Review: La Dispute – Wildlife

„La Dispute“ ist der Titel einer französischen Komödie von Pierre Carlet de Chamblain de Marivaux aus dem Jahr 1744. Und so mehrschichtig wie das Schauspiel im Schauspiel sind auch die komplexen Texte, die einem die gleichnamige Band La Dispute aus Grand Rapids in Michigan auf ihrem zweiten Album „Wildlife“ um die Ohren haut.

 

 

Seit 2004 spielen die fünf Amerikaner eine Mischung aus Post-Hardcore, der von Bands wie Thursday oder At The Drive-In inspiriert wurde, und emotionalem Spoken Word, der von einer zwischen Selbstaufgabe und Verzweiflung wechselnden Vortragsweise profitiert. Texte gespickt mit schwermütigen Inhalten, die von der richtigen Ernährung, tödlichen Krankheiten und sinnloser Kriminalität erzählen, tragen zu einem Album bei, das sich für viele Hörer ruck zuck zu einem Lebensabschnittssoundtrack entwickeln könnte.

 

„Wildlife“ bietet dem La-Dispute-Kunden trotz einer knappen Stunde Spielzeit, verteilt auf 14 Anspielpunkte, keine Kehrverse oder Spielereien mit Wiedererkennungswert. Stattdessen brüllt, singt und jammert sich Frontmann Jordan Dreyer durch ein Album, das in jeder Sekunde „Kunstwerk“ schreit. Dabei macht es Dreyer einem trotz großem Pathos nicht allzu leicht. Dank cleveren Perspektivwechseln funktionieren die erzählten Kurzgeschichten auf mehreren Ebenen und verlangen dem Hörer weitaus mehr ab, als manch beliebtes Popalbum, das die Charts von England bis Japan beherrscht.

 

Das Ganze wird auf der instrumentalen Seite durch vertrackte Arrangements unterstrichen. Was in einem Moment reduziert wie ein Akustikkonzert vom Songwriter des Vertrauens klingt, bläst einen im nächsten Moment dank brutaler Gitarren- und Drumsounds quer durch den Raum. Mit jedem weiteren Durchgang erschließt sich dem Hörer eine Klangwelt, die dem Prog Rock nicht nur beiläufig Hallo sagt, sondern ihn gleich zum ausgedehnten Brunch einlädt.

 

La Dispute machen zwar keine Mainstream-Musik, sind aber auch keine Szene-Band, deren Hörerschaft lediglich aus einem eingeweihten Kreis von tätowierten Karohemdträgern bestehen sollte. Packende Geschichten verpackt in einem epischen Soundgewand ergeben ein Album, das Spaß macht, obwohl es alles tut, keinen Spaß zu machen. Am besten gleich zusammen mit „Parting The Sea Between Brightness And Me“ von Touché Amoré eintüten.

 

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