Review: Smoke & The Walker – Zu wahr um schön zu sein

1983 erschien die erste richtige EP der Deutschrockposterboys „Die Ärzte“. Genau 22 Jahre später veröffentlichen Smoke & The Walker ihr erstes gemeinsames Album. Was diese beiden Ereignisse miteinander zu tun haben? Beide schimpfen sich „Zu wahr um schön zu sein“.

 

Viel hat sich getan seit das Album im Sommer 2009 aufgenommen wurde. Freestyle-Battles sind mittlerweile abgeschrieben. Thommy Walker nimmt als Thomas Pyrin das Dubstep-Universum auseinander. Und Smoke T sucht fleißig seine Nische zwischen Raprock, Männermusik und Videobattles. Viel ist von dem, was die heutigen Hefemenschen damals als One-On-One-Stammgäste fabrizierten, nicht mehr übriggeblieben. Alte Herangehensweisen und Einstellungen sind neuen und frischen Ideen gewichen.

 

Doch wie zu Beginn des vorangegangen Abschnittes erwähnt, wurde „Zu wahr um schön zu sein“ im Sommer 2009 und nicht im Frühling 2011 aufgenommen. Sprich: Hier handelt es sich vermutlich nicht um spannende Experimente, sondern um den „Huaaa!!!“-Sound, an dem man als Stuttgarter Jam-Besucher um das Jahr 2007 einfach nicht vorbeikam. Ein flüchtiger Blick auf die Credits bestätigt diese Annahme. Eine Handvoll alter Bekannte sind für Beats (Bromm, Heitech, G-Can), Cuts (DJ Sauerei) und Features (Vali, Jons) zuständig.

 

Und schlecht wäre es nun wirklich nicht. Denn sind wir doch mal ehrlich. Die Biermenschen von damals haben Spaß gemacht und waren schon mit ihrer Doppel-EP „Der Rucksackterrorist/Hüter der Bronx“ Dauergäste in so manchem CD-Player. Und auch mit „Zu wahr um schön zu sein“ geben die zwei Göppinger dem Affen Zucker. Die fünfzehn Anspielpunkte atmen New Yorker Stadtluft und deutsche Jugendhaus-HipHop-Kultur im positivsten Sinne.

 

Das „Intro“ startet und schon steckt man drin. „Ja, ihr seid zurück!“, möchte man den Boombap-Fetischisten entgegenrufen, bevor man schmerzlich bemerkt, dass das Ganze nicht mehr ihre aktuellste Kost ist. Und überhaupt: Zurück waren sie seitdem bestimmt schon acht weitere Male. Egal, tun wir einfach so als wäre Michael Jackson erst vor zwei Wochen gestorben.

 

Die ehemaligen „versoffenen Freestyle-Rapper“ (O-Ton) bringen immer noch die Zeilen, an denen man auch beim zweiten Hördurchgang seinen Spaß hat. Schlagzeile auf Schlagzeile. Giftig, lustig, intelligent. Das schon länger dank YouTube-Video bekannte „Waka Jawaka“,  das zweite Intro „Bleiben“ oder das zum Schneesturmwandern einladende „Rahhh“ sind klassische Ansagen in das Gesicht des Wack-MCs.

 

Neben den obligatorischen Punchlineorgien haben aber auch viele ernstere Songs ihren Weg auf die Download-Platte gefunden. „Sinn“ rechnet mit dem eigenen Spiegelbild ab. Der Titeltrack „Zu wahr um schön zu sein“ prangert Gedankenlosigkeit in der Szene und im Leben an sich an. Auf „Ach ja“ wird bissig vor den Problemen der Welt resigniert. Und „Schatten“ besitzt nicht nur Das-Ding-Netzparaden-Potential (kein Diss!!!), sondern versteht sich auch als Exekution des inneren Darth Vaders.

 

Irgendwie war es doch klar: „Zu wahr um schön zu sein“ ist das Smoke-&-The-Walker-Album geworden, das viel früher hätte erscheinen sollen. Mittlerweile sind Mr. Walker und Smoke fucking T auf einer anderen Ebene ihres Schaffens angekommen. Womöglich gut für sie, doch höchstwahrscheinlich schade für manch einen Hörer, der „Zu wahr um schön zu sein“ feiern wird als wäre Biggie zurück.

 

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