30 oder 120 Minuten – welche Albumlänge ist noch genießbar?

Albumlänge

Geht der Albumgenuss verloren, wenn die Albumlänge nicht stimmt?

Reicht die Aufmerksamkeit für eine 80-minütige Platte oder kann es auch kürzer sein? Die Frage nach der perfekten Albumlänge treibt um.

 

R’n’B-Sänger Chris Brown kennt sich aus mit Längen. Mit „Heartbreak on a Full Moon“ hat er Album veröffentlicht, das aus 40 Songs besteht. Gesamtlänge: 135 Minuten. Kürzer, aber immer noch beachtlich, ist Drakes Platte „Certified Lover Boy” von 2021. Die 21 Stücke kommen auf eine spielzeitvon rund 86 Minuten. Hand aufs Herz: Welcher noch so beinharte Fan schafft es, Platten mit diesen Längen konzentriert am Stück zu hören? Sind Platten dieser Art überhaupt für den Genuss ohne Pause gemacht?

 

Anti-Flag haben es ihren Anhängern mit „American Fall“ leichter gemacht. Eine halbe Stunde benötigt ihre Hörerschaft, um die elf Lieder zu genießen. Neil Young kann mit „Hitchhiker“ anschließen. Nur 33 Minuten müssen vergehen und die zehn Anspielpunkte sind durch. Kurze Happen, die knapp am kleinen Album-Bruder – der EP – vorbeischrammen. Doch welcher Ansatz punktet? Auf die Verkaufszahlen geblickt, ziehen Young und Anti-Flag gegen Drake und Brown den Kürzeren.

 

Die Albumlänge hängt auch vom Medium ab

 

In Zeiten der Digitalisierung hat das Album einen anderen Stellenwert als vor 30 Jahren. Ein großer Teil der Hörer_innen geht freitags nicht mehr in den Plattenladen, sondern klickt sich durch Spotify-Playlisten. Nur noch Vinyl-Sammler_innen wissen die Haptik eines Albums zu schätzen. Dadurch verändert sich der Umgang mit dem Medium. Wichtig ist nur noch der flexible und vor allem abwechslungsreiche Genuss der Musik. Jetzt Rap, nachher Schlager. Dass das Album die Visitenkarte von Musiker_innen ist, die eine Phase des künstlicherischen Schaffens zusammenfasst, wird da schnell vergessen.

 

Ob Doppelalbum oder Seite A und Seite B – das Trägermedium hat stets die Merkmale der Alben bestimmt. Diese Grenzen gibt es seit der Abkehr von physischen Tonträgern aber nicht mehr. Stattdessen probieren sich Künstler_innen an Playlisten oder Alben, die sich noch nach Release verändern. Manche Musiker_innen sind Hitmaschinen, andere toben sich lieber auf Albumlänge aus. Die Vorlieben der Künstler_innen lassen sich auf die Hörer_innen übertragen. Denn die perfekte Länge eines Albums ist von den Hörgewohnheiten und der Art der Musik abhängig.

 

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