Review: Sickless – Einsickartig

Abitur gerade abgeschlossen? Diese Platte hört man beim Umzug in die neue Unistadt.

 

Sickless dürften noch nicht allzu viele Leute auf dem Schirm haben. Obwohl „Einsickartig“ mittlerweile seine fünfte Veröffentlichung ist, kennt man den jungen Rapper höchstens aus einschlägigen HipHop-Foren oder irgendwelchen Community-Netzwerken. Schade, denn Sickless‘ Rap klingt erfrischend und abwechslungsreich.

 

Von den Inhalten bis zum Cover-Artwork ist „Einsickartig“ ein sehr ambitioniertes Werk. Ein lieblos zusammengeklatschtes Download-Mixtape sieht jedenfalls anders aus. Zehn Songs, Intro, Outro und fünf Bonus-Stücke landen per zip-Ordner auf der Festplatte.

 

Sickless nimmt Rap ernst ohne dabei in gängige Klischees abzudriften. „Ich lebe für HipHop“ denkt er sich vielleicht, würde es aber nie aussprechen. Dabei ist die Art wie er rappt und schreibt weder außergewöhnlich noch neu. Viel eher weiß er ein Gefühl rüberzubringen, das Jugendliche in seinem Alter nur zu gut kennen. „Einsickartig“ atmet jugendliche Aufbruchsstimmung. Man muss schneller erwachsen werden als man es vielleicht möchte. Sickless erzählt davon.

 

„Die besten Songs schreibt man dann, wenn es einem dreckig geht“, heißt es auf dem Bonus-Song „Wüstenblume“. Und genau solche Ansagen wechseln sich immer wieder mit Hau-Drauf-Geschichten ab. Denn das Leben als junger Mensch in unserer Zeit ist zwar nicht einfach, aber definitiv auch eine spannende Angelegenheit, die es lohnt ausgekostet zu werden.

 

Sickless versucht sich immer wieder an wie-Vergleichen. Häufig gelingen ihm dabei ganz gute Wortspiele. Ab und an geht das aber auch schief und wirkt zu sehr an den Haaren herbei gezogen. Doch wenn er sich in Tracks wie „Cocktailpartyeffekt“ eine persönliche Einmarschhymne zusammenbaut und die Dachterrassenparty, die es im dazugehörigen Video zu sehen gibt, plötzlich im Kopf des Zuhörers stattfindet, sind etwas alberne wie-Vergleiche ziemlich schnell vergessen.

 

Gängige Raptechniken stehen auch nicht im Vordergrund. Denn Sickless steht kurz davor, dass man seine Musik auch fernab der HipHop-Szene ernstnehmen könnte. Menschen, die für jede Lebensphase entsprechende Lieblingslieder haben, werden sich in Sickless‘ Welt wohlfühlen. Ein harmloser Junge, der auf andere Leute arrogant wirkt, sich dessen bewusst ist und etwas daran ändern möchte. Kennt man so doch irgendwie?!

 

Allzu viele Schnitzer lassen sich auf dieser Free-Download-Platte wirklich nicht finden. Möchte man kleinlich sein, dann könnte man ihm vorwerfen, dass die vier Remixe von „Cocktailpartyeffekt“, die es als Bonus noch mit oben drauf gibt, nicht unbedingt hätten sein müssen. Aber alles halb so schlimm, denn man muss für diesen Release ja keinen von der Finanzkrise gebeutelten Euro hinblättern.

 

Sickless hat den richtigen Weg eingeschlagen. Dieser ist zwar noch lang und steigend, doch er trägt gutes Schuhwerk. Die Bergspitze könnte er so ohne weiteres erklimmen.

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