Ein Blick zurück auf… Parker Lewis – Der Coole von der Schule

Erinnerungen auffrischen ist so eine Sache. Im Nachhinein verklärt man vieles und blickt womöglich mit wärmeren Gedanken zurück, als eigentlich gerechtfertigt. Gerade bei Fernsehserien aus den 80ern und 90ern stellt sich beim Wiedersehen häufig Ernüchterung ein. „Parker Lewis – Der Coole von Schule“ hat den Test der Zeit jedoch bestanden, ist hervorragend gealtert und macht auch heute noch Spaß als wäre es 1993.

 

Zwischen Vanilla Ice und neonfarbenen Radlerhosen

 

Anfang/Mitte der 90er war die Welt – gesehen durch Kinderaugen – noch in Ordnung. Das bunte Jahrzehnt mit seinen krassen Unmöglichkeiten brannte sich in Form von Vanilla Ice, aktentaschengroßen Handys, neonfarbenen Radlerhosen und „Baywatch“ nachhaltig in die Hirne seiner Teilnehmer ein. Deutschland war wiedervereint, der kalte Krieg Schnee von vor ein paar Wochen und die Jugend damit beschäftigt, sich in einer Welt zurecht zu finden, die neben schrecklich elektronischer Bumsmusik und „MacGyver“-Reruns auch auf sie zugeschnittene Unterhaltung bieten sollte. Und in dieser Zeit, in der mit simplen Mitteln hauptsächlich Sitcoms gedreht wurden, stach eine TV-Show wie „Parker Lewis – Der Coole von der Schule“ heraus wie Larry Kubiac unter einer Gruppe von Skispringern.

 

Parker und seine beiden Kumpels Mikey und Jerry meistern gemeinsam die Schule, dazugehörige Auseinandersetzungen mit der Direktorin Ms. Musso und ihrem „Schoßhündchen“ Frank Lemmer oder auch die restlichen Problemchen, die man als 16jährige eben hat. Beinahe comichafte Elemente wie die Erschütterungen bei den Bewegungen von Fleischberg Larry, Running-Gags wie die Uhrenvergleiche oder Catchphrases wie „Gar kein Problem“ („Not a problem“) oder „Coole Sache“ („Coolness“) machten die Serie zu einem surrealen Erlebnis, das dank der realitätsnahen Inhalte perfekt auf das junge Zielpublikum zugeschnitten war. Und da die Macher Clyde Phillips (verfasst heute u.a. Drehbücher für „Dexter“) und Lon Diamond ein Talent für das pointierte Schreiben haben, macht der Humor auch heute noch – mit ein paar zusätzlichen Jahren Lebenserfahrung auf dem Buckel – genauso viel Spaß. Gut gealtert eben. Mit der Serie wurde darüber hinaus ein Gag-Stil etabliert, der Jahre später in Shows wie „Scrubs“ oder „Malcolm mittendrin“ erneut aufgegriffen werden sollte.

 

Das zur Serie gewordene „Ferris macht blau“

 

Das zur Serie gewordene „Ferris macht blau“ bestach – unterlegt mit lässigen Reggae-Klängen à la Inner Circle – durch sehr schnell liebgewonnene Figuren, Witz, der sowohl plump als auch vielschichtig sein konnte und eine Bildsprache, die durchweg frisch und – für die Zielgruppe besonders wichtig – cool war. Auch gegenwärtig kann man sich die Serie noch anschauen und bekommt nicht dieses gelangweilte „seit Lost sind die Prä-2000-Serien unguckbar“-Gefühl, das einem TV-Shows aus den 80er und zum Teil 90er Jahren vermiest. Mit für damalige Verhältnisse ungewöhnlichen Kamerafahrten, Soundeffekten, Handlungssträngen und Gastauftritten (u.a. Ozzy Osbourne, David Faustino als Bud Bundy und Weird Al Yankovic) machte sich „Parker Lewis“ unsterblich und leistete für die damalige Fernsehlandschaft Pionierarbeit.

 

Zwischen 1990 und 1993 wurden 73 Episoden – verteilt auf drei Staffeln – gedreht. Die ersten beiden Seasons trugen in den Staaten den Beinamen „Can’t Lose“. Ab der dritten Staffel wurde dieser Untertitel gestrichen, da sich die Serie weg von der Schule hin zum Privatleben der Hauptcharaktere orientierte. Im Februar 1993 ging „Parker Lewis“ dank Pro Sieben auch in Deutschland auf Sendung. Hier trug die Serie den dümmlich gereimten Untertitel „Der Coole von der Schule“. Im Land der Dichter und Denker musste es wohl ein Haus-Maus-Reim sein. Doch auch andere Länder misshandelten den kompakten Originaltitel und machten eine eigene idiotische Wortschöpfung daraus. In der Türkei hieß die Show zum Beispiel „Yenilmez Parker“ (Invincible Parker), in Island „Skálkar á skólabek“ (Rogue In School) und in Venezuela „Parker Lewis El Ganador“ (Parker Lewis The Winner).

 

In neun von zehn Fällen ist es der Cast

 

Eine Fernsehserie wird in neun von zehn Fällen durch ihre Darsteller zum Straßenfeger. „Parker Lewis – Der Coole von der Schule“ stellt da keine Ausnahme dar. Corin Nemec wurde für seine Rolle als Parker Lewis zweimal mit dem Young Artist Award ausgezeichnet. Nach der Serie spielte er unter anderem in „Beverly Hills, 90210”, “Supernatural”, “Stargate – Kommando SG-1” oder ganz aktuell im Trashfilm “Jurassic Attack” mit. Billy Jayne und Troy Slaten, die die Lewis-Buddies Mikey und Jerry verkörperten, beendeten indessen ihre Karrieren vor der Kamera. Jayne dreht mittlerweile Werbespots und Slaten ist als Rechtsanwalt tätig. Doch keine gutfunktionierenden Helden ohne anständige Antagonisten. Lewis’ kleine Schwester Shelly wurde von Maia Brewton gespielt, die sich nach einem Studium an der Yale University ebenfalls aus dem Showgeschäft zurückzog. Ms. Musso-Darstellerin Melanie Chartoff verdient sich ihr Geld inzwischen zum Großteil mit Gastauftritten und Sprecherrollen für die „Rugrats“ und „Dr. Dolittle“.

 

Eric Goldman brachte es 2009 in einer Review für IGN auf den Punkt: “It’s been nearly twenty years, but it’s still easy to appreciate this series and the originality it brought to television screens.” Besser könnte man es nicht zusammenfassen. Möchtet ihr nun noch einmal zurück in die 90er und eure Erinnerungen auffrischen? Oder habt ihr „Parker Lewis“ nie gesehen und seid nun gespannt, was es damit auf sich hat? Gar kein Problem. Alle drei Staffeln vereint in einer großen Komplettbox gibt es auf Amazon derzeit für schmale 39 Euro. Noch günstiger sind übrigens die Folgen, die MyVideo kostenlos anbietet. Coole Sache.

 

https://www.youtube.com/watch?v=9LBFkVLNI94

https://www.youtube.com/watch?v=Jzkh_PQqheY

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