Doppel-Review: The LEGO Movie / Edge Of Tomorrow

Das LEGO-Universum bekommt endlich seinen eigenen Kinofilm und Tom Cruise liefert die Science-Fiction-Variante von „Und täglich grüßt das Murmeltier“ ab. like it is ’93 hat sich den Hintern im Lichtspielhaus plattgesessen und zwei Kurzreviews mitgebracht.

 

Ein großangelegter Animationsfilm im LEGO-Universum: Weshalb vorher noch niemand auf diese Idee gekommen ist? „The LEGO Movie“ erzählt die Geschichte der Bauarbeiter-Figur Emmet, die so durchschnittlich ist, dass sie im Leben ihrer Mitfiguren praktisch keine Rolle spielt. Doch dann trifft Emmet auf Wlydstyle, mit der er die komplette LEGO-Welt – also alles, was ihr noch aus den guten alten LEGO-Katalogen kennt – retten muss. Obwohl komplett am Computer animiert, wirken die LEGO-Klötzchen trotzdem, als wären sie mühsam per Stop-Motion-Effekt in Bewegung gesetzt worden. Das sieht ab und an gut und meistens fantastisch aus. Dass der Film dennoch so herzlich und liebenswert herüberkommt, ist das wahrlich atemberaubende. Emmet und seine Mitstreiter wachsen einem ans Herz, als wären sie aus Fleisch und Blut. Fetzige Musik – allen voran der gemeinsame Titelsong „Everything Is Awesome!!!“ von Sara & Tegan und The Lonely Island – und Gags im Zehnsekundentakt, die meistens gehörig flach geraten sind, aber dennoch Charme besitzen, tragen zum positiven Gesamteindruck bei. Ob LEGO für Kreativköpfe oder Anleitungsbauer gedacht ist, ist ein zentrales Thema des Films und mit ganz viel Interpretationswillen Kommentar zur aktuellen Firmenentwicklung, die vor allem durch Themenbaukästen zu Star Wars und Co glänzt und weniger auf die freidenkerische Baulust ihrer Kunden setzt. Doch alles ist super, wenn „The LEGO Movie“ zum Nerdvana wird und mit Auftritten von unter anderem Batman, Shaq O’Neal und Gandalf ordentlich Fanfutter verteilt. Popkulturelle Querverweise und eine generationenübergreifende Geschichte machen die 100 Minuten zu einem Vergnügen, das für jung und alt gleichermaßen funktioniert.

 

 

Die Popkultur griff dieses Thema nicht erst mit Harold Ramis‘ Klassiker „Und täglich grüßt das Murmeltier“ auf: Die Geschichte vom Tag, der sich immer wiederholt, bis eine bestimmte Aufgabe erledigt wurde, ist so alt, wie sich der Mensch Geschichten ausdenkt. Regisseur Doug Liman interpretierte diesen Stoff mit „Edge Of Tomorrow“ neu und schickte sich damit an, seinen wohl besten Film seit „Die Bourne Identität“ zu drehen. Der von Tom Cruise routiniert gespielte Bill Cage wacht in Dauerschleife vor einer zweiten geschichtsträchtigen Schlacht in Verdun – diesmal nicht gegen übermütige Deutsche, sondern gegen Invasoren aus dem Weltall – auf. Cage wird im Laufe des Streifens glaubhaft vom feigen Bürohengst zum knallharten Elitesoldaten. Der Film, der auf der japanischen Light-Novel „All You Need Is Kill“ von Hiroshi Sakurazaka basiert, erinnert dabei optisch an Paul Verhoevens „Starship Troopers“, transportiert seine Kriegsatmosphäre spürbar und kann durch coole Alien- und Kampfanzugdesigns punkten. Visuell ein Augenschmaus, der nicht unbedingt durch die spektakulärsten Special Effects, sondern eher durch einen spektakulär groben Look überzeugt. „Edge Of Tomorrow“ begeistert weniger mit komplexen Handlungssträngen, macht den Murmeltier-Plot stattdessen zum Werkzeug für Gedankenspiele und Humor. Das funktioniert großartig und lässt die etwas fadenscheinige Begründung für dieses Rückspul-Phänomen vergessen. Auch kleine bis größere Logikfehler sind den 113 Minuten, die mehr Action als Geschichte sind, zu verzeihen. Warum – Achtung kleiner Spoiler – beginnt Cages Tag nachdem er die Dauerschleife durchbrochen hat, noch ein letztes Mal aufs Neue? Auch die unnötig angedichtete Romanze zwischen Cruise und der von Emily Blunt souverän gespielten „Full Metal Bitch“ Rita Vrataski verkommt eher zur Pflichtübung als zur knisternden Liebesbeziehung. Trotzdem ist „Edge Of Tomorrow“ der hitzige Science-Fiction-Film geworden, den man morgens zum Aufwachen schaut. Bildgewaltig, kurzweilig und noch wirklich erträglich einfach.

 

2 Comments

  1. Als ich den Trailer das erste Mal gesehen habe, dachte ich, das ist ein schlechter Scherz. Aber dann fand ich es mega geil. Meine ganze Kindheit in einem Kinofilm! 😀 Und dieser Anleitungs-vs-Freibauer-Unterschied war die erste große Kontroverse meiner frühen Jugend. 😉

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  1. Gegensätze ziehen sich an: Popkultur-Crossovers (Teil 2) – like it is '93

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