Real Motherfucking X-Mas Festival 2011

22.12.2011 - Stuttgart, Die Röhre

„Stuttgart, wollt ihr eine Orgie?“, schrie Taktloss gestern Abend der völlig ausverkauften Röhre entgegen und ergänzte mit: „Dann zieht euch aus und fickt euch gegenseitig!“ Diese Sätze fielen zu einem Zeitpunkt, an dem der durchschnittliche Cro-Fan schon längst bei der Chimperator-Betriebsweihnachtsfeier in der Schräglage war. Denn das „Real Motherfucking X-Mas Festival“ konnte man gut und gerne als einen Clash der Stile bezeichnen.

 

Ein spärlich geschmückter Weihnachtsbaum sollte der Bühne einen Hauch von Weihnachtsstimmung verleihen. Das haben die als Weihnachtsmänner verkleideten Black’n’Proud und Kaas jedoch besser hinbekommen. Erstere führten mit Moderationen, die manchmal eher auf die Jugendhausbühne gehört hätten, aber gerade deshalb so sympathisch wirkten, durch den Abend.

 

Und was war das für ein Abend?! Man hatte förmlich das Gefühl, dass die Stuttgarter Rap-Fans, ihre Wunschzettel nicht an den Nordpol, sondern an die Veranstalter von Chimperator geschickt haben. Mit der neuen Reimgeneration um Cro, Ahzumjot und Olson standen drei der derzeit gehyptesten Rapper des Landes auf der Bühne. Tua spielte sich souverän durch sein Programm und bewies erneut, dass er ein musikalisches Ausnahmetalent ist. Und Taktloss machte genau das, was Taktloss eben macht und schockte deshalb ungefähr niemanden mehr.

 

Ahzumjot füllte den ersten Slot mit einer kurzweiligen Playlist aus, die selbstverständlich vor allem Songs seines im September erschienen Albums „Monty“ beinhaltete. Unterstützt wurde er dabei von einem engagierten Crusoe, den viele eher als 50% von eou kennen. Im Anschluss begeisterte Olson, der seit seiner vor kurzem veröffentlichten EP „40213“ auf den Zusatz „Rough“ verzichtet, mit einer energiegeladenen Show, die zwischen rockiger Massenanimation und pathosgeschwängertem Seelenstriptease pendelte.

 

Und dann kam Cro! Sein erster richtiger Auftritt in der baden-württembergischen Landeshauptstadt seit sein Hype mit „Easy“ so richtig ins Rollen kam. Der Pandamaskenträger löste ein, was Videos und Mixtapes im Vorfeld versprochen hatten. Der 19jährige feuerte – obwohl er erst seit kurzem auf dem Radar der Musik-Hörer ist – eine beachtliche Ladung an Hits ab. Songs wie „Einmal um die Welt“, „Kein Benz“ und „Allein“ brachten die anwesende Damenwelt samt ihrer Freunde zum Feiern und Tanzen. Da hatte es Tua verständlicherweise schwer, das Publikum bei der Stange zu halten. Der Orson machte seine Sache trotzdem ausgesprochen gut und zog das Publikum auch ohne Back-Up und DJ im Alleingang in seinen Bann. Das nach jedem Auftritt eine Zugabe fordernde Publikum, lies auch Tua nicht ohne eine Zusatzrunde von der Bühne.

 

Mit gepflegtem Vollbart und Sonnenbrille betrat anschließend der Headliner das Gebäude. Gefühlte hundert Mal schoss Taktloss mit dem Mikrofonständer in die Menge und kommentierte seine gespielten Exekutionen mit: „Ihr seid nicht totzukriegen!“ Man hatte das Gefühl, dass die eine Hälfte des Publikums auf TAK gewartet hätte, als wäre der Heiland zurück. Die Andere verlies lieber gleich bestückt mit Dreieck-T-Shirts die Röhre. Eine knappe Stunde präsentierte Taktloss ein Set aus seiner 20jährigen Schaffenszeit und schickte mit der ständigen Frage „Was macht mein Label?“ nicht alle Gäste mit einem guten Gefühl in die Weihnachtsferien.

 

Chimperator Productions bewiesen mit dem „Real Motherfucking X-Mas Festival“ ein weiteres Mal, dass sie nicht mehr aus Stuttgart wegzudenken sind. Die momentan angesagtesten Rapper der Republik und eine Legende, die Ihresgleichen sucht, ergaben zusammen ein Line-Up, das nicht zu Unrecht schon Tage vor der Veranstaltung für ein ausverkauftes Haus sorgte. Da dürfen sich die Affen über die Feiertage getrost zurücklehnen und auf ein Jahr voller Erfolge zurückblicken. Stuttgart dankt!

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