Was passiert auf „High & hungrig 2“?

Sex, Drogen und Straftaten – Gzuz und Bonez MC sind keine Klosterschüler. Was die beiden 187 Strassenbandenmitglieder auf ihrem Kollaboalbum „High & hungrig 2“ alles verbrechen, habe ich zusammengefasst.

 

Gzuz & Bonez MC haben am 27. Mai den zweiten Teil ihrer Albumreihe „High & hungrig“ veröffentlicht. Ein voller Erfolg, der trotz starker Konkurrenz von Farid Bang, welcher in der gleichen Woche seinen neuen Tonträger „Blut“ in die Läden stellte, von der 0 auf die 1 chartete. „High & hungrig 2“ ist eines der besten Straßenrap-Alben der Saison mit einem eigenen Sound, der unterhält und gleichermaßen fetzt. Automucke für Menschen, die U-Bahn fahren. Muskeltrainingsmucke für Menschen, die joggen gehen. Ein riesiger Spaß für den ganzen Freundeskreis. Dichte Erzählungen, die das Kopfkino auf Hochtouren bringen, treffen auf herrlich grobe Flows und Beats, die zur Einstimmung für die nächste harte Prüfung – egal ob auf der Straße oder im Klassenzimmer – gepumpt werden können. So viel Kreativität muss gebührend geehrt werden: In diesem Blogbeitrag fasse ich daher zusammen, was Gzuz und Bonez MC auf „High & hungrig 2“ zwischen Beischlaf, Drogenkonsum und nächtlichen Straftaten alles erleben.

 

Sex

Es wird niemanden sonderlich überraschen, dass erfolgreiche Straßenrapper Sex haben. Viel Sex und meistens dreckigeren als ihn ein Drehbuchautor des Genres Porno je erdenken könnte. So erfahren wir über das, was Gzuz & Bonez MC mit dem anderen Geschlecht tun oder gerne tun würden, auch auf „High & hungrig 2“ jede Menge. Bonez MC nimmt das Bett auseinander und weicht anschließend auf die Couch aus, um die Dame seiner Wahl dort mit Stellungen aus dem Tierreich während der Dauer eines Handballspiels zu beglücken. Wenigstens ist er ehrlich und sagt von Anfang an, dass die gemeinsame Zeit von vorneherein nur begrenzt ist. Warum? Weil er laufend an Sex denken muss, wofür er sich – Gentleman, der er ist – auch entschuldigt. Über so manches ungenierte Verhalten seiner Sexpartnerinnen ist aber sogar er verblüfft. Zum Glück meldet sich auch Gzuz bei diesem Thema zu Wort und erklärt, warum es in ihren Schlafzimmern zuweilen so läuft: „Scheiß auf Respekt, sie will richtigen Sex“. Der grimmig dreinblickende Gast auf der Beginner-Comeback-Single braucht eine Alte, am liebsten wären ihm aber zwei und fragt aus seiner Sicht vermutlich zurecht, warum er irgendeiner die Treue versprechen sollte. Ein verdammt cooles Rap-Album reicht dann aber doch nicht, um regelmäßig an die benötigte Dosis Sex zu kommen. Ein wenig Arbeit müssen sich auch die beiden Hamburger machen: Erst ein Kompliment verteilen, danach zwei gute Drinks ausgeben und anschließend eine Runde im Mercedes fahren – schon ist das Schloss des Keuschheitsgürtels geknackt. Nur ein Problem bringt dieses Abschleppkönnen laut Bonez MC leider mit sich: „Kleine Schlampen unter zwanzig wollen ein Kind von mir.“

 

Drogenkonsum

Ein altes urbanes Sprichwort besagt: Don’t get high on your own supply. In Hamburg kennt man diese Weisheit scheinbar nicht. Gzuz & Bonez MC ticken laut eigener Aussage zwar das eine oder andere Dreiblatt – selbst auf Wolke 7 zu schweben, lassen sie sich trotzdem nicht nehmen: „Wieder so high, dass alle denken, ich bin krank.“ Sogar so high, dass der gute Bonez MC beim Frisör einschläft. Um dann wieder einigermaßen aufnahmefähig zu werden, legt der Rapper schon mal eine Nase auf dem Bartresen oder trinkt Sirup bis er nur noch mit 30 km/h durch eine 50er Zone fährt. Der Konsum von herkömmlichem Alkohol ist da fast schon obligatorisch. Ob Jägermeister, Whiskey mit Soda, Wodka oder – wenn Ladys am Start sind – Sekt, die Strassenbande und allen voran Gzuz feiern vom ersten bis zum ersten des nächsten Monats. Da ist es nicht verwunderlich, dass sich Gzuz an nix mehr erinnern kann, weil er halt immer Pegel hat. High ist er übrigens, seit er 12 ist. Oder anders gesagt: „Gzuz 187, ich bin high wie die NASA!“ Drogen scheinen ihm trotz aller Gefahren aber eher gut zu tun. Codein ist seine Medizin und Ott sein Sauerstoff, den er braucht, um nicht wild um sich zu schlagen. Doch das ist alles egal, denn wer Erfolg hat, kann sich letztendlich alles erlauben: „Wir sind Junkies aber dreimal Top-Fünf im letzten Jahr.“

 

Straftaten

Wenn es um seinen roten Mercedes CL geht, kennt Bonez MC keine Grenzen – erst recht keine juristischen. „Mit 150 Sachen nachts durch meine Straßen fegen“, gibt er an und hat auch gleich die Lösung bei Staus auf der Autobahn parat: „Standstreifen entlangheizen!“ Ganz schön riskant, denn wenn Bonez MC von der Polizei gestoppt werden würde, wäre das für ihn sicherlich folgenreich: „Führerschein gefälscht, wir sind gegen das System.“ Cool bleibt er bei einer Kontrolle der Staatsmacht trotzdem. Dem Beamten vor die Füße spucken, ihn Missgeburt nennen und sich diebisch darüber freuen, wenn er nichts gefunden hat – so geht das in Hamburg. Blöd nur, wenn er sein Auto tatsächlich verlieren würde. Seine momentane Schlafmöglichkeit scheint nämlich auf der Kippe zu stehen: „Hab’ meine Miete schon seit Sommer nicht gezahlt.“ Egal, denn Geld kommt unter anderem durch Autodiebstahl und das anschließende Ausschlachten der Karre rein. Kumpel Gzuz denkt, was die zwielichtigen Einnahmequellen angeht, etwas weitgefächerter: „Bin immer offen für Versicherungsbetrug“, bestätigt er auf „High & hungrig 2“, aber auch dem klassischen Verkauf von verbotenen Substanzen, die Piff und Paff machen, scheint er zu frönen: „Guck, meine Kette ist von Drogengeld!“ Ähnlich wie seinem Tag-Team-Partner ist es auch Gzuz wichtig, die Polizei zu beleidigen, denn Einsicht zeigen, ist nichts, was zur 187 Strassenbande passt. Aber nicht nur die Hamburger Polizei muss die verbalen Tiefschläge von Gzuz fürchten, denn neben dem Eintreiben von Schutzgeld wird auch der eine oder andere Diskobesucher mit Liedtexten von Kool Savas konfrontiert: „Lutsch meinen Schwanz!“ Da bleibt zum Abschluss nur noch eines zu sagen: Ice Cube rappte einst „Today I didn’t even have to use my AK / I got to say it was a good day” und Gzuz übersetzt es mit “Nach ‘ner schönen Schlägerei hat der Tag sich gelohnt“ ins Deutsche.

 

Motivation

[amazon_link asins=’B01D5B2PWG’ template=’ProductAd’ store=’likeitis93-21′ marketplace=’DE’ link_id=’563d401a-e4ce-11e7-9373-2f7f6296e96c’]Warum machen Gzuz und Bonez MC das eigentlich alles? Denn möchte man Bonez Glauben schenken, dann will er sowieso nur mit dem Auto fahren oder zum Frisör gehen. Das ist vielleicht aber auch das Problem: „Tut mir leid, doch der CL hat unser Geld gefressen / also noch ’ne Platte pressen und wieder dasselbe rappen!“ Und wenn sich die Platte gut verkauft, kommen gleich neue Felgen drauf. Rappen bedeutet für die beiden Hamburger mittlerweile Geld verdienen und zwar so viel, dass Papa Bonez dank des legalen Beschaffungsweges für den Benzer Stolz auf seinen Sohn sein kann. Träume sind aber nach wie vor zum Jagen da, weshalb auch für Bonez MC diese nicht ausgehen. Ob Sonne, Pool oder ein Sarg mit Colucci-Muster – der Typ, der früher Staplerfahrer war und heute Kaviar isst, schafft alles. Gzuz‘ Motivation war zu Beginn seiner Karriere noch eine andere: „Ich war motiviert, weil es Spaß bringt / wollte mich und mein Viertel an’ Start bringen“, erklärt er, muss später aber dennoch mit Blick auf das Konto zugeben, dass er nicht wie die anderen rappt, weil sich sowas nicht verkauft. Am Ende des Tages ist das Geld eben doch der Motivationsgrund Nummer Eins. Ist ja nicht schlimm, denn trotzdem bleibt Rap für die Jungs eine Herzensangelegenheit, was Gzuz wie folgt erklärt: „Und ja, ich liebe mein’ Papa, doch 50 Cent war für mich da!“