Geschichten aus dem Schulsport – Teil 7: Die Stinkbombe

Gestank in der Sprorthalle – wenn Jugendliche Streiche spielen

Dicke Kinder beim Sprinten, Nichtschwimmer im Schwimmerbecken und das Mannschaftswählen aka der Popularitätswettbewerb – Schulsport ist Horror. In der Reihe „Geschichten aus dem Schulsport“ berichten wir über den Wahnsinn in deutschen Turnhallen.

 

Beim Gedanken an den Sportunterricht, schießen mir nicht nur vergeigte Cooper-Tests, peinliche Vorstellungen am Reck und Nahtoderfahrungen während der Bundesjugendspiele in den Kopf. Nicht alles war schlecht. Zum Leidwesen unserer Lehrer war manches sogar verdammt witzig. Wenn ein Haufen pubertierender Jungs aus dem Klassenzimmer gerissen und in eine Sporthalle gesteckt wird, muss er – berauscht von der Freiheit – einfach durchdrehen. Meine Grenzen lotete ich in der achten Klasse mit einem ekligen Streich aus: Die Stinkbombe!

 

Biowaffen auf dem Schulgelände

 

Mein damaliger Nebensitzer brachte eine Stinkbombe aus dem Urlaub mit. Er versprach mir mit glänzenden Augen, dass es so etwas in Deutschland nicht geben würde. Wo er den Spaßartikel erstand, fällt mir nicht mehr ein. Der Wirkung nach zu urteilen, muss es sich aber um ein Land handeln, dass nicht viel von den Biowaffenkonventionen hält. Sofort verspürte ich den Drang, die Stinkbombe ausprobieren zu wollen. Mein gewissenhafter Waffendealer kannte das vernichtende Potenzial der Bombe und riet mir von einer Zündung im Schulgebäude ab. Wir einigten uns auf die Sporthalle.

 

„Die Pubertät ist der Lebensabschnitt, in dem man auf die Rechte seines Erwachsenseins pocht, obwohl man den Schnuller noch im Kopf hat“, gab Autor Manfred Poisel einmal von sich. Heute verstehe ich dieses Zitat. Wir – die die Verantwortung über eine so mächtige Waffe hatten – hatten nur Zerstörung im Kopf. Wir wollten, dass es stinkt, als befände sich eine aufgescheuchte Horde Waldiltisse auf dem Kriegspfad. Für die sechste und letzte Stunde an einem Freitagmittag begaben wir uns zügig in die Sporthalle. Noch bevor unsere Klassenkameraden dazustießen, händigte mir mein Nebensitzer die Bombe aus.

 

Wer Anderen eine Grube gräbt…

 

Der Plan bestand darin, die Toxine in der Lehrerumkleidekabine freizusetzen. Ich prüfte, ob die Luft rein war (höhöhö) und schlich mich in den Aufenthaltsraum unserer Pädagogen. Sofort erblickte ich die offene Sporttasche von Herrn H. Mit einem kräftigen Wurf pfefferte ich die Stinkbombe auf die Klamotten, die sich in der Tasche befanden. Wie eine unsichtbare Flutwelle breitete sich der Gestank innerhalb von Sekunden in der kompletten Sporthalle aus. Es roch nach faulen Eiern. Nach richtig faulen Eiern. Von so viel Wirkungskraft erschrocken, kehrte ich nervös in meine Umkleidekabine zurück.

 

Herr H. nahm die Sache mit Humor: „Da hat wohl ein ganz Lustiger eine Stinkbombe gezündet“, stellte er korrekterweise fest. Während der Sportunterricht unter Luftbedienungen stattfand, die sogar Stuttgarter Feinstaubbürger unerträglich fänden, beschlich mich das Gefühl, dass das eine ziemlich bescheuerte Idee war. Ich, der Andere ärgern wollte, musste den Gestank selbst für 45 Minuten ertragen. Meine Sorgen gingen so weit, dass ich befürchtete, den Geruch nicht mehr aus meinen Klamotten zu bekommen. Am Ende ging alles gut. Die Halle wurde über das Wochenende ausgelüftet und wir nie dingfest gemacht.

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