Review: White Night

Mit dem Videospiel „White Night“ wird die Geistervilla, vor der 100 Jahre Popkultur gewarnt haben, zum Leben erweckt. Weil es Spaß macht, sollten Horrorfans trotzdem eintreten.

 

 

Es ist eine dunkle Nacht im Jahre 1938. Ein Autounfall treibt den Protagonisten des im März erschienenen „White Night“ in eine vermeintlich verlassene Villa. Die Hoffnung auf Hilfe ist stärker als die Angst, die das gruselige Gebäude verursacht. Schnell wird jedoch klar, dass hier einzudringen eine schlechtere Idee war, als einen weiteren Teil von „Dumm & dümmer“ zu drehen. Es spukt und die Gründe hierfür kommen langsam aber sicher ans Tageslicht. Wobei Tageslicht genau das ist, was der Spieler eigentlich bräuchte, um problemlos alle Herausforderungen zu meistern. Stattdessen werden unzählige Streichhölzer verbrannt oder andere Lichtquellen zum Strahlen gebracht, um die außergewöhnliche schwarz-weiß-Strichgrafik zu beleuchten. Denn nur die weißen Teile der Grafik bieten Schutz vor dem sicheren Tod, der in den schwarzen Bereichen des Bildschirms lauert.

 

Die Osome Studios haben mit „White Night“ ein atmosphärisches Spiel geschaffen, das dank eigens entwickelter OEngine unverbraucht wirkt und es dadurch schafft, sich von der langweiligen Unreal-Konkurrenz abzusetzen. Das Spiel lebt von seiner Inszenierung, die nicht mit optischen Reizen endet. Auch die Soundkulisse ist mit ihrer spärlichen Instrumentalisierung und authentischen Klangeffekten ein wesentliches Spielelement und somit Orientierungspunkt für den Spieler. Diese Liebe zu jedem Detail wird von Anfang an deutlich, was sich beispielsweise auch in der kohärenten Erzählung zeigt, die sogar das Tutorial spielerisch halbwegs logisch einbindet. Langsam aber sicher die spannende Geschichte rund um die Familientragödie der Vespers zu lüften, fesselt allein durch die Präsentation, die gekonnt auf brodelnde Gruselstimmung statt auf „mit dem Arsch-ins-Gesicht“-Brimborium setzt.

 

vor der Gruselvilla

 

Simple Adventure-artige Rätsel, die meist nicht mehr von einem verlangen, als Gegenstand A mit Gegenstand B zu kombinieren, erfordern nicht wirklich viel Hirnschmalz, ziehen die Spielerfahrung aber auch nicht herunter. In fünf Stunden müsste jeder Gelegenheitsspieler ans Ende kommen. Wenn er nicht schon vorher dank der Bild-für-Bild-Kamera, die man aus den ersten Resident Evils kennt, die Übersicht verloren und in den ungewollten Tod gelaufen ist. Auch die Beschränkungen auf die Helligkeitsempfindungen Schwarz und Weiß verursachen in besonders detaillierten oder großräumigen Kulissen einen Verlust des Überblicks, der im schlimmsten Fall ebenfalls zum Tod führen kann. Hat man vorher vergessen, einen günstigen Speicherpunkt zu setzen, geht möglicherweise viel Spielfortschritt verloren und bereits getätigte Aktionen müssen erneut ausgeübt werden.

 

„White Night“ ist dennoch eines dieser Games, die man in einem Rutsch durchspielt und eine lange Zeit in Erinnerung behalten wird. Obwohl Hintergründe der Geschichte hauptsächlich durch das Lesen von Zeitungen und Memos transportiert werden, verliert man nicht die Lust, alles entdecken zu wollen. Ein poetischer Ansatz zieht sich durch das komplette Spiel und Schreckmomente veranlassen den Spieler in regelmäßigen Abständen, die Unterhose zu wechseln. Wer vor einer schönen Sommernacht flüchten möchte, kann mit „White Night“ so richtig abtauchen. Subtiler Survival-Horror, der leicht in die Kategorie „Style over substance“ hätte abgleiten können, dank solidem Gameplay und vielen spielerischen Ideen jedoch einen Download auf die PlayStation 4, Xbox One oder den PC wert ist.

 

2 Comments

  1. dachte ja erst es geht um diese partys bei denen sich alle weiss anziehen.

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