Reviews: Marcus Wiebusch, Brody Dalle & Kollegah

Wieder sind einige Wochen ins Land gegangen, in denen hochkarätige Musikalben auf den Markt gekommen sind. Drei Highlights aus den unterschiedlichsten Genres präsentiere wir euch nun in Kurzreviews: Marcus Wiebusch mit seinem ersten Soloalbum „Konfetti“, Josh-Homme-Gattin Brody Dalle mit „Diploid Love“ und der Boss der Bosse Kollegah mit „King“.

 

Marcus Wiebusch „Konfetti“

Nachdem sich sein Freund und Labelkollege Thees Uhlmann mit zwei Solowürfen von den Ketten seiner Band befreite, möchte nun auch Kettcar-Frontmann Marcus Wiebusch zeigen, was er im Alleingang zu leisten imstande ist. Der Opener „Off“ oder die vertonte Revenge Of The Nerds „Nur einmal rächen“ schlagen dabei in eine musikalisch ähnliche Kerbe, wie man es von Kettcar kennt. Richtig spannend wird es dagegen, wenn Wiebusch Dinge probiert, die er sich im Proberaum mit Erik, Reimer, Lars und Christian wohl nicht getraut hätte. Wenn er beispielsweise in „Jede Zeit hat ihre Pest“ seinen inneren Rapper zum Vorschein bringt oder mit „Haters Gonna Hate“ elektronischen Klängen huldigt. Das große Highlight bleibt jedoch „Der Tag wird kommen“, das mit seinen knapp acht Minuten Spielzeit zum epischen Statement für Homosexualität heranwächst. Marcus Wiebusch erzählt darin die Geschichte eines jungen Fußballers, der zum Profispieler wird und aufgrund des Druckes von außen nicht offen mit seiner Sexualität umgehen kann. „Konfetti“ ist ein poppiges Album mit schönen Melodien und energischen Fanfaren geworden, das inhaltlich – mit Ausnahme von „Der Fernsehturm liebt den Mond“ – weder beliebig noch anbiedernd wirkt. Gute Leistung das alles.

 

 

Brody Dalle „Diploid Love“

Ende April erschien mit „Diploid Love“ Brody Dalles erstes Soloalbum. Und auch ohne ihre Bands – den Distillers und Spinnerette – legt die Australierin eine Topform an Tag, die den Kopf zum Wippen bringt wie Nackenklatscher von Vitali Klitschko. Mit was für einer Energie Brody Dalle gleich zu Beginn in den Ring steigt, ist absolut mitreißend. „Rat Race“ und „Underworld“ wirken nicht nur dank der schnittigen Bläser und pumpenden Gitarrenspuren wie zwei Dampfwalzen mit der Höchstgeschwindigkeit eines Lamborghinis. Da ist es geradezu befreiend, wenn die Gattin von Josh Homme in „I Need Your Love“ das Tempo herausnimmt oder mit dem Abschlussstück „Parties For Prostitutes“ den vertonten Rausschmeißer spielt. Die neun Tracks verteilt auf 41 Minuten wirken zwar eher wie eine verlängerte EP, funktionieren jedoch nach dem Motto: „No filler, all killer.“ Mit Beiträgen von unter anderem Nick Valensi (The Strokes), Shirley Manson (Garbage) und Michael Shuman (Queens Of The Stone Age) ist die Gästeliste darüber hinaus prominent besetzt, was bei Dalles musikalischer Qualität aber nicht nötig gewesen wäre. Musik für junge Eltern mit tätowierten Unterarmen und Menschen, die ihre Coming-Of-Age-Phase schon seit einigen Semestern hinter sich haben, die Kellerclubs ihrer Stadt aber trotzdem noch kennen.

 

 

Kollegah „King“

Nach einer Promo-Phase, die in der Deutschrap-Szene bisher seines Gleichen suchte, brachte der selbsternannte Boss der Bosse Kollegah am 9. Mai sein viertes Soloalbum „King“ in die Plattenläden und Downloadshops. In der Tradition der „Zuhältertapes“ stehende Battle-Tracks mit unverschämt hoher Punchlinedichte treffen dabei auf inhaltlich stärkere Songs wie „Du bist Boss“ oder „Regen“. Mit „Königsaura“ schuf Kollegah gar die Fortsetzung von „Bossaura“ und unterstreicht damit eindrucksvoll, weshalb ihm in Sachen Wortspiele in Deutschland niemand das Wasser reichen kann wie in einem Restaurant mit Selbstbedienung (tschuldigung). Doubletime-Passagen und Flows, die so gut wie noch nie mit den Beats harmonieren, runden das Gesamtpaket vollends ab. Diese 20 Tracks verteilt auf 74 Minuten mit verschachteltem und technisch hochversiertem Rap sind nicht immer gänzlich unanstrengend, weshalb „King“ mehrere Hördurchgänge bedarf, um alle Zeilen wahrnehmen zu können. An der Feature-Front schafft Kollegah mit unerwarteten Beiträgen von Favorite, Casper und vor allem The Game weitere Verkaufsargumente, die das Album eigentlich nicht bräuchte. Was das Handwerk eines Rappers angeht, die momentane Top-Adresse in der Bundesrepublik.

 

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