Review: Rocket Raccoon – Der Letzte seiner Art

Das wuschelige Maskottchen der Guardians Of The Galaxy wandelt mit „Der Letzte seiner Art“ auf Solopfaden. Erfahrt, ob der Comic dem Hype um den letztes Jahr erschienenen Kino-Blockbuster gerecht wird.

 

Wer den Waschbär dank des Kinofilms lieben gelernt hat und nun hofft, durch „Der Letzte seiner Art“ auch Zugang zur Comicwelt zu erlangen, dürfte nicht enttäuscht werden. Der kampflustige Waschbär bleibt seinen markanten Charakterzügen treu und ballert, schlägt und beleidigt sich quer durch die Gegnermassen. Rocket Raccoon ist der chaotische Antiheld mit kecken Sprüchen, der sich – sympathisch wie er ist – trotzdem um seine Freunde und Mitmenschen schert. Nicht umsonst steht ihm auch in dieser eigentlichen Soloserie sein bester Baumkumpel Groot zur Seite. Gemeinsam flüchten Sie in dem vorliegenden Band 1 vor einer illustren Truppe Kopfgeldjägerinnen und versuchen nebenbei dem Schicksal Rockets Volkes auf die Spur zu kommen. Denn wie es der Titel schon verrät, ist er der letzte sprechende Waschbär seiner Art. Oder etwa nicht?!

 

Die von Skottie Young im Alleingang geschriebene und gezeichnete Geschichte, hält einige Lacher parat und erzeugt mit seinen bunten, gar kindlichen Zeichnungen eine eher lustige statt düstere Atmosphäre, lässt mich auf erzählerischer Ebene aber dennoch völlig kalt. Der mit dieser Ausgabe begonnene Plot ist spannungsarm und pendelt eher im Seitentakt von Action-Szene zu Action-Szene, statt mit fesselnden Dialogen den inhaltlichen Stein ins Rollen zu bringen. Der Cliffhanger am Ende wirkt da eher wie eine Entschuldigung für das Zurückliegende bzw. wie eine Bitte, es mit Band 2 noch einmal zu versuchen. Popkulturzitate, die auf Filme wie „Good Will Hunting“ oder Serien wie „True Detective“ Bezug nehmen, können über diesen eher mauen Auftritt nicht hinwegtäuschen. Das hat Guardians-Kumpel Star-Lord – der parallel ebenfalls eine eigene Serie spendiert bekommen hat – besser auf die Kette gekriegt.

 

Potential ist da, denn so albern der Protagonist erst einmal zu sein scheint, so spannend ist der 1976 von Bill Mantlo und Keith Griffin erschaffene Rocket Raccoon. Der pistolenschwingende Waschbär kennt nicht nur markige Sprüche, die er seinen Gegnern auftischt, nachdem er diese in ein Sieb verwandelt hat. Nein, auch in „Der Letzte seiner Art“ darf sich Rocket von seiner nachvollziehbar ausgearbeiteten sensiblen, gar weinerlichen Seite zeigen. Es tut der Figur und ihrer Tiefe gut, dass sie so nah am Wasser gebaut ist, auch wenn die Gründe hierfür psychologisch sicherlich nicht schwer aufzudecken sind. Das Universum, in dem sich Rocket Raccoon bewegt ist noch ein Stück absurder als bei den Guardians Of The Galaxy. Wo Star-Lord auf Rache an Thanos aus ist, boxt sich Rocket mit dem Söldnerhäschen Blackjack O’Hare. Die Welt um den Waschbären wird konsequent weitergedacht, was den optisch guten Eindruck nur festigt.

 

„Der Letzte seiner Art“ erschien in vier englischsprachigen Ausgaben zwischen September und Dezember 2014 und kann nun auch in Form eines Sammelbandes in deutschen Comichandlungen und Bahnhofskiosks erworben werden. Der deutschsprachigen Ausgaben liegt zusätzlich eine Kurzgeschichte von Joe Caramagna (Autor) und Adan Archer (Zeichnungen) bei, die 2014 im Rahmen des Free Comic Book Days veröffentlicht wurde. Teil 2 erscheint am 7. Juli. Trotzdem scheiden sich an “Der Letzte seiner Art” die Geister: Zu viel Gag, zu wenig Substanz. Der Griff zur aktuell laufenden Guardians-Reihe „Krieger des Alls“ sei daher eher empfohlen.

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