Review: Stolz und Vorurteil und Zombies

Wie wird aus angestaubter Weltliteratur eine Geschichte, die auch heute noch funktioniert? Ganz einfach, man schreibt ein paar Zombies in den Plot: Aus Jane Austens „Stolz und Vorurteil“ wird „Stolz und Vorurteil und Zombies“. Burr Steers Buchverfilmung ist nun in den deutschen Kinos angelaufen – mit freundlicher Unterstützung von Natalie Portman.

 

„Stolz und Vorurteil“ ist der wohl populärste Roman der britischen Schriftstellerin Jane Austen. Die 1813 erstmals erschienene Geschichte thematisiert die Liebe zwischen Fitzwilliam Darcy und Elizabeth Bennet, die sich am Ende trotz aller Krisen und zurückgewiesenen Hochzeitsanträgen durchsetzt. 2009 schrieb Autor Seth Grahame-Smith unter dem Titel „Stolz und Vorurteil und Zombies“ eine Art Parodie, in der er die von Austen bekannte Geschichte mit Elementen aus der Zombieliteratur vermischt. Elizabeth und ihre vier Schwestern wurden darin kurzerhand zu zombieschnätzelnden Kampfmaschinen mit Shaolin-Kampfausbildung und Samurai-Schwertern. Das Buch wurde in all seiner Wahnsinnigkeit ein finanzieller und von Kritikern hochgelobter Erfolg, der nun unter der Regie von Burr Steers (u.a. „17 Again“, „Wie durch ein Wunder“ und „Breed“) eine Kinoverfilmung erhalten hat. Die filmische Umsetzung wurde bereits 2009 mit Natalie Portman in der weiblichen Hauptrolle angekündigt, wegen internen Differenzen jedoch immer wieder verschoben. Portman ist als Protagonistin mittlerweile ausgeschieden, als Produzentin steuerte sie dennoch den einen oder anderen Dollar und weisen Ratschlag bei.

 

Statt Natalie Portman durfte die 27-Jährige Lily James (bekannt aus „Broken“ und „Zorn der Titanen“) Zombiehorden die Köpfe von den Körpern trennen und – Startschwierigkeiten zum Trotz – um die Liebe des Monsterjägers Darcy – gemimt von Sam Riley – kämpfen. Und der Cast ist einer der großen Pluspunkte in „Stolz und Vorurteil und Zombies“. Riley, der bereits in der Rolle des Ian Curtis‘ im Musiker-Biopic „Control“ bewies, dass er einer von den Guten ist, Lily James, die Keira Knightley aus der bekannten 2005er Verfilmung von „Stolz und Vorurteil“ wie aus dem Gesicht geschnitten ist, und allen voran Matt Smith, der nicht den elften Doctor Who, sondern den trotteligen Pfarrer Mr. Collins verkörpert, sind großartige Schauspieler, denen man während jeder Leinwandminute mit Freude zuschaut. Schöne Menschen und kernige Charakterköpfe lassen auch vergessen, dass der Film gerade zur Halbzeit hin ein wenig zu gefällig dahinplätschert und eher auf einen weiteren witzigen Dialog, eine weitere schicke Einstellung mit den hübschen Schwestern oder eine weitere brutale Metzel-Szene statt auf inhaltliche Substanz baut.

 

Kinobesucher, die die Vorlage von Jane Austen gelesen und gemocht haben, werden sicherlich den meisten Spaß mit dieser nicht ganz so ernsthaften Verfilmung haben, die sich dennoch erstaunlich nah am Plot des Originals orientiert. Teilweise wurden ganze Dialoge eins zu eins übernommen, dann aber wieder Sachverhalte wie die Beziehung zwischen Mr. Wickham und der Schwester Lydia auf eine eigene – dieser Geschichte zuträglichen – Art und Weise umgemünzt. Klassiker noch einmal erleben – nur in anders eben. So richtig tief drin ist man in der Liebesgeschichte zwischen Elizabeth und Darcy bei all dem Quatsch mit den Untoten jedoch nicht. Aber warum auch? Diese 108-minütige Horror-Komödie soll rocken, cool sein und auf Teufel komm raus anecken. Wer sich nun denkt, einen weiteren Zombiefilm könne er nicht ertragen, sei an dieser Stelle beruhigt. Zombies spielen glücklicherweise eine untergeordnete Rolle und sind eigentlich nur der ideale Anstoß, starke und fetzige Frauenrollen zu etablieren.

 

Die Schwestern Elizabeth, Jane, Kitty, Lydia und Mary erinnern mit ihren Shaolin-Ausbildungen und ihrer Kampfeslust ein Stück weit an die Mädels aus Zack Snyders „Sucker Punch“. Jungsträume werden wahr und noch wahrer, wenn Lily James immer wieder tief durchatmen und dadurch ordentlich mit ihrem Ausschnitt wackeln darf. Es wirkt teilweise schon arg berechnend, wenn sich die fünf Damen für einen Tanzabend kleiden und ihre Strümpfe in Nahaufnahme genauso sexualisiert hochziehen, wie sie auch ihre Messer und Schwerter völlig martialisch unter den Ballkleidern verstecken. Doch das muss so sein und macht gerade die visuelle Eigenart des Films aus. Ich hatte jedenfalls meinen Spaß an einem Streifen, der wirklich nur produziert wurde, um für den Augenblick des Schauens Gaudi zu machen. Bisher wurden erst knapp 17 von den 28 Millionen investierten US-Dollar eingespielt, hoffen wir, dass das noch besser wird. Denn als nächstes würde ich gerne David Copperfields Lebensgeschichte in einer Zombie-Apokalypse nacherzählt sehen.

 

4 Comments

  1. Ich mag solche Verstümmelungen von Klassik gar nicht. Bin da wohl viel zu verklemmt für. Ich tu mich schon mit klassischen Verfilmungen eher schwer, da sie meist nicht Mal an den Büchern kratzen können. Dafür liebe ich einfach Bücher zu sehr. Für mich fällt so etwas eher in die Kategorie Schund.

    Aber gut, in der heutigen Zeit ist ja nix mehr vor solchen modernen Fassungen sicher. Schade.

    Nix gegen Zombie-Filme, aber ich kann nur den Kopf schütteln, wenn man sich dafür an solchen Werken bedient. Haben die Autoren keine eigenen Ideen?

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