Review: Benny SAN & Sheik Malik – Scheisse muss laut

Habt ihr morgens nach dem Aufstehen schon Lust auf eine Wodka-Mischung und sucht noch den passenden Soundtrack dafür? „Scheisse muss laut“ von Benny SAN und Sheik Malik könntet ihr ruhig mal ausprobieren!

 

Gleich das Intro gibt mit seinem brachialem Beat und den rauen Stimmen ordentlich auf die Fresse: „Besser als Rocky und Rambo in einem Film“. Ohne Hook, dafür aber eine kompromisslose Zeile nach der anderen. Und dieses Tempo wird über das komplette Album konstant gehalten. Das darauffolgende „Panzerfahren“ schlägt mit seiner „Reimemonster“-Hommage – wie es nicht anders zu erwarten war – in dieselbe Kerbe. Musik, die Herbert Grönemeyer wie folgt kommentieren würde: „Sie mag Musik nur, wenn sie laut ist“. Word to the mother.

 

Das Album ist in seiner Grundstimmung so ohrenbetäubend, dass sogar ruhiger angesetzte Stücke wie „Richtung Ewigkeit“ laut geraten. Benny SAN und Sheik Malik tragen jedes Lied mit ihren Schnapsstimmen und ihren sperrigen Texten. Davon ließ sich wohl auch Flipmode Squad’s First Lady Rah Digga anstecken und schenkte den Jungs auf „Ruff, Rugged & Rah“ einen Part, der das Gegenteil von Ausschussware ist. Und nebenbei gesagt, kommt es sowieso immer gut, wenn Amis „Sduddguard“ oder „Kingstreet“ sagen. Geil, diese USA-Menschen.

 

„Pech & Schwefel spitten hier zusammen“ und wirken – trotz der zum Großteil von Sheik Malik überladen produzierten Beats – stimmlich präsent. In neun von zehn Fällen kann man den Jungs ohne größere Anstrengungen folgen. Doch wirklich wollen, tut man das eh nicht. Technik geht bei einem Werk, das Deutschland zur Partyzone erklärt, unter. Den Moment, in dem man „Scheisse muss laut“ in den Player schmeißt, hat man sich gut auszusuchen. Für Nebenbei ist das nix.

 

„Wenn’s um Raps und Beats geht, bin ich kein Star, sondern ein Planet“, gibt Benny SAN auf „Ruff, Rugged & Rah“ von sich. Prollige Lines, die im Rap so ja nix neues sind. Doch was bei anderen Künstlern schnell mal zur Phrasendrescherei verkommt, passt bei SAN & Malik ins Bild. In ihrer Welt steht schwul sein der Männlichkeit noch im Weg und Wrestling war Anfang der 90er sowieso am besten. Das meinen die auch alles gar nicht böse. So ist es halt einfach, wenn man die Anglizismen-Kanone lädt und ordentlich auf die Tanzfläche schießt.

 

Hat man „Scheisse muss laut“ nach 47 kurzweiligen Minuten durch, braucht man erst mal eine Pause. Denn Benny SAN und Sheik Malik ziehen ihr Abriss-Konzept konsequent durch, ohne dabei Umwege in Kauf zu nehmen. Ich nehme den unvorteilhaften Albumtitel in Kauf und freue mich auf ihre nächste Live-Show. Dieses Album macht Bock drauf!

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