Gitarrenkonzert: Maeckes solo in Stuttgart

7.5.2014 - Stuttgart, Theaterhaus

Die Tradition wurde fortgeführt: Das Orsons-Viertel Maeckes tauschte den Drumcomputer gegen seine Klampfe und gab am 7.5. im Stuttgarter Theaterhaus ein weiteres seiner berühmt-berüchtigten Gitarrenkonzerte.

 

Dass das ein technisch hochversiertes aber auch ereignisarmes Konzert mit der Gitarre geben würde, glaubte das beinah randvolle Theaterhaus von Beginn an nicht. Mit Regenjacke und Jogginghose auf die Bühne gekommen, riss sich Maeckes die lockere Freizeitkleidung vom Körper und stand von da an mit weißen Turnschuhen und hellem Anzug vor seinem Publikum. Stilecht und in Feierlaune eben. Er selbst bekam als Gegenleistung Szenenapplaus, Zurufe und Standing Ovations. Hier in Stuttgart ist Maeckes zuhause und das ließen ihn die Zuschauer spüren, denn die Interaktion zwischen Vortragendem und Zuhörenden stand durchaus im Mittelpunkt der zweigeteilten 90-Minuten-Show. Da durfte sich auch die Fangemeinde aus Kornwestheim lautstark zu Wort melden oder der gierige Markus sein Eintrittsgeld direkt bei Maeckes auf der Bühne zurückholen.

 

Auch wenn das Gitarrenkonzert 2014 dem von 2013 ähnelte, kam man nicht umhin, Maeckes für diese Dichte an Gags und Ideen Respekt zu zollen. Eingeweihte der ersten Stunde fühlten sich womöglich an die ersten Rap-Comedy-Shows mit Plan B zurückerinnert, die das Duo von sämtlichen Jugendhäusern im Süden bis zur Splash-Moderation brachten. Der sympathische 31jährige ließ auch an diesem Abend in Stuttgart kein Augen trocken und präsentierte neben vermeintlichen Lagerfeuersongs über Onanie und betrunkene Kinder eben auch jene komödiantischen Einlagen, die mit Unterstützung seiner Gestik und einem Haufen Soundschnipsel aus dem Off sowie lustiger Playbackeinlagen ordentlich zündeten. Musikalisch alles nicht einwandfrei, doch etwaigen Meckereien besserer Gitarristen entgegnete Maeckes einfach mit einem Gitarrenspiel, das er lediglich mit seinen beiden Mittelfingern bestritt.

 

Dieser textliche Quatsch, der trotzdem ernsthaften Raum für Interpretationen bietet, dieses nicht wissen, ob Maeckes das alles ernst meint oder wirklich nur herumalbert, um es auf den Punkt zu bringen: Diese Mischung aus Dilettantismus und Genialität ist ihm vollends gelungen! Denn wenn einer groß „Gitarrenkonzert“ auf den Flyer schreibt, dann mit Luftgitarre ankommt, auf seiner iPad-Gitarren-App rumdaddelt, seine Klampfe wie Pete Townshend auf den Boden donnert und immer wieder betont, dass ihn das Mitklatschen des Publikums aus dem Takt bringt, muss man sich schon fragen, ob dieser Aushilfspunk tatsächlich richtiger Musiker ist. Ist er. Ein verdammt unterhaltsamer und sich perfekt zu inszenieren wissender halt auch. Da ist es nur folgerichtig, dass das Feiern von Alkoholkonsum zum Running-Gag und frenetischer bejubelt wird als ein Lied über die Einsamkeit von erfolglosen Menschen.

 

Doch Maeckes wollte sich nicht nur auf sein zugegebenermaßen überschaubares Talent an der Gitarre oder gut gemachte Witze verlassen und setzte im letzten Drittel der Show auf das, was ihn zu so einem speziellen Künstler in der hiesigen HipHop-Szene macht: Seine Rap-Musik. Der Chimperator-Artist tauschte die gitarrenschwingende Hockerpose gegen agile Rapperbewegungen und schmetterte zum Abschluss mit Nummern wie „Niemandsland“ und „Graustufenregenbogen“ seine großen Solostücke heraus. Spätestens da ging ein Ruck durchs Publikum und der Drang aufzuspringen, die Hüften zu bewegen und die Arme in die Luft zu werfen, verwandelte das Theaterhaus beinahe in die Schleyerhalle.

 

Das große Finale durfte das Publikum dann noch selbst intonieren. Denn Maeckes erkannte recht früh, dass seine Stuttgarter Gäste zwar nicht die lautesten, aber die am schönsten klingenden sind. Der Orsons-Hit „Jetzt“ aus den Kehlen hunderter Menschen plus ein Kaas, der seinen Part ohne Mikro aber mit ordentlichem Stimmeinsatz direkt von der Empore aus mitgröhlte, gaben der eigentlich gesichtslosen Zuschauermenge das Gefühl, mittendrin statt nur dabei zu sein. Nach Maeckes‘ eigener Aussage befinden sich seine Gitarrenkonzerte mit dieser Show in der baden-württembergischen Landeshauptstadt auf dem Peak, ganz sicher bin ich mir da aber nicht. Denn wenn wir uns an seine Bitte halten, könnte es 2015 noch voller werden: „Wenn es euch gefallen hat, sagt euren Freunden Bescheid. Wenn es euch nicht gefallen hat, sagt euren Feinden Bescheid.“

 

http://www.youtube.com/watch?v=NJRpViMoXAk

http://www.youtube.com/watch?v=CxrqXjhYrVY

http://www.youtube.com/watch?v=LrLpvCIvDIQ

2 Comments

  1. satrk geschrieben, bro!

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