Review: Gods Of Egypt

Zwei Stunden lang kloppt sich ein altägyptisches Götter-Starensemble gegenseitig auf die Adler- und Hundeköpfe. „Gods Of Egypt“ ist ein Spezialeffektspektakel voller Absurditäten und Hirnrissigkeiten.

 

Als ich den Trailer zu „Gods Of Egypt“ das erste Mal sah, verspürte ich tatsächlich einen leichten Anflug von Begeisterung. Zu hochkarätig bekloppt sahen die Bilder aus, die völlig abgedrehte Kampfszenen zwischen Gottheiten in einer nach Klischee riechenden ägyptischen Glitzerwelt zeigten. Dieser Film hätte die Edel-Trash-Perle des Kinojahres werden können, dachte ich mir, bis ich „Gods Of Egypt“ dann sah. Denn hätte Regisseur Alex Proyas einen knackigen 80- bis maximal 90-minütigen Streifen abgeliefert, der die flache Geschichte zum Zwecke des visuellen Eindrucks in den Hintergrund stellt, hätte sicherlich niemand etwas gesagt. Stattdessen verliert sich der Film in nicht enden wollenden Actionszenen und einer Dauerberieselung mit Spezialeffekten, die stellenweise irgendwie billig aussehen. Der Plot rund um das streitende Götterbrüderpaar Set (Gerard Butler) und Horus (Nikolaj Coster-Waldau) ist dabei erwartungsgemäß eine ebenso stereotypische Geschichte wie die des jugendlichen Kleinganoven Bek (Brenton Thwaites), der seine hübsche Geliebte Zaya (Courtney Eaton) aus den Klauen des Totengottes Anubis befreien möchte.

 

Der Kinobesuch fühlt sich spätestens nach der noch verhältnismäßig fetzigen Einstiegsszene, in der im Rahmen der Krönung von Horus ein guter und vor allem optisch imposanter Überblick der ägyptischen Götterwelt geschaffen wurde, sehr zäh an. „Das wird eine lange Reise“, gibt Bek nach ca. Dreivierteln des Films zu Bedenken, als es nach einem bereits überstandenen Wandertag wieder zurück in die Hauptstadt gehen soll und sorgt damit im Kinosaal für ein allgemeines Stöhnen. Das ist kein gutes Zeichen. Andere Dialoge entlockten den Kinobesuchern hingegen durchaus Schmunzler und sogar vereinzelte Lacher. „Gods Of Egypt“ nimmt sich Gott sei Dank (höhö) selbst nicht allzu ernst. Figuren wie Thoth (Chadwick Boseman), Unterhaltungen zwischen Horus und Bek sowie der eine oder andere erfrischend abgedroschene One-Liner lockern die von CGI geleckte Tristesse ab und an auf.

 

Das Casting sorgte bereits im Vorfeld für Aufsehen. Whitewashing wurde den Produzenten vorgeworfen, denn die gebuchte Schauspielerriege sieht eher nach irischen Pub-Besitzern und US-amerikanischen Boygroup-Mitgliedern als ägyptischen Königen und Bürgern aus. Ob ein optisch passenderer Cast die Chose noch hätte retten können, ist fraglich. Gerard Butler gibt sich zwar größte Mühe den bösen Zwilling seiner Paraderolle als König Leonidas darzustellen, geht bei der auf der Leinwand abgefeuerten Version eines altägyptischen Holi Festivals jedoch völlig unter. Die weiblichen Hauptdarsteller – vertreten durch Élodie Yung und Courtney Eaton – teilen kein besseres Schicksal. Denn bei ihren auf die Zielgruppe zugeschnittenen Kostümen schaut man eher auf den Ausschnitt als die Mimik. Am Ende ist jedoch alles egal. Ob die Guten nun die Welt retten oder die junge Liebe fortbesteht. Bei so viel Belanglosigkeit fühlt man erst recht nicht den tugendhaften Anstrich, den der Film mit seiner „Reichtum ist nicht alles, sei ein guter Mensch“-Moral versprühen möchte.

 

Wenn Set eine Rede an seine kampfhungrigen Krieger hält und im Hintergrund Minivan-große Käfer durchs Bild trappeln, hat das schon etwas verdammt Witziges. Und von genau solchen Momenten hätte der Film deutlich mehr benötigt. Abgedrehtheiten, die Schlag auf Schlag passieren und keine 10-minütigen Actionsequenzen, in denen Dinge geschehen, die wir schon tausendmal gesehen haben. Niemand braucht „Gods Of Egypt“, um einen weiteren Luftkampf zu sehen, in dem der Gegner durch Gebäude gehämmert wird. Been there, done that. Es ist einfach nur schade, was für ein langatmiger 127-Minuten-Brocken aus dieser – im positivsten Sinne – hirnrissigen Idee gemacht wurde. Zum Leben erweckte Actionfiguren klatschen sich auf hochhausgroßen Schlangen die Tiefköpfe ein, um ein – zumindest auf dem Papier – unfassbar reizvolles Fantasy-Epos abzuliefern, das in einem Atemzug mit „Die Mumie“ und „Hook“ genannt werden kann. Stattdessen haben wir ein weiteres „Jupiter Ascending“ oder „John Carter“ bekommen.

 

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