Funeral For A Friend: 2001 – 2016
Mit zwei Konzertbesuchen am 2. und 3. April im Kölner Luxor sage ich einer Band Lebewohl, die sich noch dieses Jahr auflösen wird. Funeral For A Friend sind auf Abschiedstour und ich blicke auf meine Zeit mit dieser großartigen Gruppe zurück.
„Today we announce the end of Funeral for a Friend. Yes, the end”, verkündete die Band am 14. September 2015 auf Facebook und gab damit für viele Sympathisanten, Anhänger und Fans recht überraschend ihre Auflösung bekannt. Nach einer Abschiedstour – die derzeit einmal quer über den Erdball läuft – wird es somit keine neue Musik der walisischen Post-Hardcore-Band mehr geben. 7 Alben, 7 EPs, 2 Live-Platten und eine Best-Of-Scheibe haben die Jungs zwischen 2001 und 2016 veröffentlicht, unzählige Touren gespielt und den britischen Screamo-Sound damit maßgeblich geprägt. Und wer sich etwas eingehender mit diesem Blog (vor allem den Jahresrückblicken) beschäftigt hat, wird feststellen, dass ich Funeral For A Friend recht gerne mag und ihr Schaffen stets mit Begeisterung verfolgt habe. Da ich keine 14 mehr bin, muss ich mich nicht tränenüberströmt im Bett verkriechen, ein wenig wehmütig werde ich bei dem Gedanken an eine Zukunft ganz ohne FFAF dennoch.
Erst 2006 über eine Freundin entdeckt, lernte ich die Band in ihrer Hochphase rund um die beiden mit Gold ausgezeichneten Alben „Casually Dressed & Deep In Conversation“ sowie „Hours“ kennen. Ich mochte auf Anhieb die Stimme des Sängers, die Ohrwurmrefrains, das Zusammenspiel von Härte und Melodien, die lebensbejahenden Inhalte und die von René Magritte inspirierte Optik in den Musikvideos und Artworks. Ich wollte nie „Fan“ werden, spürte aber relativ schnell, dass ich alles hören wollte, was die Band bis zu diesem Zeitpunkt herausgebracht hatte. Ich kaufte mir innerhalb weniger Tage die komplette Diskografie samt der Nebenprojekte. Dies beinhaltete auch 12 Inches, die ich mir in doppelter Ausführung zulegte, wenn die eine Version beispielsweise einen Demo-Song enthielt, den die andere nicht hatte. Manchmal reichten nur unterschiedliche Farben der Schallplatten oder alternative Cover. Das habe ich bis zur letzten Veröffentlichung 2015 mit dem großartigen Album „Chapter And Verse“ durchgezogen. Aus dem Vorsatz „nie Fan werden zu wollen“ wurde also nix.
Im Grunde haben mich Funeral For A Friend durch meine kompletten 20er begleitet und dienten immer dann als Rückzugsmusik, wenn ich etwas Heimeliges benötigte. So konnten in besonders schwierigen Phasen ganze Tage vergehen, in denen ich keine andere Band hörte. Auf dem Weg zum Mathe-Drittversuch im Studium lief „Welcome Home Armageddon“, beim ätzenden Übergangsjob nach dem Zivildienst musste die „The Young And Defenceless“-EP auf Dauer-Repeat rotieren, beim Umzug in die erste eigene Wohnung lieferte „Memory & Humanity“ den Soundtrack, beim Abholen meines Abschlusszeugnisses dröhnten die neuen Songs auf dem Best-Of-Album „Your History Is Mine“ durch die Kopfhörer und während meiner Ausbildung im Sommer 2007 fuhr ich mit dem Fahrrad zu „Tales Don’t Tell Themselves“ von den Spätschichten nach Hause. Ich bezahlte 60 Euro für eine Konzertkarte von Linkin Park und ging nach dem Vorprogramm von FFAF wieder nach Hause, freute mich wie ein kleines Kind als auf „Constant Illuminations“ von „Memory & Humanity“ endlich wieder uncleane Vocals zurückkehrten und plante die Rückreise eines Ostseeurlaubs so, dass ich für eine Show in Münster Halt machen konnte. Zig weitere Erinnerungen an Songs und Konzerte haben sich in meinem Hirn hoffentlich für immer festgesetzt.
Nun reise ich Anfang April nach Köln, um an zwei Abenden noch einmal der Band auf Wiedersehen zu sagen, die mich eine verdammt lange Zeit verdammt intensiv begleitet hat. Noch ein letztes Mal werde ich eines meiner 20 Bandshirts überstreifen und mit ein paar anderen Verrückten vor der Bühne mitgrölen, als wäre wieder 2008 in Speyer, wo ich FFAF das allererste Mal live sehen durfte. Wie es für die einzelnen Bandmitglieder weitergehen wird, ist noch nicht gänzlich bekannt. Matt Davies hat bereits letztes Jahr mit „The Jersey Girl EP“ eine weitere Veröffentlichung seines Solo-Projektes The Secret Show herausgebracht. Vereinzelte Konzerte spielte er in den letzten Monaten ebenfalls im Alleingang. Ich werde dran bleiben und die Jungs auch weiterhin unterstützen. Ich hatte und habe schon viele Musiker, deren Schaffen ich mochte, mit dem Kauf von Platten, Tickets und Merchandise supportet, bei keiner Band außer Funeral For A Friend tat ich dies jedoch mit so einer Leidenschaft. Danke und bis bald!
Oder wie wir mal nach Sonstwo gefahren sind für ne FFAF-Show und dir auf der Heimfahrt den Reifen am Auto kaputt ging…
Stimmt, das mit dem Autoreifen war schon scharf.