Wie Netflix versuchen möchte, Kinder ans Binge Watching heranzuführen

Sticker sollen helfen, junge Menschen für “Netflix & Chill” zu begeistern

Netflix testet ein Belohnungssystem für besonders fleißige Zuschauer. Das Problem: Es richtet sich an Kinder und Jugendliche.

 

Bei ausgewählten Nutzern testet Netflix seit einigen Tagen ein System, das für das Schauen von Inhalten belohnt. So erhalten beispielsweise „Fuller House“-Gucker digitale Sticker, die bestätigen, dass der Abonnent alle Staffeln der Serie gesehen hat. Ähnliche Systeme gibt es in der Unterhaltungsindustrie seit vielen Jahren. So verdienen sich Besitzer einer PlayStation durch besondere Videospielleistungen Bronze-, Silber-, Gold- und Platintrophäen. Das soll den Spielern die Möglichkeit geben, ihr Können untereinander zu vergleichen.

 

Im Videospielkontext machen Belohnungssysteme Sinn, da die Spieler Trophäen erst durch erbrachte Leistungen erhalten. Und die bestehen in der Regel nicht darin, teilnahmslos vor der Konsole zu sitzen. Ein starker Gegner muss besiegt, eine schwierige Sprungpassage gemeistert oder ein anspruchsvolles Rätsel gelöst werden. Netflix wird seinen Abonnenten sicherlich keine Aufgaben während des Schauens von „Eine Reihe betrüblicher Ereignisse“ stellen. Stickerbelohnungen wird es lediglich für das Sehen einer kompletten Serie geben.

 

Besonders kritisch zu sehen ist, dass das System nur für Kinder und Jugendliche ausgelegt zu sein scheint. Die Testnutzer können die Sticker nämlich nicht bei jeder Serie sammeln. Stattdessen steht dieses Feature momentan nur bei Produktionen wie der Animationsserie „Trolljäger“ zur Verfügung. Plant Netflix damit jüngere Menschen an das Binge Watching heranzuführen? Mit Sicherheit, denn der Sinn der digitalen Sticker ist es, Freunden zu zeigen, dass man auf dem Laufenden ist. Wer auf dem Schulhof mitreden möchte, muss sich erst seine Sticker verdienen.

 

Derzeit befindet sich das Belohnungssystem in einer Testphase für ausgewählte Nutzer. Ob es zu einem späteren Zeitpunkt allen Abonnenten zugänglich gemacht wird, ist nicht bekannt. Noch hält sich Netflix dazu bedeckt und äußert sich auch sonst nicht besonders wortreich zu diesem Thema. Vielleicht sollte sich der Streaming-Gigant weniger auf Spielereien wie diese konzentrieren und stattdessen an einem Bewertungssystem arbeiten, das den Nutzern eine fundierte Auskunft über die Qualität von Serien und Filmen gibt. Dann kommt das Binge Watching von Jung und Alt auch von alleine.

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