Review: Moonlight

„Moonlight“ erzählt vom Leben eines homosexuellen Afroamerikaners in sozial schwierigen Verhältnissen. Damit hat sich Regisseur Barry Jenkins ein spannendes Thema ausgesucht, das er in bildgewaltigen Ideen ertränkt.

 

Seit dem 26. Februar kommt kein Artikel über „Moonlight“ ohne die Erwähnung der Verwechslungspanne bei den Oscarverleihungen 2017 aus. Die Laudatoren Faye Dunaway und Warren Beatty kürten Damien Chazelles „La La Land“ zum besten Film des Jahres. Noch auf der Bühne wurde festgestellt, dass der falsche Umschlag in die Hände von Dunaway und Beatty geriet. Nicht „La La Land“ sollte den begehrten Filmpreis gewinnen, sondern Barry Jenkins „Moonlight“. Ein peinlicher Moment, der dem Film und hoffentlich auch dem in gewissen Kreisen tabuisierten Thema noch mehr Aufmerksamkeit bescherte.

 

Statt dem N- fällt das S-Wort

 

„Moonlight“ basiert auf dem nie aufgeführten Theaterstück „In Moonlight Black Boys Look Blue“ von Tarell Alvin McCraney. Barry Jenkins formte daraus ein Drehbuch und übernahm die Regie. Der Afroamerikaner Chiron wächst in zerrütteten Verhältnissen mitten in den sozialen Brennpunkten von Miami auf. Die Mutter ist schwer drogenabhängig, der Vater ist weggelaufen und zu allem Überfluss stellt Chiron fest, dass er homosexuell ist. In seinem Umfeld gilt das als Schwäche. Statt dem N- wird ihm das S-Wort an den Kopf geworfen. Früh findet er jedoch Zuflucht bei Dealer Juan (Mahershala Ali), der ihn unter seine Fittiche nimmt.

 

Der Film ist in drei Kapitel aufgeteilt, jedes steht für einen anderen Zeitabschnitt im Leben von Chiron. Alex R. Hibbert spielt den neunjährigen, Ashton Sanders den sechzehnjährigen und Trevante Rhodes den erwachsenen Chiron. Durch das gute Casting fallen die Zeitsprünge trotz unterschiedlicher Darsteller nicht auf. Der „Boyhood“-Effekt greift. Chiron ist ein wortkarger Charakter, der sich nicht an vielen Gesichtsausdrücken bedient. Trotzdem spielt gerade der hagere Ashton Sanders die jugendliche Version mit einer beeindruckenden Verletzlichkeit.

 

Fleißiges Interpretieren!

 

„Moonlight“ möchte zum fleißigen Interpretieren animieren: Es fängt beim Namen der Hauptfigur an, der aus der griechischen Mythologie stammt, geht bei der Taufszene mit Juan (spanisch für Johannes) weiter und endet längst noch nicht mit Chirons Ersatzmutter, die den programmatischen Namen Teresa (Janelle Monáe) trägt. Über das bloße Erkennen von Zitaten und Bildern geht es meistens aber nicht hinaus. Der Film verlässt sich zu sehr auf diese Referenzen, kann sie aber nicht mit einer tiefgehend erzählten Geschichte unterfüttern. Dadurch wirkt der Film flacher, als er sein sollte.

 

Chirons Entwicklungen – allen voran die vom eingeschüchterten Jugendlichen zum harten Drogendealer – müssen hingenommen werden. Gründe hierfür werden zwar genannt, der Zuschauer begleitet den Protagonisten jedoch nicht dabei, weshalb sie auch nicht nachvollziehbar wirken. Der innere Konflikt der Hauptfigur wird auf nur einen Satz am Ende des Films heruntergedampft. Der Eindruck entsteht, Jenkins wollte ein Tabuthema aufgreifen, verlor dabei aber die Geschichte aus den Augen. So bleiben die meisten Fragen unbeantwortet, was bei einem so einmaligen Inhalt schade ist. Da entschädigen auch hervorragende stilistische Elemente im Bereich der Beleuchtung und Kameraeinstellungen nur bedingt.

 

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