Kool Savas live: Motivationsreden und Denkanstöße vom König

15.12.2015 - Freiburg, Jazzhaus

 

Zum Abschluss des Jahres bekam Freiburg noch einmal Besuch vom König: Kool Savas spielte im Rahmen seiner zweiten „Warum rappst du?“-Tour am 15. Dezember im Jazzhaus.

 

Es begann mit einem Dämpfer: Wegen geringer Nachfrage wurde Kool Savas‘ Konzert vom Zäpfle Club in der Rothaus Arena ins kleinere Jazzhaus verlegt. Kein Grund für den „King Of Rap“ nicht trotzdem von Beginn an mit seinem unerschöpflichen Hit-Repertoire aus mehr als 20 Jahren Musikschaffen das zumindest hier ausverkaufte Gebäude abzureißen. Und diese beeindruckende Langlebigkeit seiner Karriere spiegelte sich auch in den Besuchern wieder. Von den Kids, die sich mit „Die John Bello Story 3“ in die Anhängerschaft eingereiht haben, bis zu den jungen Erwachsenen, die schon damals auf dem Schulhof im Walkman „Schwule Rapper“ gepumpt haben, war Savas‘ Publikum bunt gemischt. Ein Konsensrapper, auf den sich jung und alt, weiblich und männlich sowie Musik- im Allgemeinen und Rap-Fans im Speziellen einigen können.

 

Zusammen mit DJ Sir Jai und Back-Up-Rapper Laas Unltd. betrat KKS nach einem ausgiebigen Vorprogramm von Montez, Cr7z und The Grouch pünktlich um 21 Uhr die Bühne. „Und dann kam Essah“, „Matrix“, „Tot oder lebendig“ – es ging von Anfang an in die Vollen, was durchgängig nach oben gestreckte Arme, bei jeder Catchphrase energisch mitgrölende Stimmen und frenetischen Applaus erzeugte. Ein Teil, der die Show ausmachte, war eindeutig das Publikum, das sichtlich und hörbar das Wochenende vorzog. Zwischenzeitlich wurde zwar immer wieder lautstark der epische Eko-Diss „Das Urteil“ gefordert, doch das kommentierte Savas nur damit, dass ihm dieses Lied nicht mehr wirklich viel bedeuten würde. Auch bewährte Songs wie „Till‘ ab Joe“ oder „Der beste Tag meines Lebens“ fanden in der rund 90-minütigen Show keine Berücksichtigung. Dafür aber der Xavas-Hit „Schau nicht mehr zurück“, dem eine Solidaritätsbekundung für den derzeit medial durch die Mangel genommenen Xavier Naidoo vorausging: „Jeder der Xavier kritisiert ist für mich von nun an ein Hurensohn!“

 

Laas Unltd. hatte die Chance, das Publikum per Freestyle für sein am 15.1. erscheinendes Album „Daemon“ zu begeistern. Eine imponierende Leistung, die noch einmal unterstrich, dass Laas als MC viel zu komplett ist, um lediglich als Kool Savas‘ Back-Up-Rapper in die deutsche HipHop-Geschichte einzugehen. Doch neben einem KKS ist es für jeden noch so talentierten und charismatischen Rapper schwer zu scheinen. Savas hat sich nicht nur eine beachtliche Diskografie erarbeitet – was zwei Medleys mit jeweils älteren und jeweils neueren Stücken zeigten – sondern zwischen seinen Liedern scheinbar auch einen Erziehungsauftrag zu erfüllen. Ob oberflächliche Postings auf Instagram, Trash-TV oder Außenseitertum in der Schule, zum Teil leicht geschwafelte Motivationsreden und Denkanstöße wurden zu den unterschiedlichsten Themen zum Besten gegeben und gipfelten anschließend im passenden Song.

 

Technisch war die Show ein absoluter Höhepunkt des Freiburger HipHop-Jahres. Kool Savas ist Live ein hart arbeitender Mann, was ihm auch an diesem Abend ein durchgeschwitztes T-Shirt und eine heißere Stimme einbrachte. Für „Aura“ wurde komplett auf den Einsatz von Bühnenscheinwerfern verzichtet, wodurch das Lied noch mehr Wucht inne hatte, das nicht ganz jugendfreie „LMS“ wurde per Back-Up-Rap-Unterstützung einer weiblichen Konzertbesucherin bestritten und mit „Immer wenn ich rhyme“ verabschiedete sich SAV von seinen Fans. Vorerst, denn die Zugabe fiel mit „Märtyrer“ und „Limit“ – dem eine weitere Moralpredigt voranging – zwar relativ überschaubar aus, dennoch war man sich beim Plausch am Merchstand, wo es das Tour-exklusive Mixtape „Rap Genius“ gab, einig: Auf den König wird noch einmal angestoßen!

 

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