Kurz & knapp #25: Fler, Mac Miller, The Get Down, Luke Cage, WWE 2K17…

So viele spannende Neuerscheinungen und so wenig Zeit, all diese Platten, Filme, Spiele und Comics ausführlich zu behandeln. Im Format “Kurz & knapp” bringe ich es daher in Kurzreviews auf den Punkt. Diesmal mit dabei: Apologies I Have None, Fler, Mac Miller, Haftbefehl & Xatar, Schoolboy Q, Fruchmax, Hugo Nameless & Kulturerbe Achim, Heppy, O.G. Benny SAN, Marz, The Get Down, Tallulah, XOXO, Marvel’s Luke Cage, XCOM 2, Virginia & WWE 2K17.

 

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Apologies, I Have None “Pharmacie”

Ein Konzeptalbum über psychische Gesundheit ist wahrlich schwere Kost. Apologies, I Have None hätten es sich mit ihrer zweiten Langspielplatte einfacher machen können, stattdessen haben sie mit „Pharmacie“ ein tiefschürfendes Werk geschaffen, das Stadionrock, schwere Melancholie und schmerzhaft ehrliche Texte zu einem kolossalen Brocken vermischt. Es beginnt dank „Love & Medication“ zwar mit so etwas wie Sonnenstrahlen, doch davon darf man sich nicht täuschen lassen. Ob die akustische Verschnaufpause „Crooked Teeth“ oder das mit einem langen Instrumental-Part ausgestattete „Killers“ – auf „Pharmacie“ thematisiert Sänger Josh McKenzie seine Krankheit, die er mit Medikamenten erfolgreich zu bekämpfen scheint. Ein einnehmendes Album, dem man mehrere Hördurchgänge schenken sollte. +++ Kritiker und Fans sind sich einig und ich möchte mich der einhelligen Meinung ebenfalls anschließen: Mit „Vibe“ ist Fler das beste Album seiner Karriere gelungen. Denn die Platte ist ein Brecher, der mit knallenden Flacker-Hi-Hats, atmosphärischen Düster-Samples und lässig gespuckten Flows ein durchgängiges Soundbild bietet. „Fler kann nicht reflektieren, er rastet aus“, rappt der Berliner auf „Episch“ und zeigt damit die Stärke in den Texten des Albums auf. Was im ersten Moment wie Hodenschaukeln par excellence klingt, ist häufig eben doch Reality-Check vom allerfeinsten und spiegelt die ungeschönte Lebensrealität des Musikers wieder. Fler hat genaue Vorstellungen von seiner Kunst und das trägt auf „Vibe“ Früchte. +++ Zehn Stücke mit einer durchschnittlichen Länge von 5 Minuten hat Mac Miller für sein neues Album „The Divine Feminine“ zum Thema Liebe geschrieben. Dabei steht der einstige Boombap-Rap-Ansatz aus unbeschwerten Jugendtagen so weit im Hintergrund wie der verschickte drogenbeeinflusste Acid-Rap von „Watching Movies…“. Stattdessen gibt es Funk und Jazz. Mit „Congratulations“ huldigt er auf einem reduzierten Piano-Instrumental seiner Jugendliebe, „Dang!“ ist der Disco-Hit featuring Anderson „Mann der Stunde“ .Pakk und in „My Favorite Part“ entschleunigt er im Duett mit Arianne Grande einen Tag voller Zweisamkeit.

 

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Schoolboy Q “Blank Face LP”

Haftbefehl & Xatar haben als Coup das ultimative deutschsprachige Gangsta-Rap Album aufgenommen: „Der Holland Job“. Auf den 13 Stücken des Albums ergänzen sich die beiden Musiker perfekt, denn wo der eine mit verschachteltem Slang-Rap direkt aus dem Bauch schießt, bringt der andere präzise Punchlines aus dem Kopf. Dabei verlassen sich Coup nicht auf trockene 3-Minuten-Loops, sondern lassen während der Parts Veränderungen in den Drum-Patterns und Samples zu. Das macht „Der Holland Job“ zu einem abwechslungsreichen Album, auf dem es mehr zu entdecken gibt, als ein paar harte Aso-Hymnen, um beim nächsten Gang durch die Innenstadt böse zu gucken. +++ Nach dem sehr erfolgreichen „Oxymoron“ von 2014 veröffentlicht Schoolboy Q mit der „Blank Face LP“ sein bereits viertes Studioalbum. Ob der bedrohliche Doppelschlag „Groovy Tone/Eddie Kane“ gemeinsam mit einem zurückgekehrten Jadakiss, das mit 100 Tonnen über die Tanzfläche rollende „Ride Out“, der waschechte Hit „By Any Means“ oder das die kalifornische Sonne atmende „Never Change“, die Platte ist mit ihren 72 Minuten Spielzeit komplett vollgestopft. Dieses Album ist nicht nur für Rap-Fans der Soundtrack, um den Herbstanfang zu vergessen. +++ Es gibt neuen Stoff aus Berlin: Fruchtmax, Hugo Nameless & Kulturerbe Achim haben mit „Freebase Vol. 1“ einen kostenlosen 11-Track-Sampler veröffentlicht, der leider nicht so viele Höhepunkte wie das bereits im April veröffentlichte „Auf der Jagd nach dem Hak“ beinhaltet, dennoch ein zwei Hördurchgänge rechtfertigt. +++ Und zu guter Letzt empfehle ich noch drei Werke von Rappern aus Stuttgart: Die kostenlose 4-Track-EP „Jalapenos“ von Heppy ist poppige Musik, die trotzdem nicht auf Rap-Skills verzichtet und dabei direkt in die Hüften geht. O.G. Benny SAN hat mit „O.G.“ ein hart nach vorne preschendes Album voll ernstzunehmender Realkeeper-Hymnen veröffentlicht, die mit einer zusätzlichen Prise Popkulturreferenzen begeistern. „I Love 2 Hate“ ist das fantastische Debütalbum von Marz, auf dem das wirscheissengold-Mitglied entspannte – zusammen mit der Jazz-Band Bixtie Boys aufgenommene – Boombap-Stücke mit ganz viel Liebe für HipHop raushaut.

 

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The Get Down

Der Hype um The Get Down – Netflix‘ neustes Highlight in Episodenform – hätte nicht größer sein können. Die teuerste Serie aller Zeiten mit den inszenatorisch aufwändigsten Kulissen hieß es im Vorfeld, weshalb die Vorfreude bei Kritikern und Binge-Watchern entsprechend groß war. Grob umrissen erzählt „The Get Down“ die Geschichte einiger Jugendlicher, die in der Bronx Ende der Siebziger Jahre den HipHop entdecken und entwickeln. Die ersten sechs Folgen sind mittlerweile online – die restlichen der ersten Staffel folgen 2017 – und nachdem man die von Baz Luhrmann viel zu übertrieben hochstilisierte Pilotfolge überstanden hat, kommt man richtig rein in das zwischen Lebensfreude und Trostlosigkeit pendelnde Leben von Zeke, Mylene und Shaolin Fantastic. Die Serie verlässt sich nicht nur darauf, ein Coming-Of-Age-Drama im außergewöhnlichen Setting zu sein, sondern stellt ihr eigentliches Thema Musik permanent ins Scheinwerferlicht. „Beat Street“ und „Wildstyle“ bekommen hier zwar keinen Nachfolger im Geiste – dafür ist „The Get Down“ zu sehr auf das Mainstream-Publikum ausgerichtet – aber immerhin ist „The Get Down“ eine ehrliche Hommage an das größte Kulturgut aus New York. +++ Mit Tallulah zeigt Netflix ein Drama, das man gemütlich im Wohnzimmer und nicht im Kino schauen kann. Ellen Page spielt darin die titelgebende Landstreicherin Tallulah, die durch Zufälle ein vernachlässigtes Kleinkind in Obhut nimmt und davon ausgehend Familienwerte und das Gefühl von Geborgenheit kennenlernt. Leider schalten sich Polizei und die eigentliche Mutter ein, um diese vermeintliche Schutzhaft zu unterbinden. Page spielt ihre Rolle nicht immer gänzlich nachvollziehbar, dafür aber erwartungsgemäß souverän, ist in den richtigen Momenten hart, witzig oder verletzlich und bekommt mit Allison Janney, die ihre Schwiegermutter in spe mimt, die perfekte Ergänzung für einnehmende Dialoge zur Seite gestellt. Sian Heder ist mit „Tallulah“ ein Regiedebüt geglückt, das hoffentlich nicht im gigantischen Netflix-Angebot untergehen wird.

 

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XOXO

Nach dem eher durchwachsenen „We Are Your Friends“ von 2015 bekommt die EDM-Szene mit XOXO einen weiteren Spielfilm aufgedrückt, der das Lebensgefühl dieser immer populärer werdenden (Musik-)Kultur einfangen möchte. Leider ist das dem noch recht unbefleckten Christopher Louie, der laut Abspann für Regie, Story und Produktion verantwortlich war, nicht gelungen. Denn wenn das wichtigste Instrument der EDM-Szene ein USB-Stick ist, oberflächliche Teenie-Gefühle im Mittelpunkt jedes Raves stehen, schlechte Kostüme zum guten Ton gehören und peinliche Drogenklischees keine Klischees sind, dann scheint die EDM-Szene eine ziemlich beschissene Szene zu sein. Doch im Laufe der 92 Minuten beschleicht einen eher das Gefühl, es hier mit einem miserablen Film zu tun zu haben, der es nicht einmal im Ansatz schafft, seine zugegebenermaßen spektakulären Bilder glaubhaft herüberzubringen. Sechs unabhängig voneinander anreisende Raver – unter anderem gespielt von Sarah Hyland („Modern Family“) und Graham Phillips („The Good Wife“) – erleben auf dem XOXO-Festival ihre persönlichen Geschichten, die sich mit denen der anderen Protagonisten immer wieder überschneiden. Leider sind die einzelnen Handlungsstränge allzu oft vorhersehbar oder schlichtweg unlogisch. Furchtbar nervige Konflikte werden unglaubwürdig heraufbeschworen, damit der Streifen wenigstens ein bisschen Fleisch hat. „XOXO“ ist ein Netflix Original Film und dementsprechend über den Streaming-Dienst zu sehen. +++ Marvel’s Luke Cage liefert die gleiche Qualität ab wie schon die ersten Staffeln von „Daredevil“ und „Jessica Jones“, in der der sympathische New Yorker bereits in einer wichtigen Nebenrolle vorgestellt wurde. Sein aus 13 Episoden bestehender Soloausflug bietet das, was auch schon bei den beiden anderen Netflix-Serien funktioniert hat: Ein charismatischer Protagonist, ein Schauplatz, der in diesem Falle mit Harlem prominent in Szene gesetzt wurde und ein Gegenspieler, der in Form des zwielichtigen Nachtclubbesitzers Cottonmouth für perfekte Gut-Böse-Dynamik sorgt.

 

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XCOM 2

Als Kind habe ich das rundenbasierte Strategiespiel „UFO: Enemy Unknown“ rauf und runter gespielt. Es war zwar viel zu anspruchsvoll für mein jüngeres Ich, doch die Faszination, einen eigenen Alien-Einsatztrupp aufzubauen und in die Schlacht zu führen, machten Speicherpunkt-Lade-Orgien wieder wett. Als 2K Games 2012 unter dem Namen „XCOM: Enemy Unkown“ ein Remake auf den Markt brachte, stand ich zwar etwas skeptisch aber voller Vorfreude und mit geöffnetem Geldbeutel an der Kasse des nächstbesten Elektronikfachmarktes. Und ich wurde definitiv nicht enttäuscht. Nun hat 2K mit XCOM 2 den Nachfolger des Remakes Anfang 2016 erst auf den PC und dieser Tage mit etwas Verspätung auch auf den Konsolen veröffentlicht. Im Grunde hat sich zum Vorgänger nicht viel getan. Statt im Namen der Erde kämpft man nun als Widerstandskämpfer gegen die außerirdische Besatzungsmacht. Spielerisch bleibt mit Ausnahme einiger neuer Features alles beim Alten. Und das ist gut so, denn das XCOM-Spielprinzip ist packend, bietet „dank“ eines hohen Schwierigkeitsgrades aber nach wie vor jede Menge Frustmomente. +++ Freunde von „Twin Peaks“ erhalten mit Virginia ein Spiel in der Tradition von „Gone Home“ oder „The Vanishing Of Ethan Carter“. Der Unterschied ist, dass bei „Virginia“ nicht das Erkunden von geheimnisvollen Welten im Vordergrund steht, sondern das Erleben einer wirren Geschichte, durch die man durchgewunken wird, als wäre sie eine „Call of Duty“-Kampagne ohne Schusswaffen und Explosionen. Nicht ein Wort wird in „Virginia“ gesprochen, dafür spielt das Prager Symphonieorchester um sein Leben. Atmosphäre kommt also auf. Schade nur, dass einen die Geschichte komplett mit Interpretationsansätzen alleine lässt. Dieses Spiel ist in jeder Minute ambitioniert, macht aber nur mittelmäßig Spaß. +++ Das Fifa-Phänomen erleben Wrestling-Fans nun auch wieder mit WWE 2K17. Sie bekommen ein weiteres Jahr mit ein paar kleinen Änderungen das im Grunde gleiche Spiel wie im Vorjahr. Die Wrestler – allen voran die Damen und ihre Haare – sehen nicht nach 2016 aus, das Gameplay bleibt seit Jahren unverändert und der Showcase-Modus ist komplett gestrichen worden. Abgesehen von einem riesigen Kader, den man sich mit dem umfangreichen Create-Modus aber auch selbst zusammenbasteln könnte, bietet das Spiel kaum Kaufgründe für Besitzer des Vorgängers.

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