Review: Schwäbische Küche – Wurde auch Zeit!

skSchwäbische Küche haben ein neues Album veröffentlicht und meinen „Wurde auch Zeit!“. Dem wird sicherlich nicht jeder HipHop-Hörer zustimmen.

 

Die Rapper Sill und Dan sowie ihr DJ Trickz bilden das HipHop-Trio Schwäbische Küche. Nun erschien ihre Platte „Wurde auch Zeit!“ über SK-Musik. 13 Songs plus Intro und Outro verteilen sich auf 56 Minuten Spielzeit. Und gleich der Auftakt zeigt, wo es im Verlauf der knappen Stunde hingehen wird: In die Tiefen der Turntablism-Kunst. Kaum ein Track kommt ohne die handfeste Arbeit des Plattenschubsers aus. „Wurde auch Zeit!“ lebt von den unzähligen Cuts, die sich hauptsächlich an Platten aus der großen Deutschrap-Boom-Ära Ende der 90er bedienen.

 

Und das passt. Schwäbische Küche klingen, als wären sie direkt aus dem Jahre 2001 ins Jahr 2011 gereist, ohne in der Phase der großen Battle- und Street-Rapper rechts rangefahren und eine Zeitreisepause eingelegt zu haben. Denn die für Deutschrap ohne Zweifel wichtige Epoche mit all ihren raptechnischen Entwicklungen wurde einfach übersprungen. Auf „Wurde auch Zeit!“ werden Zeilen und Wörter so betont, wie es heute nur noch hängengebliebene Ü30-Rapper tun würden. Das ist mindestens so frisch wie vergessene Produkte auf dem Fischmarkt.

 

Am Ende bleiben ein gutes Dutzend Beats und jede Menge hervorragende Cuts & Scratches im Gedächtnis. Inhaltlich hat mich die ganze Chose weder berührt, noch weitergebracht oder gar längerfristig beschäftigt. Vergangenen HipHop-Werten hinterher zu trauern, auf die Individualität des Einzelnen zu pochen, Narkolepsie abzufeiern, stumpfe Sozialkritik zu bringen oder über Zeit zu rappen, lockt nicht unbedingt neue Kundschaft an. Das alles klingt einfach zu egal.

 

„Man sagt ja: Viele Köche verderben den Brei/hey, bei uns reichen schon drei/und nun sei live mit dabei!“, heißt es auf dem Titelstück. Und man möchte ihnen zustimmend entgegen schreien, dass diese Aussage in ihrem Falle so was von wahr ist. Auch das miserable Artwork, das heutzutage nicht mal mehr für Free-Download-Alben klargeht, ist ein Griff ins Klo. Doch nur zu motzen, ist unfair. „Wurde auch Zeit!“ hat neben der Leistung des DJs sicherlich weitere Höhepunkte. Die muss nur jeder für sich selbst entdecken.

 

Schwäbische Küche haben ein ganz bestimmtes Bild von HipHop und ihren Teilnehmern im Kopf. Für diese Menschen machen sie ihre Musik. Und diese Menschen werden ihre Version des Bummtschacks auch feiern. Keine Frage. Für die Anderen ist das hingegen viel zu viel „ich-lebe-für-HipHop“-Klischee und viel zu wenig zeitgemäßer Style.

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