Kollegah in Freiburg: Hart sein, ist nicht leicht!

31.3.2016 - Freiburg, Zäpfle Club

 

Am 31. März besuchte Kollegah im Rahmen seiner „Redlight Tour“ den Zäpfle Club in Freiburg. Und seitdem weiß die Breisgau-Metropole, was übertriebenes Waffengelaber ist.

 

Kollegahs kometenhafter Aufstieg der letzten Jahre wurde zu Beginn der Show in Form eines kurzen Videos mit Zusammenschnitten aus TV- und Live-Auftritten auf den riesigen weißen Vorhang, der die Bühne verdeckte, projiziert. Anschließend wurden, wie in einem Schattenspiel, Kollegahs Umrisse auf selbigen Vorhang geworfen, bis dieser fiel und der selbsternannte Zuhälterrapper mit Sonnenbrille, Goldketten und schwarzer Lederjacke leibhaftig vor sein Publikum trat. Kollegah inszenierte sich von der ersten Sekunde an als unantastbare Kunstfigur, die in Look und Auftreten über den Dingen steht. Nach dem ersten Song fiel ein zweiter Vorhang und eine eindrucksvolle Videoleinwand samt Live-Band bestehend aus DJ, Schlagzeuger, Gitarrist und Keyboarder wurde enthüllt. Diese völlig überzogene Selbstdarstellung machte durchaus Eindruck, wurde von dem sehr jungen und deshalb womöglich konzerttechnisch etwas unerfahren Publikum jedoch recht verhalten aufgenommen.

 

 

Und nicht mit jedem vermeintlich spektakulären Show-Element hatte sich Kollegah einen Gefallen getan. Ja, zur ersten Hook von „Bye Bye Mr. President“ einen Geldregen mit gefälschten Dollarscheinen auf das Publikum niederprasseln zu lassen, war eindrucksvoll, lenkte die Zuschauer aber vom Eigentlichen – nämlich der Feierei ab. Statt die Hände in die Lüfte zu heben, um im Takt mitzuschwingen, griffen diese nach den Geldscheinen, die mittlerweile auf dem kompletten Hallenboden verteilt waren. Doch nachdem einige Songs, die unterstützt von unzähligen Waffenabbildungen auf der Videoleinwand, überstanden und genug Handyaufnahmen für die einschlägigen sozialen Netzwerke mitgeschnitten waren, löste sich auch das jugendliche Publikum ein wenig. So sehr, dass einzelne kiffende Exemplare von der Security abgeführt werden mussten. Hart sein, ist halt nicht leicht.

 

 

Der Zäpfle Club in der Rothaus Arena bietet Platz für eine vierstellige Besucherzahl, gekommen ist diese an diesem Abend jedoch nicht. Für ein Handballtraining hätte der freie Platz im hinteren Hallenbereich sicherlich nicht ausgereicht, die 4b der hiesigen Johannes-Schwartz-Schule hätte gegen die 4c aber durchaus noch ein spannendes Völkerball-Match zu den Klängen des „Zuhältertape 4“ hinlegen können. Überhaupt war der bereits angesprochene Altersdurchschnitt – nicht besonders überraschend – sehr gering. Teilweise hatten Eltern ihren Kids den Gefallen getan, sie zum Konzert zu begleiten. Der Hantelbank-Contest mit Zuschauer Vincent, der als Siegpreis einen Lapdance spendiert bekam, muss auf die Mamas und Papas wohl ebenso befremdlich gewirkt haben, wie die „Fanpost“-Darbietung inklusive Aufforderungen zu „Fick Fler“-Rufen und Schmäh-Collagen gegen den ewigen Kollegah-Rivalen.

 

 

Eineinhalb Stunden ohne eine Vorgruppe gönnte Kollegah sich und seinen Gästen, bevor er die Bühne endgültig verließ. Vorher war sich der selbstgekrönte Boss der Bosse jedoch nicht zu schade, ein Bad in der Menge zu nehmen, den Song „Sommer“ höchstpersönlich am Keybaord anzustimmen und seinen neuen Schützling Seyed für „MP5“ aus dem Backstage-Bereich zu holen. Dieser wartete dort – möchte man den Einspielern auf der Videoleinwand Glauben schenken – bereits Maschinengewehr-putzend, um endlich „ein paar Wichser wegballern“ zu können. Dieser Abend war schon reichlich bekloppt, machte aber ebenso reichlich Laune. Das Finale mit „King“ zeigte zum Abschluss noch einmal, was sich bei Kollegah seit seinem missglückten Splash-Auftritt von 2006 getan hat: Ein wuchtiger Sound bestehend aus Live-Instrumenten, komplett gedoppelte Refrains von Back-Up Koree und ein Kollegah, dem selbst bei seinen Doubletime-Rap-Passagen die Luft nicht ausging, machten die Show zu einem… ähm… sagen wir mal besonderen Event. Nur diesen übertriebenen Einsatz des Airhorns muss DJ Arow noch einmal überdenken. Das Tröten hast du wohl mit dem Waffengelaber verwechselt, Junge.

 

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