Mein USA-Tagebuch: New York & Jersey City (Teil 10)

Im September 2016 bin ich drei Wochen durch die USA gereist: Burlingame, San Francisco, Santa Cruz, Monterey, Pismo Beach, Los Angeles, Hawaii, New York. In meinem USA-Tagebuch erzähle und zeige ich euch, was ich alles erlebt habe. Von Segnungen in hawaiianischen Sandwichläden bis zu 163-Dollar-Rechnungen in New Yorker Sportkneipen lasse ich nichts aus – jeden Samstag gibt es eine neue Ausgabe meines USA-Reiseberichts!

 

One World Trade Center

Ein Shuttlebus brachte mich gegen 7 Uhr morgens in mein Hotel in Jersey City, wo ich erst einmal mein Gepäck verstaute. Anschließend quälte ich mich mit einem neunstündigen Flug ohne Schlaf in den Knochen, auf dem es – da es sich um einen Inlandsflug handelte – kein Essen gab, in das VIP Diner auf der Sip Avenue, um ein klassisches amerikanisches Frühstück zu genießen. Rührei, Bratkartoffeln und Bagels gaben mir Energie, den nächsten PATH-Train nach New York zu nehmen. Denn ich bin nicht angereist, um Snookis präferiertes Urlaubsziel zu bestaunen, sondern um New York – die Hauptstadt der Welt – kennenzulernen. Jersey City und New York sind sehr gut miteinander verbunden. Innerhalb von rund 15 Minuten gelangt man mehrmals stündlich zu jeder Nacht- und Tageszeit direkt zum One World Trade Center. Und so begann ich meinen New-York-Besuch auch gleich mit einer der Touristenattraktionen schlechthin. Den höchsten Wolkenkratzer der USA betrat ich zwar nicht, nahm mir aber reichlich Zeit, um das beklemmende 9/11 Memorial anzuschauen. Die Touristengruppen um mich herum bestanden zum Großteil aus deutschsprachigen Urlaubern, die ihre Eindrücke und Gedanken zu diesem geschichtsträchtigen Ort lautstark preisgaben. Die Mischung aus historischem Kopfkino und einem erdrückend großen Menschenauflauf gab mir ein ungutes Gefühl, weshalb ich schnell weiterwollte.

 

bald ist wieder Parktoberfest

Relativ ziellos schlenderte ich auf der Greenwich Street durch Lower Manhattan bis nach Greenwich Village und dann weiter zum Washington Square Park. Erstaunt darüber, dass die New Yorker Bevölkerung scheinbar ausschließlich aus jungen Familien mit Kinderwagen sowie Sporttreibenden Models besteht, machte ich es mir direkt unter dem Washington Square Arch gemütlich. Die Aufmerksamkeit eines älteren Paars schien ich dabei auf mich gezogen zu haben. „Ob ich ein Däne sei“, erkundigten sich die beiden Herrschaften freundlich. „Nein, aus Deutschland“, reagierte ich ebenso freundlich. Das Gespräch wurde nach meiner Antwort nicht fortgeführt. Schade. Dann eben weiter in den nächsten Park, von denen es in New York so viele wie Streifenpolizisten zu geben scheint: Nämlich an jeder Straßenecke einen. Und jeder dieser Parks scheint exzessiv für Konzerte, Feste und andere Veranstaltung genutzt zu werden. Wie die perfekte Nutzung meiner Zeit an meinem ersten Tag in New York aussehen sollte, war dagegen weniger eindeutig. Die schiere Größe der rund 8,5-Millionen-Einwohner-Stadt hat mich überfordert. Was soll ich zuerst sehen? Wie komme ich wohin? Sollte ich so viel wie möglich zu Fuß erlaufen, um dadurch auch kleine ungeplante Entdeckungen machen zu können? Oder soll ich die U-Bahn nehmen, damit ich in kürzerer Zeit größere Attraktionen sehen kann? Der im Vorfeld zusammengestellte Plan war hin, die Überforderung setzte ein.

 

Gänsemarsch auf der Brooklyn Bridge

Touristen erkennt man angeblich daran, dass sie nicht geradeaus schauen, sondern ihren Blick immer in den Himmel richten. Ich kann nicht beurteilen, ob das tatsächlich so ist, da ich die ganze Zeit entlang der Hochhausschluchten nach oben starrte. Eines der interessantesten Gebäude New Yorks ist das Flatiron Building, das ich nach einem Besuch des LEGO Stores an der 5th Avenue ansteuerte. Hier hat der Daily Bugle also seinen Redaktionssitz? Peter Parker ist um seinen Job wirklich zu beneiden. Der Madison Square Garden begeisterte mich hingegen weniger als gedacht. Sieht eher aus wie eine riesige Markthalle und nicht wie „die berühmteste Arena der Welt“. Nachdem ich noch schnell das Empire State Building von der „to-do-Liste“ gestrichen hatte, ging es wieder runter nach Lower Manhattan, um die komplett bescheuerte Idee, über die Brooklyn Bridge zu stiefeln, in die Tat umzusetzen. Ich war in der ultimativen Touristenfalle gefangen. Im Gänsemarsch wurde ich gemeinsam mit tausenden Kamera- und Stadtplanträgern über den East River nach Brooklyn geschleust. Hatte ein Tourist die irrwitzige Idee, ein Foto von Manhattans Skyline zu schießen, musste die Kolonne stoppen. Auf der anderen Seite angekommen, machte ich es mir im Brooklyn Bridge Park gemütlich und genoss die wirklich atemberaubende Aussicht, die ich aus so vielen Musikvideos, Filmen, Comics und Bildbänden kannte.

 

Memorial Mural für Big L

Wieder zurück in Jersey City fühlte ich mich wie in einer anderen Welt. New York belegte im „Safest Cities Index 2015“, in dem der Economist die sichersten Städte auf dem Erdball benennt, den zehnten Platz. Nur ein paar Fahrminuten weiter steht man in einer Gegend, in der es ein wenig anders aussieht. Ich fühlte mich an den Vorspann der „Sopranos“ erinnert. Dank meines Jetlags war ich jedoch viel zu müde, um mir darüber Gedanken zu machen, wie ich auf einen Raubüberfall von Christopher Moltisanti reagieren würde. Einen tiefen Schlaf und eine kurze Fahrt mit dem PATH-Train später befand ich mich wieder in New York und die Gegend rund um den trostlosen Journal Square in Jersey City war vergessen. Vor meinem Ausflug nach Harlem schaute ich auf dem Times Square vorbei, wo ich mir – ich hatte es in Hollywood bereits gelernt – keine CDs von Rappern andrehen ließ. Außerdem musste ich weiter nach Harlem, wo ich dem Memorial Mural einer wirklichen HipHop-Legende einen Besuch abstatten wollte. Das legendäre Big-L-Kunstwerk in der 140th Street erschien mir zwar deutlich kleiner und weniger beeindruckend als gedacht, etwas Gänsehaut und Aufregung kam dennoch auf. Im Kopfhörer lief „Put It On“: „You still fear, cause I be hangin in Harlem this shit is for real here!” Jetzt war die Lust da und ich fuhr kurz vor Sonnenuntergang noch einmal in den Brooklyn Bridge Park, wo ich im 99 Plymouth die Mural-Ausstellung “Rush Will Take You To Funky Town!” besuchte, die Werke von Schülern der Rush Philanthropic Arts Foundation’s Summer Session zeigte.

 

Galerie: Manhattan

 

Galerie: Jersey City

 

Im elften Teil nehme ich an einem Wrestling-Public-Viewing teil, besuche die Häuser von Carrie Bradshaw und den Ghostbusters und veranstalte einen „Rumble in the Bronx“.

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