Doppel-Review: Funeral For A Friend in Stuttgart & Hundreds in Freiburg

Das Jahr könnte nicht besser aus der Startlethargie gerissen werden als mit lauter Live-Musik. Es folgen zwei Konzertkurzberichte: Funeral For A Friend in Stuttgart und Hundreds in Freiburg.

 

Passend zu ihrem siebten Studioalbum “Chapter & Verse” kamen die walisischen Post-Hardcore-Veteranen Funeral For A Friend auch nach Deutschland. So fanden sich Fans, Unterstützer und Genrefreunde am 30.1. im brechend vollen Stuttgarter Club zwölfzehn ein und feierten einen musikalischen Mix aus alten und neuen Stücken. Sänger Matt war die Freude über die Begeisterung, die seiner Band entgegengebracht wurde, anzusehen. Der zweite Frühling, den Funeral For A Friend bereits seit dem Vorgängeralbum „Conduit“ von 2013 erlebt, lässt sich mit ausverkauften Touren in der ganzen Welt und einer respektablen Chartposition in der Heimat belegen. Läuft bei denen, würden Fans von deutschen Jugendwörtern jetzt schreiben.

 

Seit den Majorlabeltagen rund um „Casually Dressed & Deep In Conversation“ und „Hours“ geht wieder was. Diesmal nur ganz unabhängig und so – möchte man aktuellen Interviews Glauben schenken – wie es die Jungs seit Tag 1 immer wollten. Verleugnet wird trotzdem nichts. Im Gegenteil. Ob junge Klassiker wie „History“, „Streetcar“ und „Juneau“ oder neues Material wie „You’ve Got A Bad Case Of The Religions“, „Pencil Pusher“ und „The Jade Trees Years Were My Best“ die fünf Mannen von der Insel lösten nach nur wenigen Takten ein wildes Gerangel, Getanze, Geschubse und Gestagedive vor der Bühne aus. Eine Zugabe wurde nach lautstarkem „One more song“-Gegröle selbstverständlich nicht verwehrt, obwohl die Jungs eigentlich keine Zeit mehr hatten. Denn der Tour-Van räumt sich bei einer hart arbeitenden Band wie dieser nicht von selbst ein.

 

 

Etwas leisere Töne schlug das Elektropop-Duo Hundreds am 4.2. im Freiburger Club Schmitz Katze an. Melancholische von Piano, Glockenspiel und Schlagzeug getragene Songs, die von Philipp Milner instrumentalisiert und seiner Schwester Eva gefühlvoll besungen wurden: Eben ein entspanntes Feierabendkonzert, das den Zuschauern das nötigste Mitwippen abverlangte. Wenn das Publikum nicht gerade wundervoll verloren mit geschlossenen Augen vor der Bühne stand und Stücke wie „Circus“ oder „The Headed Beast“ genoss. Genossen haben es die beiden Hamburger und ihre Unterstützung an den Trommeln sicherlich auch, denn mit ihrem zweiten Stopp während der laufenden „Tame The Noise“-Tour waren sie laut eigener Aussage sehr zufrieden.

 

 

Die der Winterkälte trotzende barfüßige Eva Milner erzählte von Fanpost an Björk. Björks Aupair-Mädchen wurde sie damals zwar trotz schriftlicher Bitte nicht, heute aber kann sie zumindest ihre Nummern interpretieren, wie es die Hundreds-Sängerin mit „Who is It“ eindrucksvoll bewies. Auch der Zugabenblock wurde mit einem stimmig gewählten Coversong bestückt, denn mit Blacks „Wonderful Life“ setzte das Geschwisterpaar einen so ungewöhnlichen wie auch fantastischen Schlusspunkt hinter diesen schönen Konzertabend. Eine sympathische Band, die die Schönheit der Musik verinnerlicht hat und nun nach außen trägt.

 

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