Review: Maxïmo Park – The National Health

 

“I was just pushing buttons /I didn’t think about/All the repercussions” heißt es in Maxïmo Parks einminütigem Albumopener “When I Was Wild” und unterstreicht, was Paul Smith im Interview mit contactmusic.com beschreibt: “In the end we pooled all of our ideas together and decided that we definitely enjoyed writing direct, catchy, upbeat yet somehow complex pop songs. It came back to the core ideals of the band.” Nach einer dreijährigen Pause, die mit Soloprojekten und ausgedehntem Jahresurlaub gefüllt wurde, sind die Briten mit ihrer fünften Langspielplatte „The Nation Health“ zurück.

 

Bandultras werden nicht enttäuscht sein. Nörgler hören wieder nur diesen Matsch aus dudeligen Popliedchen heraus, der höchstens der kleinen Schwester gefällt. „The National Health“ kann am Ende des Tages jedoch mehr und bietet die Mischung, die ein Album dieser Marke spannend macht. Große Popexplosionen wechseln sich mit ruhigen Momenten ab und treffen im besten Falle gar aufeinander. Was die Briten 2007 auf ihrem wohl beliebtesten Album „Our Earthly Pleasures“ begannen, wird auf „The National Health“ nicht kopiert, sondern konsequent fortgeführt. Ein dreckiger Keyboard-Kracher wie „Girls Who Play Guitars“ wird nun mit einem deutlich ernsteren „Hips And Lips“ geupdatet. „Books From Boxes“ erlebt seine Wiedergeburt im geschmeidigen „Reluctant Love“. Diese Meinung muss man nicht teilen und kann sie sogar für an den Haaren herbeigezogen halten. Trotzdem lässt es sich nicht von der Hand weisen, dass Maxïmo Park mit ihrem neusten Album versuchen, neue Wege zu gehen. Und wenn doch mal ein ausgetretener Pfad dabei sein sollte, wird dieser mit deutlich festerem Schuhwerk gemeistert.

 

“Until The Earth Would Open” und “Wolf Among Men” sind die beiden Hits, zu denen die hippen Mädels in verrauchten Indie-Diskos die Jutetaschenträger ihrer Begierde antanzen können. Der Titelsong “The National Health” der Kommentar zur Lage der Nation. „This Is What Becomes Of The Broken Hearted” Jimmy Ruffin in 2.0. Und „Unfamiliar Places“ der obligatorische Akustiksong am Ende der Platte. Alles in allem klassische Kost, die vermeintlich wenig Spielraum für Neues im Maxïmo-Park-Universum lässt. Möchte man meinen, denn mit “Banlieue” und “Write This Down” versuchen sich Maxïmo Park tatsächlich an elektronischen Experimenten. Dieser Schritt, der vor zehn Jahren vielleicht noch mutiger gewesen wäre, öffnet dem womöglich etwas festgefahrenem Sound der aus Newcastle stammenden Band ein paar neue Türen. Höchstwahrscheinlich wird dies den Casual-Hörern aber gar nicht erst auffallen.

 

Nach etwa 40 Minuten ist der Spaß vorbei und Fans, SWR-Hörer oder kleine Mädchen um ein Album reicher, das sie einen Sommer lang begleiten wird. Paul, Duncan, Archis, Tom und Lukas haben alles richtig gemacht. Ihre Formel ist wohl erneut aufgegangen, denn mit „The National Health“ ist eine weitere Sammlung mit gut geschriebenen, eingängigen Songs herausgesprungen. Treibende Gitarren, präzise Drums, schöne Melodien und markanter Gesang ergeben ein Album, das die Festivalsaison fest in seinem Griff haben wird. Pop in seiner besten Definition.

 

Der österreichische Kurier resümierte in einem Artikel vom 13.6.: „Das klingt alles ganz gefällig, aber für mehr als ein mittelmäßiges Album reicht es in Summe nicht – da schiebt man lieber wieder die neue The Hives in den CD-Player.“ Der renommierte NME war da mit seiner Meinung schon gnädiger und gab mit den Worten „They’re kicking harder than ever“ 8 von 10 mögliche Punkte. Ich für meinen Teil war nie der große Maxïmo-Park-Fan, habe diese Platte aber sehr gerne und vor allem immer wieder gehört. Ein unerwartetes Highlight meines persönlichen Musikjahres 2012.

 

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