Review: Prinzessin gesucht

Wir suchen doch alle die Traumfrau, mit der wir ein Haus bauen, Kinder zeugen und ein Konto bei der hiesigen Sparkasse eröffnen können. Kay One ist uns einen Schritt voraus. Er lässt sich das Ganze von RTL2 im Rahmen des Bachelor-Abklatschs „Prinzessin gesucht“ finanzieren.

 

 

„Er ist der deutsche Rap-Superstar, er verdient Millionen, er lädt elf sexy Ladys in seine Bude auf Mallorca ein“, heißt es im Intro von Kay Ones persönlicher Version von „Der Bachelor“. Eigentlich müsste es heißen: „Er fliegt aus der DSDS-Jury, er hat in der Rap-Szene jegliche Kredibilität verloren, er ist unglaubwürdiger als Christian Tews“. „Prinzessin gesucht“ ist der Karrierehöhepunkt eines ehemaligen Künstlers, der Doubletime-Flows und Freestyle-Talent durch Klatschpresseschlagzeilen und rote Teppiche vor Großraumdiskos ersetzt hat. Elf verwirrte Seelen darf RTL2 nun im Namen Kay Ones bewirten: Nadine (18) baut gerade ein Haus, würde das Fundament für Kay One aber wieder einstampfen, Virgina (26) ist die deutsche Elizabeth Berkley, Belinda (24) hat festgestellt, dass es nicht ladylike ist, auf die Fresse zu fallen, Gessica (24) sucht einfach nur einen Boy, Andrea (32) hat zwar dicke Titten aber kein Verständnis für Anzugträger und Emily (24) aus’m Osten ist für die Farbe da: Herrlichen Damen, die ihre soliden Jobs als Bürokauffrauen und Kassiererinnen vermutlich ohne mit den falschen Wimpern zu zucken gegen freie Stellen als It-Girls, Promiexpertinnen und DSDS-Finalrundenteilnehmerinnen eintauschen würden.

 

Kein Erfolg für RTL2

 

Treue, Humor, Zuverlässigkeit, Loyalität und natürlich müssen sie auch seinen Eltern gefallen, so lauten Kay Ones ehrbaren Ansprüche an seine Zukünftige. Doch dann steht da dieser kleine Junge im Körper eines 29-Jährigen, fühlt sich wie Parker Lewis in seinem letzten Schuljahr und darf aus elf Mädels wählen. Dass das Casanova-Image schon bei der ersten Eliminierungsrunde überreizt und dies von jedem Zuschauer mit mehr Grips als dem Inhalt eines 250-Gram-Joghurt-Bechers bemerkt wurde, ist kein Grund für Kay One, sich nicht inhaltsschweren Gesten und Kommentaren zu bedienen, als wäre er die Bundeskanzlerin bei der Neujahrsansprache. Da hilft es auch nichts, wenn der Off-Kommentar im Laufe der unerträglichen zwei Stunden so clever doppeldeutig von den „Talenten“ der Konkubinen spricht. Plump vorgezeigt und auf Äußerlichkeiten reduziert, werden sie trotzdem. Die Zuschauer straften dies zu Beginn noch ab, was in einer für RTL2 katastrophalen Einschaltquote von 0,75 Millionen gipfelte. Episode Zwei der auf lediglich zwei Folgen angesetzten Show, konnte dagegen ein deutlich besseres Ergebnis von 1,04 Millionen Zuschauern einfahren. Schade.

 

Wie sehr sich die elf Kandidatinnen über den Bootsanleger der Villa freuten, sei einmal dahingestellt. Im Mittelpunkt stehen erst einmal die Gefühle zu Bushidos ehemaligem Partner in Crime. Der hat nämlich alles, was er sich wünschen kann, nur keine Frau. Kay erwartet eine Mätresse, die seine Musik und Karriere kennt. Jedoch zeigte sich auf Nachfrage des Prinzen im Vier-Augen-Gespräch, dass nicht alle der Mädels mit seinem Schaffen vertraut sind, was ihnen nicht zu verübeln ist. Kay One sucht in „Prinzessin gesucht“ aber auch keine neuen Fans, sondern die große Liebe. Nach eigener Aussage hatte er seit sechs Jahren keine Beziehung mehr. Zeit für die dauerhaften Verhältnisse war neben all dem Champagner, den Mandy Capristos und den Stänkereien mit den Rapper-Kollegen wohl nicht. Ratschläge in Sachen Liebe hat der Sonnenbrillenträger trotzdem parat: „Aussehen entscheidet, wer zusammenkommt, und Charakter, wer zusammenbleibt.“ Der ehrlichste Moment kommt aber erst, wenn Kay One zugibt, dass er kein Supermodel ist. Leider macht er das mit der Rechtfertigung für seine Sendung wieder kaputt: Eine Frau, die ihn wirklich liebt, müsste es auch über sich bringen, ins Fernsehen zu gehen, nur um es ihm damit zu beweisen.

 

Vom Chabo Mambo zum Herz aus Stein

 

Anfang der 2000er fand ich mich im Zapata in Stuttgart auf der großen Fumanschu-Tour ein, die von Marcus Staigers Label Royal Bunker veranstaltet wurde. Ebenfalls vor Ort war Kay One mit seiner damaligen Crew Chablife, die im Vorprogramm ihren „Chabo Mambo“ zum Besten geben durfte. Dieser Doubletime-Rap-Hit mit dem „Mambo Italiano“-Sample war – zugegebenermaßen – ein Knaller, meine Begeisterung für diesen Song hat aber eine ganz andere Sache getrübt. Irgendein Kumpel aus dem Chablife-Camp wurde vor der Bühne von einer etwas propperen Dame angeflirtet, was von Kay One mit verächtlichen Lachern und Gesten kommentiert wurde. Das ist wahrlich kein Drama, diese Erinnerung schießt mir jedoch heute – mehr als zehn Jahre später – wieder in den Kopf. Heute hat Kay One neue Freunde, die in seiner Show ebenfalls Platz finden. Mit Goldpinsel aka Kaan Ertugrul aka Georgina Fleurs BFF wurde in „Prinzessin gesucht“ der deutsche Mr. Bentley eingeführt, was auf dem Papier besser klingt, als es tatsächlich ist: Sogar für Bravo-Abonennten ein blasser Statist, den Kay One vermutlich erst seit drei Tagen kennt und nicht mehr soll, als den Edelproll männlicher aussehen zu lassen. Weshalb der Prinz aber extra noch einmal betont, dass Goldpinsel ihn in der Vergangenheit nicht angemacht habe, lässt einen fragend zurück.

 

Kay One kommt wie der Spaßmacher auf Klassenfahrt daher, der zwar Streiche im Mädchengang spielen, aber auch mit dieser Hälfte des Jahrgangs knutschen möchte. Das Problem ist, er verhält sich wie der letzte Idiot, wenn er mit anderen Menschen redet. Kay One möchte lieb sein, wirkt auf den Zuschauer jedoch wie ein oberflächlicher 14-Jähriger. Da wundert es einen auch nicht, dass der Rapper nicht den Unterschied zwischen „über sich selbst lachen“ und „bloßgestellt werden“ kennt. Anders sind Challenges wie seine Version von „Elton ferngesteuert“ nicht zu erklären. „Der Kay ist auch irgendwo asozial, aber er ist asozial mit Stil“, fasst eine der Kandidatinnen das Wesen Kay Ones zusammen. Nicht mehr zusammen war er schon zum Zeitpunkt der Ausstrahlung mit der Gewinnerin Sarah Knebl, wie starflash.de herausgefunden haben möchte. RTL2 kann es egal sein, die untermalen so manche Szene lieber mit Musik von Cro, dem Rapper, den der Sender wahrscheinlicher lieber in der Mallorca-Villa gehabt hätte.

 

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