Jail da Hustler – Ghetto Gold

VÖ: 2006

Jail da Hustler

Die Straße hat Jail da Hustler erzogen. 1983 mit Mutter und Stiefvater im sozialen Brennpunkt von Bremerhaven-Lehe aufgewachsen, schlug er früh eine kriminelle Laufbahn ein. All das gipfelt jetzt in seinem Album „Ghetto Gold“.

 

Was die Presseinfo fast glorifiziert („Mit 18 wird das erste Mal ein SEK der Polizei gegen ihn aktiv. Vorwurf: Organisiertes Verbrechen.“), führt Jail da Hustler auf „Ghetto Gold“ konsequent fort. Denn Jail sticht ohne mit der Wimper zu zucken Leute ab, schlägt sich mit Groß und Klein, verballert sein Magazin, zieht Mitmenschen ab oder vercheckt Stuff an der Ecke.

 

Beatbastler Family Drink liefert die synthetischen Unterlagen. Jail ergänzt sie mit hölzernen Aussagen, die das kriminelle Leben romantisieren. So bekommt die Hörerschaft auf „Ärger“ erklärt, dass Jail unfickbar und eine echte Gefahr für die Menschheit ist, auf „Lehe“ repräsentiert der Rapper seine gefährliche Heimat und das als „Serious Beach Track“ beschriebene „Gangster Grill“ ist der obligatorische Song über die Frauen.

 

Doch das soll nicht klingen, als wäre „Ghetto Gold“ ein misslungenes Gangsta-Rap-Album. Jail kann rappen. Er flowt aggressiv und fließend über jedes Instrumental. Dirty-South-Sounds haben in Deutschland selten so gut funktioniert. Trotzdem kommt der Bremerhavener lyrisch nicht an die oberen Ränge heran. Ihm fehlt der Feinschliff, um auf Albumlänge zu unterhalten. Zusätzlich reicht die Themenauswahl nie über das übliche Szeneficken, Representen und Lärmmachen hinaus.

 

Jail da Hustler präsentiert sich auf „Ghetto Gold“ als das, was er ist: Ein Gangster, der lieber Crunk als Jay-Z hört. Doch was bei anderen durch bewusstes Übertreiben oder Wortwitz unterhaltsam klingt, wird von JDH oft zu plump und gewaltverherrlichend präsentiert. Ein Stück mehr Liebe zum Detail und „Ghetto Gold“ wäre ein deutschsprachiges Dirty-South-Meisterwerk geworden.

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