Undisputed: Wrestling und die New York Times Bestseller

Anfang Mai veröffentlichte World Wrestling Entertainment (WWE) die aktuellen Geschäftszahlen des ersten Quartals 2012. Und wie es nicht anders zu erwarten war, schlug das Unternehmen mit Gesamteinnahmen von 123,1 Millionen US-Dollar erneut ihr Vorjahresergebnis von 119,9 Millionen US-Dollar. Und gerade im Bereich des Merchandisings ist der weltweit größte Promoter von modernen Gladiatorenkämpfen beliebter denn je.

 

Dementsprechend ist das Angebot im offiziellen WWE Shop umfangreicher als der Bauch von so manchem Fast-Food-Fan. T-Shirts, Action-Figuren, Bettwäsche, Geschirr, Videospiele, Babystrampler, Jacken, Taschen, Schmuck, lebensgroße Pappaufsteller von Wresltern, DVDs, Uhren und Poster, die Liste ist so lang wie teilweise auch absurd. Doch gerade eine Art von Produkt wurde in den letzten 15 Jahren immer beliebter unter Freunden des Sports Entertainments: Das Buch!

 

Fast jeder Wrestler, der ein-, zweimal im landesweiten Fernsehen scheinen durfte, veröffentlichte mindestens ein Buch über sein Leben im Allgemeinen und das Wrestling im Speziellen. So brachte es Mick Foley – klammert man seine Kinderbücher aus – gar auf vier biografische Werke, die aus der Welt des bekennenden Weihnachtsfans berichten. Und glaubt es oder glaubt es nicht, diese Bücher, die in der Regel nicht in deutscher Übersetzung erscheinen, sind unterhaltsamer als so mancher Bestseller-Kriminalroman mit hässlichem Zwei-Farben-Cover.

 

Aus der schier unüberschaubaren Masse an Wrestlingbuchveröffentlichungen habe ich fünf, die ich gelesen und für besonders gut befunden habe, herausgepickt. Viel Spaß mit einer weiteren – höchstpersönlichen – Liste: Die Top 5 meiner liebsten Wrestling-Bücher.

 

Platz 5: Pro Wrestling’s Greatest Wars

Mit seinen 64 Seiten ist Dan Ross‘ Vorstellung der erinnerungswürdigsten Fehden im Professional Wrestling wohl das Leichtgewicht in dieser Liste. Doch schon das Cover spricht eine eindeutige Sprache: Kane vs. The Undertaker. Der Inhalt scheint also eher schwergewichtig auszufallen!

 

Das 2000 erschienene Buch geht zu Beginn aber viel weiter zurück. Sportjournalist Ross steigt an einem Punkt ein, an dem der Volksempfänger noch auf Hochtouren lief und Franklin Roosevelt die Welt rettete. So geht er zum Beispiel auf einen in den 30ern entfachten Zwist zwischen Ed Lewis und Jim Londos ein, erklärt wie es in den 50ern zu dem Duell zwischen Buddy Rogers und Lou Thesz kommen konnte und bringt uns noch mal zurück in die 70er, als Dusty Rhodes und Harley Race um den NWA World Title kämpften.

 

Doch „Pro Wrestling’s Greatest Wars“ erzählt nicht nur von den Konflikten „of the Yesteryear“, sondern auch von den Fehden, die nach der ersten Wrestlemania 1985 – und somit ab dem Zeitpunkt, ab dem Wrestling Mainstream wurde – entfachten: Hulk Hogan vs. Andre The Giant, Bret Hart vs. Owen Hart, Ric Flair vs. Randy Savage, Taz vs. Sabu, Harlem Heat vs. The Nasty Boys und natürlich auch nWo vs. WCW. Dabei beschränkte sich Ross nicht nur auf eine bestimmte Promotion, sondern schrieb ein firmenübergreifendes Buch, das zwar von keinem Unternehmen offiziell lizenziert wurde, trotzdem auf jeder Seite maximal unterhält.

 

Platz 4: The Rock Says… (The Rock)

Als “The Rock Says…” im Jahre 2000 erschien, war Dwayne Johnson zwar noch weit von Hollywood entfernt, dafür aber einer der größten Stars in der World Wrestling Federation. Als „People’s Champion“ gehörte er zu den absoluten Publikumslieblingen und bescherte dem Unternehmen Millionen von Dollar. Klar, dass die WWF neben T-Shirts, Tassen, Postern und allerlei anderen Merchandise-Artikeln auch ein Buch auf den Markt werfen musste. Zusammen mit Joe Layden schrieb Johnson schon im Alter von 24 Jahren (!) seine – bis dato durchaus spannende – Geschichte auf. Wie seine Kindheit verlief, was in seiner Jugend geschah und wie er letztendlich in die WWF und somit an seinen Superstarstatus kam, wird ebenso thematisiert wie die Tatsache, dass er tatsächlich aus einer traditionsreichen Wrestlingfamilie stammt. Ein packendes Buch, das mit seinen etwa 400 Seiten ruck zuck durch ist und gerade für Menschen, die The Rock hauptsächlich als Zahnfee oder Daddy ohne Plan kennen, recht interessant sein dürfte.

 

Platz 3: Undisputed: How To Become The World Champion In 1,372 Easy Steps (Chris Jericho)

Bleacher Report resümierte Anfang 2011 in ihrer Rezension über Chris Jerichos zweites Buch: „It’s honest, its entertaining and it’s insightful, I highly recommend it, and to Mick Foley I’d say watch out, Jericho could quickly become the ‘undisputed’ wrestling author champion of the world.” Starke Worte für ein Buch, das genau dort anschließt, wo “A Lion’s Tale” aufhört und somit „lediglich“ ein Sequel ist. Ohne Ghostwriter schrieb Jericho erneut das auf, was ihm vor und vor allem hinter den Kulissen von World Wrestling Entertainment passiert ist. Eine Fortsetzung, von der viele sagen, dass sie besser sei als das Original. Und möchte man gewissen Passagen in Mick Foleys viertem Buch “Countdown To Lockdown” oder seinem persönlichen Vorwort für eben dieses Jericho-Buch Glauben schenken, macht sich der ehemalige Cactus Jack tatsächlich so manchen Gedanken über Y2Js Schreibtalent. Zu Recht.

 

Platz 2: Have A Nice Day: A Tale Of Blood And Sweatsocks (Mick Foley)

Kein anderer Wrestler hat so viele Bücher verfasst wie er. Mittlerweile ist Mick Foley kein Ringer mehr, der Bücher schreibt, sondern ein Buchautor, der mal gewrestlet hat. Der Mann, der seine Werke tatsächlich noch mit Kugelschreiber und Collegeblock verfasst, schrieb 1999 seine erste Biografie komplett im Alleingang und eröffnete der Wrestling-Welt damit ganz neue Möglichkeiten. Der Einstieg von der 0 auf die 1 in die New-York-Times-Bestseller-Liste bestärkte die World Wrestling Federation darin, weitere Biografien ihrer Angestellten zu veröffentlichen. Hätte Mick Foleys Buch nicht derartigen Erfolg gehabt, gäbe es heute wahrscheinlich nicht all die Schmöker über die Ric Flairs, Steve Austins, Edges, Batistas, William Regals, Bret Harts, Shawn Michaels‘ und und und.

 

Doch „Have A Nice Day“ ist mehr als nur irgendein Tatsachenbericht über irgendeinen Wrestler. Kayfabememories.com schrieben nicht ohne Grund: „Even if you aren’t a wrestling fan, this is a wonderful story of a guy who made it to the top despite the odds. I can’t recommend it enough.“ Recht haben sie. Denn die Hardcore Legende, die 1994 bei einem Match zwei Drittel ihres rechten Ohres verlor und regelmäßig blutverschmiert im Ring stand, als liebenden Familienvater mit einer Schwäche für Freizeitparks kennenzulernen, ist schon eine herrliche Sache. Eine stark erzählte Geschichte!

 

Platz 1: Controversy Creates Cash (Eric Bischoff)

Zusammen mit Jeremy Roberts erzählt Eric Bischoff in „Controversy Creates Cash“ vornehmlich die spannende Geschichte der Monday Night Wars aus seiner Sicht. Mitte bis Ende der 90er war die Wrestling-Lobby in den USA so groß wie nie wieder. Mit World Championship Wrestling, der World Wrestling Federation und natürlich auch Extreme Championship Wrestling gab es drei Ligen, die so spannende und innovative Storylines entwickelten, dass ganz Amerika zuschaute. Bischoff erfand zu dieser Zeit die nWo und machte die WCW-Show „Monday Nitro“ – noch vor „WWE Monday Night Raw“ – zur beliebtesten Wrestling-Sendung im US-TV-Programm. All das wird neben den üblichen biografischen Erzählungen, die in ein solches Buch gehören, thematisiert. Mehr Einblick in die Welt des Professional Wrestlings bekommt man wohl an keiner anderen Stelle. Großartig.

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