Review: Maurice Cassel – Spreu & Weizen

Maurice de Hesse-Cassel, hierzulande Moritz von Hessen-Kassel genannt, war ein deutscher Landgraf, der als musisch begabter Gelehrter in die Geschichtsbücher einging. Er errichtete den ersten eigenständigen Theaterbau Deutschlands und galt als talentierter Komponist. Nach seinem Tod 1632 wurde ihm zu Ehren die Gedenkschrift „Monumentum Sepulcrale“ gedruckt, in der seine Fähigkeiten auf das Ausführlichste gelobt wurden. Man könnte sagen, dass dieser Maurice Cassel ein ganz Großer seiner Zeit war. Womöglich ein Biggie Smalls des 17. Jahrhunderts.

 

Knapp 400 Jahre später arbeitet ein anderer Maurice Cassel daran, sich einen Namen als aufstrebender Künstler zu machen. „Spreu & Weizen“ nennt sich die erste EP des Pleidelsheimer Rappers, die mit sechs Tracks und drei Skits erfreulich übersichtlich ausgefallen ist und gerade deshalb einen guten Einblick in das Schaffen des HipHoppers gibt, der seine Musik recht ambitioniert als seine Biografie bezeichnet.

 

Cassel macht sich auf Beats klassischer Bauweise (hervorragend produziert von UnikatBeats, Efkan und RJay) Gedanken über die Wege, die er einschlägt. Reicht das, was er kann und tut, um langfristig einen Platz in diesem Spiel für sich zu beanspruchen? So gibt er bepackt mit anständigen Reimen und einem Sack voll Delivery in „Wer Wind sät“ autobiografische Einblicke, beschwert sich mit Zeilen wie „Ich muss was tun, sonst zieht’s mich in die Tiefe“ auf „Was ich liebe“ über unehrliche Szene-Kollegen, wird dank des Vocal-Samples auf „Rastlos“ ein wenig poppig und zieht in „Nitroglyzerin“ mit einem treibenden Kehrvers dem Ohrwurm am Schwanz. Gerade letzterer Punkt ist die große Stärke dieser EP, da Cassel tatsächlich ein erstaunliches Händchen für im Kopf hängenbleibende Hooklines hat.

 

Metaphern und Symbolik spielen für Cassel eine wichtige Rolle. In seinen Songs gibt es viele Vergleiche, nur wenige stechen dabei hervor, dafür sind die Texte schlüssig und kohärent geschrieben. Ein präziser, jedoch zu keinem Zeitpunkt angestrengt wirkender Flow, unterstreicht das Talent eines Rappers, der lange geübt hat und sich nun festen Schrittes in der Rap-Welt bewegen kann. „Der harte Aufstieg vom Untergrund hat gerade erst begonnen“, heißt es in Maurice Cassels Presseinfo. Sehr gut, denn solange noch ein paar dieser Veröffentlichungen herumkommen, wird es spannend.

 

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