Review: Plazma – Fuzion

“Okay. Plazma. Im 2000 zum muttergefickten 12. Mein Soloalbum. Fuzion.“

 

Wenn ein Rapper sein Album mit diesen Worten beginnt, möchte man eigentlich gleich wieder auf die Stopptaste drücken. Nein, auf ein weiteres uninspiriertes Machwerk von einem jungspundigen Schimpfwortversessenen, der auf seinen Deutschrap-Idolen der etwas härteren Gangart hängen geblieben ist, haben wir ungefähr so fieberhaft gewartet wie auf eine weitere Superheldenverfilmung. Zum Glück kann die oben zitierte Ansage als einmaliger Ausrutscher auf „Fuzion“ betrachtet werden. Rapper Plazma kann mehr.

 

Gleich auf dem zweiten Anspielpunkt „Bierschinken“ wird gemeinsam mit Suwhat ordentlich repräsentiert, geboastet und geschenkelklopfert. Spätestens wenn Plazma in „Süzzer Perverzling“ aufs positiv Ekligste von seinen Liebhaberqualitäten schwärmt, ist man im Pubertätsmodus angelangt. Doch auf „Fuzion“ wird nicht nur dem gutgemachten Schulhofhumor gefrönt, auch ernstere Töne werden angestimmt. „Glas mit Herzen“ ist trotz schrecklichem Vocal-Sample einen Lauscher wert, „Schleier der Zeit“ eine schöne Auseinandersetzung mit vergangenen Beziehungen und „Zu spät“ kein Ärzte-Cover, sondern ein von einem Piano-Sample getragenes Drama im Rap-Gewand. Und als ganz großes Highlight sticht die Anti-Novoline-Hymne „Casinolife“ hervor.

 

Die Themenvielfalt auf „Fuzion“ ist umfangreich ausgefallen, was nicht zwingend für Plazma sprechen muss. Denn wenn inhaltlich eine große Menge Mensch bedient wird, läuft man schnell Gefahr, ein Reißbrettalbum zu produzieren. Zum Glück ist Plazma daran vorbeigeschrammt. „Fuzion“ schafft es immer noch in der Gänze zu unterhalten. Trotzdem wirkt der Künzelsauer, als hätte er seine Nische noch nicht zu 100 Prozent gefunden. Die Feature-Orgie (elf von 14 Tracks mit Unterstützung anderer) nimmt Plazma und seinen massig vorhandenen Qualitäten zusätzlich das Spotlight.

 

Es gibt viele Aspekte, die man Plazma ankreiden könnte: Die teils mediokren Gesangsvorstellungen von Melva, die manchmal etwas merkwürdigen Hooks oder das Plattencover, das aussieht, als wäre es von Savas‘ „Tot oder lebendig“-Fotosession übriggeblieben. Ihr erkennt das Problem?! All diese Punkte haben nichts mit Plazmas anständigen schreiberischen Fähigkeiten oder seinem variantenreichen Flow zu tun. So manche Schlacht verliert er aber trotzdem, da Plazma leider (noch) nicht durchgehend Geschmackssicherheit beweist, um ein rundes Produkt abzuliefern. „Fuzion“ ist ein interessantes Album, das zwar noch ungeschliffen wirkt, doch das Talent seines Schöpfers durchblitzen lässt.

 

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