Get Well Soon in Schorndorf: Zielgruppen nach unten öffnen

24.1.2013 - Schorndorf, Manufaktur

 

Trotz der Genialität der jeweiligen Künstler haben viele Konzerte Längen. Jedes weitere Lied oder eine ausgedehnte Zugabe sind zwar schön und gut, doch so langsam möchte man nach Hause. Die Füße schmerzen, der Hals ist trocken, die Toilette ruft, man ist schlichtweg übersättigt. Konstantin Gropper und sein Fünf-Personen-Orchester Get Well Soon umschifften diese Momente mit träumerischer Gewalt. Geschehen: Letzten Donnerstag im Schorndorfer Club Manufaktur.

 

Nachdem Konstantin Gropper 2005 begann, unter dem Namen Get Well Soon Musik aufzunehmen und 2008 den Kritikerliebling „Rest Now, Weary Head! You Will Get Well Soon“ veröffentlichte, waren sich die Fachjournale einig: Diese Mischung aus alternativer Rockmusik gepaart mit pompöser Emotionalität und musikalischem Nerdtum ist eine Wucht. Live womöglich noch besser als auf Platte. Schorndorf stand auf dem Tourplan, um davon überzeugt zu werden. Gerade einmal 27 Facebook-Zusagen zum Trotz war der Laden voll. „Wir möchten unsere Zielgruppe nach unten öffnen“, meinte Gropper scherzhaft zwischen zwei Songs und ergänzte: „Kinder haben noch Geld.“ Und darin steckt vielleicht die Erklärung: Junge Menschen haben Facebook-Accounts, gekommen sind aber überwiegend ältere Semester, die morgens in der S-Bahn möglicherweise noch zur Tageszeitung statt dem iPad greifen.

 

Auf der Bühne stand – wie nicht anders zu erwarten –  das aktuelle Album „The Scarlet Beast O’Seven Heads“ im Fokus, weshalb kleine Klassiker wie Christmas In Adventure Parks oder Witches! Witches! Rest Now In The Fire weichen mussten. Alles nicht so schlimm, denn dafür konnte man Herrn Gropper mit umgeschnallter E-Gitarre bei Stücken wie „Roland, I Feel You“ so richtig aus sich rausgehen sehen. Cool, aber auch irgendwie putzig. Get Well Soon in Live könnte man unter Umständen sogar im Sitzen genießen. Auf einem schönen Sessel vor der Bühne. Und dann lässt man sich von einer epischen Kraft in Form von Musik wegblasen. Der zum Konzert gewordene Emmerich-Blockbuster, der trotz Special Effects nicht auf Inhalt und Tiefe verzichtet. Zum Träumen animierende Klänge, die von Scheinwerfern und Bühnenlicht unterstützt wurden, als ginge es um die eine große Aufzeichnung für das Fernsehen oder die Live-DVD. Spärliche aber effektive Ansagen zwischen den Liedern, die unbedingt unterhielten, jedoch niemals verkrampft oder lächerlich waren, rundeten das Erlebnis mit Auszeichnung ab. So muss eine Musikveranstaltung klingen und aussehen.

 

Vielleicht das Konzerthighlight des noch jungen Jahres. Get Well Soon sind live ohne Bedenken zu empfehlen. Und überhaupt: “You cannot cast out the demons, you might as well dance!”

 

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