Review: Damaa – Retroperspektiven

Was kann von einem Rapper erwarten werden, der auf seiner LP gefühlt 2000 Mal seinen Künstlernamen, den Albumtitel und das Erscheinungsjahr nennt? Richtig, in der Regel nicht viel. Damaa beweist das Gegenteil.

 

Mit dem Blick auf den Boden gerichtet sowie MPC und „Bilitis“-Soundtrack in den Händen, lies sich Damaa für das Albumcover von „Retroperspektiven“ vor einer nächtlichen Großstadtkulisse ablichten. Und dieses Bild ist bezeichnend. Es spiegelt genau das wieder, was man auf der kostenlosen Download-LP zu hören bekommt. Songs mit unaufgeregten Sample-Beats, die man an kalten Herbstabenden hört, um gedankenverloren durch die Straßen zu streifen wie die Hauptfigur eines Rocko-Schamoni-Romans. Das verträumte Outro mit seinem ausgedehnten instrumentalen Schlussteil ist hierfür exemplarisch.

 

Damaa hat sich einen klassischen Sound auf die Fahnen geschrieben, der wenige Überraschungen bereithält. Dafür geht er die bekannten Wege sicher und zügig ohne sich unnötig zu verlaufen. Denn Damaa liebt HipHop wie andere ihre Mütter. Und das soll auch jeder mitbekommen. In der Welt des Rappers gibt es ausschließlich zwei Dinge: HipHop und den ganzen anderen Rest. Das ist der rote Faden, der sich durch das komplette Mini-Album zieht. Die Kultur wird vehement verteidigt und der besagte Rest in tiefgründigen Texten – die das Adjektiv tiefgründig wirklich verdienen – verarbeitet.

 

Seit Oktober wohnt der gebürtige Freiburger studiumsbedingt im Stuttgarter Westen. Das Album atmet diese Stadtluft. Auf „Jetzt bin ich dran“ fordert er giftig seinen Platz ein, beschreibt auf „Vier Wände“ die Magie der Stadt bei Nacht und überzeugt auf „Musik“ mit einer Dead-Prez-Gedächtnishook. Abgerundet werden die neun Songs plus Intro und Outro durch zwei stimmige Interludes.

 

Damaa muss keine 20 Accounts bei irgendwelchen sozialen Musiknetzwerken pflegen, um sich dem HipHop nahe zu fühlen. Denn er rappt nicht gegen wack MCs, weil es zum guten Ton des Genres gehört, sondern weil es ihm am Herzen liegt. Und wenn sich ein Hörer davon abgeschreckt fühlt, dann ist es ihm auch egal. „Retroperspektiven“ ist 32 Minuten altbewährte HipHop-Kost, die nicht nur versucht unverfälscht zu klingen, sondern es auch fulminant unter Beweis stellt.

 

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