Mein USA-Tagebuch: Highway 1 (Teil 5)
Im September 2016 bin ich drei Wochen durch die USA gereist: Burlingame, San Francisco, Santa Cruz, Monterey, Pismo Beach, Los Angeles, Hawaii, New York. In meinem USA-Tagebuch erzähle und zeige ich euch, was ich alles erlebt habe. Von Segnungen in hawaiianischen Sandwichläden bis zu 163-Dollar-Rechnungen in New Yorker Sportkneipen lasse ich nichts aus – jeden Samstag gibt es eine neue Ausgabe meines USA-Reiseberichts!
Als ich im Vorfeld meinen Freunden und Bekannten von der geplanten USA-Reise berichtete, horchten diejenigen, die bereits auf einen ähnlichen Trip gingen, bei der Ankündigung, ich würde einen Teil des Highway 1 entlang der Pazifikküsten nehmen, am meisten auf. Angeblich würde einen die atemberaubende Aussicht auf den Ozean immer wieder zum Halten zwingen. Die Zeit, die man auf der California State Route 1 – was der offizielle Name der insgesamt 1055 Kilometer langen Straße ist – verbringt, könne sich so leicht verdoppeln. Na dann musste ich meine morgendliche Joggingrunde durch Marina bei Monterey wohl zügig absolvieren, damit es schnell weitergehen konnte. Zumindest war es mir durch den Morgensport möglich, einen ersten Blick auf den Highway zu werfen, um die Abfahrt daraufhin dann doch auf 9 Uhr zu verschieben. Ein weiteres Mal stellte ich nämlich fest, dass man in den USA die Uhren nach der Rush Hour stellen kann. Zwischen 8 und 9 Uhr und 17 und 18 Uhr sind die Straßen voll. Dazwischen hat man freie Fahrt.
Bevor ich mich jedoch der freien Fahrt auf dem Highway 1 hingab, statte ich der Kleinstadt Carmel-by-the-Sea einen Besuch ab. Ein von Touristen gern besuchter Ort, an dem reiche Prominente wie Brad Pitt und Jennifer Aniston Häuser besitzen, Clint Eastwood in den Achtziger Jahren Bürgermeister war und das Tragen von High-Heels nur mit einer Genehmigung des Ordnungsamtes erlaubt ist. Der 17 Miles Drive ist das Herzstück des 3.700-Einwohner-Städchens: Eine Straße, die entlang der Küste und einmal quer durch die besonders reichen Gebiete der Stadt, zu der man hierzulande Dorf sagen würde, führt. Gesehen habe ich keine Promis. Um den 17 Miles Drive passieren zu dürfen, musste ich dennoch 10 Dollar hinblättern. Hat sich nicht gelohnt und so bonzig sahen die fundamentlosen und aus Pappwänden bestehenden Scheinvillen auch nicht aus. Zwischendurch durfte ich noch einen Chinesen an einem Aussichtspunkt mit dem Titel „China Point“ fotografieren. Sachen gibt’s. Egal, schnell weiter auf den Highway 1, um mich endlich von der so heftig gepriesenen Schönheit dieser Strecke wegblasen zu lassen.
Und ja, die California State Route 1 zwischen Monterey und Pismo Beach ist landschaftlich mit das Schönste, was ich jemals gesehen habe. Und ich war schon mal in der Eiffel. Die Strecke ist zwar völlig von Touristen bevölkert, die in ihren Cabriolets und Wohnwagen einen Aussichtspunkt nach dem anderen zuparken, davon ließ ich mir aber nicht die Laune vermiesen. Immerhin gibt es auf dieser Straße kein ich und die. Wir sind alle Touristen und gaffen gleichermaßen. Damit muss man sich abfinden. Leider war dadurch die Unfallgefahr meinerseits sehr hoch, denn dieser ständige Blickwechsel zwischen Straße und Aussicht, war nicht nur anstrengend, sondern auch saugefährlich. Ich weiß nicht, was ich am atemberaubendsten fand: Die Steilküste bei Big Sur, die Bixby Bridge, die McWay Rocks oder die Seeelefantenkolonie bei San Simeon – ein visuelles Highlight jagte das nächste. Nach fünf Stunden auf der Straße – ohne wirklich vorangekommen zu sein – musste ich endlich mal durchfahren. Irgendwann ist man von so viel Aussicht völlig übersättigt und ob man von einer weiteren hundertmetertiefen Klippe aus einen Blick bis ans Ende des Horizonts erhaschen kann, ist dann letztlich egal.
In Pismo Beach angekommen, war es schon Abend. Bevor ich die Gunst der Stunde nutzte und mir am Strand den Sonnenuntergang ansah, statte ich dem K-Mart noch einen Besuch ab. Die Dame an der Kasse konnte gar nicht glauben, dass es in Deutschland nicht üblich ist, jeden Kleinscheiß mit der Kreditkarte zu bezahlen. Ich konnte es wiederum nicht fassen, dass es in diesem Supermarkt keinen Alkohol gab. Andere Länder, andere Sitten, hätte ich ihr am liebsten gesagt, könnte ich dieses Sprichwort ins Englische übersetzen. Nach einem Sonnenuntergang, der als Kulisse für Hochzeitsanträge hätte dienen können, überkam mich der Hunger. Meine Wahl fiel auf das Fast-Food-Lokal Panera Bread, das mit Suppen, Salaten und Sandwiches auf vermeintlich gesundes Essen setzt. Zum Glück habe ich meine Entscheidung diesen Laden in der West Branch Street zu besuchen nicht allzu lang herausgezögert. Kurz nach mir betraten die gesammelten Cheerleader der Pismo Beach Bearcats den Laden und wollten sich die im Training verbrannten Kalorien wieder zurückholen. Im Laufe des Abendessens beobachtete ich, wie die jungen Damen miteinander diskutieren, aßen und halt Dinge taten, die amerikanischen Cheerleader so tun. Ich weiß, klingt creepy.
Galerie: Meine schönsten Bilder vom Highway 1
Im sechsten Teil geht es nach Los Angeles, wo ich Inglewood, Hawthorne und Manhatten Beach erkunde, im Hotelzimmer Elbow Drops übe und einen Museumsmarathon starte.
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