Review: Entwined

Ein Fisch und ein Vogel wollen Liebe machen, es mag aber nicht so recht funktionieren. Im neuen PlayStation-4-Game „Entwined“ hilft der Spieler bei der Seelenvereinigung weiter.

 

 

„Always together, forever apart“ heißt es auf dem Startbildschirm und könnte mit zwei zugedrückten Augen glatt als Inhaltsangabe von „Entwined“ durchgewunken werden. Denn die Geschichte – sofern man sie so nennen kann – erzählt von einem Vogel und einem Fisch, die ineinander verliebt sind, jedoch niemals zusammen sein können. Der Spieler muss sie durch neun Leben steuern, um ihre Seelen zu vereinigen. Klingt irre, ist es auch und möchte den Spieler verzaubern wie einst ein „Journey“. Aus dem Nichts kam „Entwined“ direkt nach der E3 als Download-Titel exklusiv für die PS4 in den PlayStation-Store. Ein wirklicher Hype blieb bisher jedoch aus. Das Spiel ist das erste Projekt von Pixel Opus, ein Studio, das im März dieses Jahres von Sony gegründet wurde und laut New York Times aus Sony-Praktikanten besteht, die ehemals Game Design studiert haben. Übungsarena und Talentschmiede zugleich?!

 

Ähnlich wie in „Brothers: A Tale Of Two Sons“ steuert man die beiden Spielfiguren, einen Fisch und einen Vogel, mit jeweils dem linken und dem rechten Analog-Stick durch die bunten und atmosphärischen Levels. Jedes Level ist dabei in drei Phasen geteilt: Zu Beginn muss der Spieler mit beiden Lebewesen Flächen durchfliegen, bis die Energieleisten beider Tiere aufgeladen sind. Ist dies geschehen, nimmt die Geschwindigkeit zu und besagte Flächen müssen weiter durchflogen werden, um die Verliebten zu einem grünen Drachen zu vereinen. Anschließend wird das neugeschaffene Fantasiewesen aus dem linearen Gang in eine 3D-Welt befördert, in der er Energiekugeln einsammeln muss, mit deren Hilfe er sich aus dem Level in das nächste befreien kann. Neun dieser innerhalb von zwei Stunden durchspielbaren Levels gibt es in „Entwined“. Zwei Stunden für 7,99 Euro ist nicht gerade ein Schnäppchen, zum Glück gibt es neben dem eigentlichen Story-Modus noch die anspruchsvollen Herausforderungen. Diese ermöglichen die Rekordjagd in fünf verschiedenen Arenen und strecken das Spiel je nach Können des Spielers gut und gerne noch einmal um fünf Stunden.

 

Das Gameplay ist einfach aber fesselnd. Die sphärische Musik reagiert auf das Spielverhalten, was einem teilweise das Gefühl gibt, man würde die Musik selber steuern und die Finger am Pad einen verdrogten Tanz aufführen lassen. Das Ganze schwankt zwischen Tiefenentspannung in den simplen Abschnitten und Controller-gegen-die-Wand-werfen in den kniffligen Momenten. Grobmotoriker finden in „Entwined“ ihre Nemesis. Der PS4-Controller kann einen darüber hinaus bei besonders schwitzigen Händen in den Wahnsinn treiben. Ein Abrutschen von den Analog-Sticks ist bei vom Spiel entsprechend geforderten Manövern keine Seltenheit. Die Optik entschädigt jedoch und simuliert mit ihren farbenfrohen Windows-Media-Player-ähnlichen Visualisierungen einen ordentlich LSD-Trip. Oder zumindest etwas, was sich Nicht-Konsumenten unter einem LSD-Trip vorstellen. Das Gefühl für Zeit kann beim Spielen durchaus verloren gehen.

 

„Entwined“ macht süchtig und ringt dem Spieler den Satz „nur noch eine Runde“ des Öfteren ab. 7,99 Euro sind für eine wirklich kurze Kampagne und gerade einmal fünf Bonus-Level jedoch deutlich zu viel. Ein Geheimtipp für Zwischendurch ist die seltsame Liebesgeschichte von Fisch und Vogel trotzdem.

 

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