Review: BSMG – Platz an der Sonne

„Platz an der Sonne“ ist das gemeinsame Album von Megaloh, Musa und Ghanaian Stallion. Und wem nach dem Hören nur „Lang lebe Afrika“ im Kopf geblieben ist, hat überhaupt nichts verstanden.

 

„Wir wollen niemand in den Schatten stellen, aber wir verlangen auch unseren Platz an der Sonne“, äußerte sich Staatssekretär und späterer Reichskanzler Bernhard von Bülow 1897 in einer Reichstagsdebatte zum Thema Kolonialpolitik. Ein Kapitel der deutschen Geschichte, das nie angemessen aufgearbeitet wurde und unter dessen Folgen die unterworfenen Länder noch heute zu leiden haben. Megaloh hat sich mit Musa und Ghanaian Stallion zusammengetan, um mit der Platte „Platz an der Sonne“ als Black Superman Gang (BSMG) unter anderem darauf aufmerksam zu machen.

 

Afrozentrische Themen hatten es in der deutschsprachigen Rap-Musik nie leicht. An „Daniel X“ von D-Flame kann sich kaum jemand erinnern und „Made in Germany“ kostete Afrob fast die Karriere. Hierfür konkrete Gründe zu nennen, fällt schwer. Möglicherweise fühlt sich ein Großteil der Deutschrap-Hörer von den Themen nicht angesprochen, die der eigenen Lebensrealität vermeintlich fern sind. Doch darin liegt der Fehler. Auf „Platz an der Sonne“ geht es nicht um die da, sondern um uns alle. Um die Menschheit in ihrer Gesamtheit und um den Umgang miteinander.

 

Egal, ob es Fufu oder Spätzle gibt

 

„Wir schaffen mehr gemeinsam“, rappen BSMG im Intro und geben damit den Ton des Albums vor. Dabei ist Bildung der stets angepriesene Schlüssel, damit sich Gräueltaten nicht wiederholen. BSMG erheben nicht den Zeigefinger, sondern fordern, dass alle Beteiligten Verantwortung übernehmen: „Vergangenheit kennen, Gegenwart deuten, Zukunft gestalten!“ Dabei bringen die drei Musiker mehr Verständnis auf, als sie eigentlich müssten: „Wie sollen sie uns verstehen, wenn sie nicht die Geschichte kennen?“

 

Wer sich ausgeschlossen fühlt, geht die Sache falsch an. Der Song „Jesse Owens“ ehrt einen afroamerikanischen Leichtathleten, der 1936 bei den Olympischen Spielen in Deutschland unwillkommen war und trotz aller Widerstände vier Goldmedaillen gewann. Mit einem Underdog, der sich gegen das zutiefst Böse durchsetzt, kann sich jeder gute Mensch identifizieren. Ebenso mit einem Song wie „Mamas Küche“, der die Geborgenheit innerhalb der Familie beschreibt. Egal, ob es nun Fufu oder Spätzle gibt.

 

Ein Dialog, der lehrreicher nicht sein könnte

 

Und nicht nur inhaltlich greift „Platz an der Sonne“ Themen auf, die im deutschsprachigen Rap unterrepräsentiert sind. Auch musikalisch bietet das Album eine erfrischende Abwechslung. Bläser unterstreichen die Wucht der Refrains und im Genre unverbrauchte Rhythmen bewerben sich für die Tanzfläche. Das peitscht sommerlich, euphorisch nach vorne („Jesse Owens“), strahlt Ruhe und Geborgenheit aus („Nach Hause“) oder ist unangenehm bedrohlich und gänsehauterzeugend („Dunkles Kapitel / Zukunft gestalten“). Megalohs Fähigkeiten am Mikrofon sind bekannt, aber auch Musa feiert einen achtbaren Einstand in der breiten Öffentlichkeit.

 

„Platz an der Sonne“ ist ein Album, das keinen Tag zu früh erschienen ist. Während die AfD Stimmen gewinnt, weil „besorgte Bürger“ Angst vor dem Fremden haben, gehen BSMG in einen Dialog mit ihren Hörern, der lehrreicher nicht sein könnte. „Wir kommen in Millionen an die Grenze zur Festung Europa“, rappt Megaloh in „Zu viele“ und beschreibt damit die Angst des durchschnittlichen PEGIDA-Anhängers. Doch Musa erklärt ein paar Zeilen später, was die Lösung ist: „Im BIP wollen sie wachsen, sie fordern die Integrität.“ Denn am Leid Afrikas verdient die restliche Welt, es wird Zeit, die Augen nicht mehr davor zu verschließen. BSMG haben einen Beitrag dazu geleistet, der musikalisch so gut wie inhaltlich wichtig ist.

 

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