Review: We Wish You A Turtle Christmas

1991 war  die Begeisterung, die man den Teenage Mutant Ninja Turtles entgegenbrachte, kaum zu bremsen. Eine erfolgreiche Comicbuchreihe, die noch erfolgreichere Zeichentrickserie, eine Kinoverfilmung, die einschlug wie die Enterprise auf Veridian III und eine ganz Armada an Videospielen, die von den jungen NES-Ultras dankend angenommen wurde.

 

1994 sah es dagegen schon wieder anders aus. Der dritte Turtles-Kinofilm konnte nicht an den Erfolg seiner Vorgänger anknüpfen, die Zeichentrickserie dümpelte mit lahmen Stories rund um Lord Dregg herum und Videospiele mit den grünen Helden waren zwischen 1993 und 2003 nur ein feuchter Traum. Kurz gesagt: Das Turtles-Franchise hatte zu diesem Zeitpunkt einfach schon bessere Tage gesehen. Trotzdem gab es noch eine anständige Fanbase, die den einen oder anderen Dollar in die gepanzerten Ninjutsu-Kämpfer investieren wollte.

 

Und so geschah es: Es sollte eigentlich ein besinnliches Weihnachtsfest mit Plätzchen, Geschenken und einem riesigen Christbaum werden. Doch Christopher Films machten uns einen gewaltigen Strich durch die Rechnung. Unter der Regie von Larry Osborne erschien im Dezember 1994 das 25minütige Direct-to-Video-Weihnachtsspecial „We Wish You A Turtle Christmas“, welches Leonardo, Michelangelo, Donatello und Raphael Christbaum schmückend, Geschenke kaufend und einfach nur scheiße seiend in einem kitschigen Weihnachts-Ambiente zeigte. Müll hoch zehn, der schon damals mehr Trash als ernstzunehmende Kinderunterhaltung war.

 

Der Plot war simple as fuck, was theoretisch ja nicht schlimm ist. Immerhin haben wir es hier mit einem Kurzfilm für Kinder und nicht mit dem nächsten Politthriller von Terry George zu tun. Trotzdem, auch als Kind möchte man nicht dabei zusehen, wie die eigenen vier Helden – die Jay Leno in Grund und Boden kalauern und den kompletten UFC-Kader auseinandernehmen könnten – nichts weiter auf die Reihe bekommen, als Geschenke für Splinter zu kaufen (eine Plastikpizza!!!) und Weihnachtsbäume zu dekorieren. Für April, Shredder, Casey, Bebop oder Rocksteady war in einem so ausgeklügelten Drehbuch selbstverständlich kein Platz mehr. Nein, wieso auch? Statt Kampfaction wird GESUNGEN! Dümmliche Weihnachtslieder, die ihren Höhepunkt mit dem schrecklichen „Wrap Rap“ erreichen. Internet-Filmkritiker „That Guy With The Glasses“ fragte in einer seiner Reviews nicht umsonst: „Can you survive a half-hour special of nothing but the Ninja Turtles singing?”

 

Kaum hat man sich beruhigt und Michelangelos Hipster-Schal verarbeitet, fangen die Vier doch glatt an zu tanzen, als wären sie Teil eines Vanilla-Ice-Clips. Und wenn Raphael dann auch noch zu Mickey herüberschaut und  ankündigt: „Oh no. He’s turning into that opera guy again!”, weiß man, dass das alles nicht gut gehen wird. Na ja, halb so wild. Hauptsache das Dutzend Kinder, das im großen Finale mitschunkeln darf, fühlt sich in der Kanalisation bei vier mutierten Reptilien und einer Ratte in Menschengröße wohl?! Amazon-Kunde Mr. Fitz schrieb in einer Kundenrezension: „I don’t see how kids could even like this kind of stuff, but I guess even the turtles had to get in on the christmas spirit. The TMNT should stick to eating pizza and fighting crime because rappin’ ain’t their thang!”

 

Die Kostüm-Standards, die mit den drei Kinofilmen gesetzt wurden, werden in diesem Video nicht einmal annähernd erreicht. Okay, es ist eine Direct-to-Video-Produktion mit einem geringen Budget, doch muss man seinen Käufern trotzdem so etwas zumuten? Reißverschlüsse sind sichtbar, die Masken verrutschen, die Mundbewegungen sind nicht synchron und die vier Schildkröten sehen auch bei genauem Hinschauen komplett identisch aus. Da sieht man auch noch mit sehr viel Fantasie einfach nur vier Typen in lächerlichen Kostümen.

 

Jetzt habt ihr so viel über das Turtles-Weihnachtsspecial, das der Grinch zu seinem besten Argument erklären sollte, gelesen, dass ich euch das Video nicht weiter vorenthalten möchte. Viel Spaß mit „We Wish You A Turtle Christmas“!

 

PS: Den ersten Teil des YouTube-Clips haben noch knapp 35.000 Menschen geschafft. Bis zum dritten Part hielten nur rund 8000 Zuschauer durch. Wie weit kommt ihr? Cowabunga!

 

2 Comments

  1. Diese kleine indirekte Wette im letzten Satz, sah ich als nicht allzu große Herausforderung an und dachte mir “23 Minuten TMNT werd ich ja wohl schaffen. Egal welchen Dreck die da auch abziehen mögen.”
    Vor allem da ich die Trickserie, die Spiele und die Filme von damals einfach geliebt habe.
    Aber ich muss hier wohl einfach meine Niederlage eingestehen und zugeben, dass ich nach 3 Minuten die Schnauze voll hatte. Sry Leute.
    Griff ins Klo würd ich da mal sagen. =)
    Gruß Markus

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