte, dass wir das machen können, aber einen Vertrag machen müssten. Er hat das immer so dargestellt, als ob wir die besten Freunde wären und ich ihm blind vertrauen müsste. Das stimmt aber nicht. Der war in seinem ganzen Leben erst einmal hier und weiß nicht, wie ich mit Nachnamen heiße, der weiß nicht, was mein Vater macht, der weiß nicht, was meine Mutter macht, der weiß gar nichts. Verstehst du, was ich meine? Und als er dann nach Frankreich abgeschoben wurde, habe ich ihm noch eine Mail geschickt, weil ich mir dachte, wenn was ist, dann kann ich seiner Mutter Bescheid geben, dass es ihm gut geht. Und dann bringt der so einen Move. Wir haben darüber gelacht. Der hat sich auch schon tausend Mal per E-Mail bei mir entschuldigt. Ich habe mich gefreut. Ist doch besser, wenn du gedisst wirst, als wenn dich keiner kennt. Wenn ich ihn zurückdissen würde, dann wäre das nur für ihn Promo. Dafür müsste er schon bekannter sein als ich.

 

Auf deinen Releases verwendest du sehr viele Wort-Samples aus Filmen. Bist du ein Filmfan und wenn ja, welche Filme kannst du empfehlen?
Ich bin wirklich großer Filmfan, habe sehr viele DVDs zu Hause, leihe mir viele DVDs aus und gehe auch häufig ins Kino. Empfehlen kann ich jedem nur „Das Leben nach dem Tod in Denver“ mit Christopher Walken. Aus dem Film stammt auch der Begriff Buckwheats. Christopher Walken ist mit Abstand mein absoluter Lieblingsschauspieler. Ein weiterer Film, den ich von dem Gefühl und der Musik, die da wiedergegeben wird, empfehlen kann, ist „187“ und diese ganzen Gangsterfilme von Martin Scorsese.

 

Auf vergangenen Releases hast du den einen oder anderen „Anrufbeantworter Skit“ verwendet. Beruhen die auf wahren Begebenheiten oder sind sie reine Fiktion?
Das werde ich wirklich extrem oft gefragt, ob diese Skits echt oder gefakt sind. Also sie sind nicht echt und es ist auch nichts in diese Richtung passiert. Der Robin, der das gesprochen hat, hat mir damals wirklich einen Plattenspieler ausgeliehen. Da haben wir monatelang gefreestylt. Irgendwann sind wir dann auf diese Idee gekommen. Ich habe mich echt totgelacht und zu ihm gemeint, dass du das unbedingt aufnehmen musst. Freunde, die die ganzen Leute vom Namen kennen, haben sich vor Lachen weggepisst. Den Skit haben wir für das erste Album gemacht und dann habe ich gemeint, dass er auch noch einen für das Album von Porno und mir machen soll, wo er dann sagt, dass er noch mehr Geld haben wolle. Er wollte auch kein Geld dafür haben. Er hat sich einfach gefreut, dass wir das mit ihm gemacht haben. Mal gucken, ich hätte auf jeden Fall wieder Bock so einen Anrufbeantworter-Skit zu machen.

 

Auf deinem „Blackbooktape“ gibt es den Track „Frisch Uffgelescht“. Die Typen darauf erinnern mich an Badesalz!?
Es ist nicht Badesalz, aber ich wurde auch da unfassbar oft gefragt, ob es Badesalz wäre. Es war auch nicht so beabsichtigt, dass wir die so nachmachen. Das Ding ist, wenn man plattdeutsch redet, dann redet man halt so. Die älteren Leute hier sprechen einfach so. Wenn meine Tante redet, lache ich mich kaputt. Gnom, der den Skit mitgemacht hat, ist ein verdammt witziger Typ. Und wenn ich mit Gnom zusammen bin, dann reden wir nur so. Wir wollten auch mal ein Hip-Hop-Comedy-Album machen, haben mehrere Skits gemacht und diese dann auch an Leute weitergegeben. Wir haben uns dann zusammen hingehockt, uns Sachen überlegt und dann gedacht, dass wir sowas ruhig aufs „Blackbooktape“ draufhauen können. Das Bubblegum gab es übrigens wirklich in Ingelheim.

 

Auf dem „Überlegdirwasdusagst“-Tape war der Track „Was du willst“ drauf. In der Hook hört man im Hintergrund noch eine fremde Stimme. Ist das eine gepitchte oder eine Kinderstimme?
Da haben wir meine Stimme einfach ein bisschen gepitcht. Das war einfach so eine Momentsituation, wo ich dachte, lass uns das einfach mal ausprobieren. Das haben wir uns dann angehört und fanden es gut, weil ja auch der Track ein bisschen verrückter ist. Da hat leider kein Kind eingesungen. (lacht)

 

In „Ein Schritt weiter“ rappst du über deine Familie. Wie sehen die denn deine Hip-Hop-Karriere?
Natürlich würden sich meine Eltern – vor allem meine Mutter – freuen, wenn ich noch eine Ausbildung machen würde. Mehr als sich wünschen, geht aber nicht. Das ist halt mein Ding, das will ich genauso machen und im Moment läuft es ja ganz gut. Die sind auch extrem Stolz. Meine Mutter wird oft angesprochen, weil Leute wissen, dass sie meine Mutter ist. Die sehen auch, hier kommen ständig CDs an, hier gehen CDs weg, wir verkaufen und ich habe endlich mal Geld. Früher habe ich wirklich kein Money mit Rapmusik gemacht. Meine erste Kohle, ernsthaft jetzt, habe ich das erste Mal von 3P bekommen und das ist eineinhalb Jahre her. Da war ich bei denen im Verlag und die haben meine Gema-Sachen geregelt. Danach habe ich mein Zeug selber verkauft. Davor habe ich eigentlich kaum einen Cent gesehen. Mein Vater sagt immer, dass ich mehr arbeiten soll. Egal, wie viel ich mache, ich sollte mehr machen. Mein Vater hat viel im Leben erreicht und ich muss da auf jeden Fall nachziehen. Ich habe keinen Bock als Penner zu enden, nur weil ich gesagt habe, dass ich diese Label-Geschichte nicht richtig durchziehen will. Aber alles in allem glaube ich schon, dass sie sehr stolz auf das sind, was ich mache.

 

Du hast schon das Thema Ausbildung angesprochen. Was hast du nach der Schule gemacht?
Ich habe mein Abitur abgeschlossen, nach dem Abi zehn Monate Zivildienst ausgeführt und danach nur Musik gemacht. Durch das „Blackbooktape“, welches sich durch die Hilfe von Mzee.com und Lars Trendelmann richtig gut verkauft hat, hatte ich dann Geld, um endlich auszuziehen. Ich habe aber keine Ausbildung und habe auch kein Studium abgeschlossen. Ich war mal eingeschrieben, aber ich war kein einziges Mal da. Aber wie gesagt, ich habe nichts abgeschlossen und muss jetzt hustlen. Das ist aber gut so, denn es macht mir am meisten Spaß. Ich bin mein eigener Chef und ich arbeite gerne.

 

In einem älteren Interview auf hiphop.de habe ich gelesen, dass du ein Album mit Abdel von Rec.on geplant hattest. Was ist daraus geworden?
Das Album haben wir gemacht. Wir sind extrem durchgedreht. Wir haben in drei Tagen zwölf oder 13 Lieder geschrieben und aufgenommen. Wie die Verrückten saßen wir im Studio, haben Wodka mit Red Bull getrunken und wie die Blöden aufgenommen. So krass habe ich das vorher noch nicht gemacht. Es wurde jetzt ziemlich oft verschoben, da viele andere Releases dazwischenkamen. Es wird derzeit gemischt und gemastert. Das Booklet und das Cover wird gemacht und wir hauen das auf jeden Fall raus. Das wird eine Kooperation von Buckwheats und Rec.on, mit denen wir auch sehr cool sind.

 

In deiner Biographie konnte ich lesen, dass deine erste Crew „Da Craziest Pimps“ hieß. Was ist aus den beiden anderen Mitgliedern Fabulus Vegas und Kaiote geworden?
Der Fab hat mir damals beigebracht wie man rappt. Als wir damals gefreestylt haben, haben wir eigentlich immer nur gebattlet. Er war natürlich immer um Längen besser. Dann war er mal so müde, dass er nur noch im Stuhl hing. Da habe ich gegen ihn das erste Mal gewonnen und stand monatelang voll Stolz da und hab mich gefreut. Wir haben mit der Crew nur gefreestylt und keinen einzigen Track aufgenommen. Kaiote rappt gar nicht mehr, ist aber noch ein sehr guter Freund von mir. Ich sehe ihn bestimmt einmal die Woche und dann zocken wir zusammen PlayStation oder chillen. Der hilft mir zum Beispiel, wenn es Sachen zum Verschicken gibt. Fab studiert jetzt Medizin.

 

Wenn deine Rap-Karriere nachgefilmt werden würde, von welchem Schauspieler würdest du gespielt werden und welches Genre wäre es?
Ich glaube es wäre eine Art Drama, aber mit genauso schönen und lustigen wie schlechten Seiten. Meiner Meinung nach habe ich Sachen erlebt, die erlebt ein Mensch nur einmal im Leben. Ich war auf so vielen Beerdigungen, ich kenne keinen, der nur annähernd auf so vielen wie ich war. Und das ist auf alle Fälle meine Dramaseite. Gibt es so was wie eine Tragik-Komödie? Tragik-Komödie wäre es wohl am ehesten, glaube ich. Es gibt viele tragische Seiten, aber da ich ein gutgelaunter Mensch bin, hat’s auch viele positive Seiten. Ich bin noch jung. Was stellst du mir eigentlich für Fragen, Alter? Redest schon von meinem Lebensende. (lacht) Aber wer könnte mich denn spielen? Vielleicht so ein Moritz-Bleibtreu-Typ. Der ist mir jetzt zwar nicht so ähnlich, aber von dem habe ich immer das Gefühl, dass er ein netter, zuvorkommender und lustiger Typ ist, der ernste Sachen machen kann.

 

Schnellfragerund, sag was zu den Schlagwörtern! Mainz?
Die beste Stadt der Welt!

 

Fußball?
FSV!

Dissen?
Wenn es angebracht ist, dann ist es gut.

 

Shuko?
Beef is settled, wir sind wieder cool.

 

Alkohol?
Gute Sache!

 

Anfang April in Holland?
(lacht) Woher weißt du das?

 

Wir haben doch telefoniert und da warst du grad auf dem Sprung nach Holland.
Wir waren in Amsterdam und das ist wahrscheinlich meine Lieblingsstadt.

 

Deine Lieblings-Punchline?
Ich denke mal alle von Abroo.

 

Die beschissenste Frage, die ich dir heute gestellt habe?
Das waren eigentlich gute Fragen. Ausnahmelos. Muss ich ehrlich sagen. Gutes Interview.

 

Zum Abschluss: Wo warst du, als George Bush in Mainz war?
Ich wohne an der absoluten Hauptstraße in Mainz, mitten in der Innenstadt. Und da ist Kollege Bush auch langgefahren. Und ich durfte den kompletten Tag nicht aus meinem Haus. Das Ding ist aber auch, ich bin nicht gemeldet, wo ich wohne. (lacht) Die Leute mussten Ausweise mitnehmen und wurden von der Polizei dahingebracht, wo sie hinwollten. Die Polizei war die zwei Wochen davor mehrmals unangemeldet an meiner Tür und meinte, dass ich nicht hier gemeldet sei und George Bush kommen würde. Wir sollten den ganzen Tag die Rollläden runterlassen und uns nicht ans Fenster stellen. Ich habe mich den halben Tag ans Fenster gestellt und gewunken wie ein Idiot. (lacht) Ich habe dann noch PlayStation gespielt und gechillt. Na ja, es war auf jeden Fall ein Abturn und meiner Meinung nach sollte man solche Spasten überhaupt nicht in meine Stadt lassen. Ich will jetzt gar nicht so billige politische Statements abgeben – habe ich extra nie in meinen Tracks gemacht –, aber Charon könnte euch Geschichten erzählen, was die Amis für Spasten sind. Der hat da viel mehr Sachen miterlebt und ich sehe es nur von außen. Meiner Meinung nach ist da ein komplettes Volk an der Grenze zur Verdummung, so einen Hurensohn noch mal zu wählen.

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