Money Boy in Freiburg: Die Kontrolle völlig verloren

16.5.2015 - Freiburg, Hans-Bunte-Areal

Money Boy hat seinen Tank vergangenen Samstag mit Red Bull gefüllt und einen Ausflug nach Freiburg gemacht. Breisgaus Jugend nahm den Chicken Man in Empfang und feierte gemeinsam mit ihm im Hans-Bunte-Areal.

 

Pünktlich um halb neun öffnete das Hans-Bunte-Areal – mitten im Freiburger Industriegebiet Nord – die Pforten, um die ersten paar Dutzend Fans eintreten zu lassen, die ihre Minderjährigkeit auch nicht hinter starker Schminke und in Wasserflaschen umgefülltem Schnaps verstecken konnten. Die Frage nach dem Alter der Gäste war für die Eingangskontrolle wohl mindestens genauso spannend, wie für manch andere die nach der Zusammensetzung des Publikums. Am Ende war es, wie man es erwartet hatte: Auf jeden sechsten Teenie, der schon morgens den Swag aufdreht und nachmittags die Mathehausaufgaben macht, kam ein vermeintlich sensationsgeiler Besucher älteren Semesters, der sich mit dem Lösen eines Tickets den Gag des Jahres erhofft hatte. Und eines gleich vorweg: Für einen Gag war die Veranstaltung zu langatmig und teuer.

 

Obwohl der Boy noch einige Stunden vor der Veranstaltung über die sozialen Medien auf eine starke Limitierung der Abendkassentickets hinwies, zeigte sich, dass der Club zu groß für die Menge an Money-Boy-Anhängern war. Dennoch fanden sich überraschend viele und vor allem feierwütige Fans des Wieners ein, die sich schon vor Konzertbeginn mit Sprechchören in Fahrt brachten. Hier durften sich die Land- und Vorstadtkids noch vorbehaltlos cool fühlen, ohne Angst haben zu müssen, von Bauchtaschenträgern mit Boxerschnitt auf die Fresse zu bekommen, wenn sie frenetisch Punchlines von Großstadtrappern mitbrüllen. Auf das DJ-Warm-Up-Programm hätte das junge Gemüse aber verzichten können. Zumal die Sorge um den letzten Zug ins Heimatdorf einige der jungen Hüpfer dazu zwang, die Rückreise sogar noch vor dem ersten Track des Boys anzutreten. Matthias Reim würde sagen: „Shit happens und weiter geht’s.“

 

 

Nach dem Vorprogramm von MC Smook und Hustensaft Jüngling, der für einen Schluck aus der Flasche immer wieder seine Parts unterbrach, kam Money Boy in hochgezogenen Strümpfen, kurzen Hosen mit Sternchenmuster, blauem XXL-T-Shirt und Anglermütze auf die Bühne. Doppelkinn, Wampe und ein leerer Blick ließen recht schnell Rückschlüsse auf den nicht ganz fitten und vor allem nüchternen Zustand des Österreichers zu. In einer Mischung aus Playback, Brüllen und Gangshouts wütete Money Boy einmal quer durch seine Diskografie. Das machte für beobachtende Zaungäste spätestens nach dem zweiten Song keinen Spaß mehr und nervte nach den drei Stunden Programm wie Menschen, die Chuck-Norris-Facts immer noch für den heißen Scheiß der Saison halten. Trotz bereits zurückliegender Entschuldigung über Twitter wurden erneut German-Wings-Witze gerissen, DCVDNS und Toony angepöbelt, um anschließend gemeinsam mit dem höchst aktiven Publikum „Dicke Eier“ abzufeiern. Die finalen zwanzig Minuten des Konzertes waren heilloses Chaos, die durch den lallenden und in seinen Aussagen völlig realitätsfernen Money Boy ad absurdum geführt wurden. Die durchchoreografierte Herzblutangelegenheit eines Vollzeitkünstlers sieht vermutlich anders aus.

 

 

Ob die als „stupid bitches“ bezeichneten Mädchen, die sich an diesem Abend zugedröhnt und brüstewackelnd auf der Bühne präsentierten, diesen Tag mit Stolz in Erinnerung behalten werden, ist fraglich, ob die Veranstalter bei diesem jungen Publikum getränketechnisch einen Reibach gemacht haben ebenso. An diesem Abend war jedenfalls alles komisch und definitiv nichts Gucci. Menschen, die Money Boy immer noch für einen Swag aufdrehenden Witz halten, sollten kein Konzert des Rappers besuchen. Es wäre eine herbe Enttäuschung, da Money Boy in den letzten vier Jahren tatsächlich zu gut geworden ist. Der Typ, der pro Tag gefühlt zwei Mixtapes auf die Downloadportale deines Vertrauens stellt, lebt mittlerweile voll und ganz in seiner Welt aus Trap, Fast Food und synthetischen Drogen. Trotzdem bleibt spätestens nach diesem Abend das Gefühl zurück, dass der 33-jährige Sebastian Meisinger die Kontrolle über Money Boy verloren hat. Zu viel Alkohol, zu viele Drogen und eine fußballmannschaftsgroße Entourage, die auf seine Kosten Mädels abschleppt: Money Boy ist nicht um sein Leben zu beneiden!

 

1 Comments

  1. Trotzdem bleibt spätestens nach diesem Abend das Gefühl zurück, dass der 33-jährige Sebastian Meisinger die Kontrolle über Money Boy verloren hat.
    nuff said.

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